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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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von Sinnen sei, war doch alles dummes Geschwätz. Sie wusste ganz genau, dass sie mich nicht eine Sekunde lang würde täuschen können. Und wenn sie noch so zuckersüß tut wie vorhin – mir macht sie nichts vor. Wer im Stande ist, seine Eltern und seine Schwester umzubringen, würde nicht mit der Wimper zucken, Sie oder mich aus dem Weg zu räumen. Deshalb habe ich eben nichts mehr gesagt.«
    Daisy schluckte. Irgendwie klang Mavis’ Theorie ziemlich logisch. Andererseits hatte sie auch einige der Ungeheuerlichkeiten, die sie ihr über Josie erzählt hatte, für wahr gehalten, doch aus Ellens Mund hatte sich manches ganz anders angehört.
    »Und was ist mit den amtlichen Dokumenten, den Schecks und solchen Dingen, die sie unterschreiben musste?«, gab sie zu bedenken. »Wie hätte sie das bewerkstelligen sollen?«
    »Eine Unterschrift kann man fälschen«, erwiderte Mavis schulterzuckend. »Denken Sie doch nur an all die Kreditkartenbetrüger. Wenn Josie clever genug war, ihren eigenen Tod zu inszenieren, dann hat sie auch die Sache mit der Unterschrift hingekriegt.«
    Daisy grübelte über Mavis’ Worte nach. Sie konnte diese Geschichte nicht glauben, das hörte sich viel zu sehr nach Melodram an. Außerdem müsste jemand schon äußerst rücksichtslos oder halb wahnsinnig sein, um so einen Plan umzusetzen. Sich jahrelang für einen anderen auszugeben, erforderte Nerven aus Stahl, schauspielerische Fähigkeiten und eine unglaubliche Willenskraft. Aber nach den Geschichten zu urteilen, die sie über sie gehört hatte, schien Josie ein schwacher, sogar einfältiger Mensch gewesen zu sein.
    Um fünf Uhr kam Harriet nach Hause. Sie war groß und schmal und sah ihrem Bruder Tim ähnlich. Harriet trug eine Brille mit Metallgestell und hatte das blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als sie ihre blasse, angespannte Großmutter erblickte und hörte, was geschehen war, wies sie Daisy scharf zurecht.
    »Sie ist eine alte Dame. In ihrem Alter hat man ein Recht auf Ruhe und Seelenfrieden. Nach allem, was Ellen ihr angetan hat, war dieses Treffen keine gute Idee. Sie sehen ja, was dabei herausgekommen ist. Jetzt ist sie übergeschnappt.«
    »Ich bin nicht übergeschnappt«, protestierte Mavis entrüstet. »Ihr solltet die Polizei benachrichtigen, damit die Frau verhaftet wird. Sie ist eine Mörderin.«
    Daisy wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte. Obgleich sie Mavis keineswegs für übergeschnappt hielt, glaubte sie andererseits auch nicht, dass Ellen in Wirklichkeit Josie war. Sie würden sich mit der Geschichte doch nur lächerlich machen, wenn sie die Polizei riefen.
    Sie folgte Harriet in die Küche, entschuldigte sich für die Aufregung und ging noch einmal Mavis’ Theorie durch. »Glauben Sie, dass es so gewesen sein könnte, wie Ihre Großmutter meint? Ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zu so etwas fähig wäre, schon gar nicht so ein geistiges Leichtgewicht wie Josie, ein drogenabhängiges Model. Aber Sie kennen Ihre Großmutter besser als ich, und die Pengellys müssen Sie auch gekannt haben.«
    »Ich kenne meine Großmutter sehr gut, da haben Sie Recht«, stimmte Harriet zu. »Sie hat einen scharfen Verstand, aber sie liest auch zu viele Krimis. Die Pengellys hab ich nie kennen gelernt; ich war nicht so oft in Cornwall wie Tim, doch ich erinnere mich noch gut, wie sehr sie Ellens Verhalten nach dem Feuer gekränkt hat. Sie hat einen Schock und ist verwirrt, das ist alles. Jahrelang hat sie sich wegen dieser Frau den Kopf zermartert und sich gesorgt, und ihren Mann hat sie in dieser Zeit auch noch verloren. Dann platzen Sie plötzlich in ihr Leben, die alten Wunden brechen wieder auf, und jetzt führen Sie sie auch noch mit Ellen zusammen. Das war einfach zu viel. Als ob eine Sicherung durchbrennt.«
    »Was sollen wir denn jetzt tun?« Daisy war den Tränen nahe, sie schämte sich furchtbar, weil sie für das Chaos verantwortlich war. »Die Polizei rufen?«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich«, fuhr Harriet sie an. »Gehen Sie nach Hause, Daisy. Für heute haben Sie genug Schaden angerichtet. Ich werde Granny ins Bett bringen und vorsichtshalber den Arzt rufen.«
    Daisy schlich wie ein geprügelter Hund aus dem Haus. Als sie sich der North Circular Road näherte, über die sie am schnellsten nach Chiswick zurückgekommen wäre, überlegte sie es sich plötzlich anders. Irgendetwas zog sie zu Ellen. Sie wollte eigentlich nicht zu ihr fahren – bestimmt war sie noch

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