Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
palastähnlichen Ferienhaus in Swanpool bei Falmouth. Als der Krieg ausbrach, siedelte Mrs. Soames mit den Kindern und der Erzieherin nach Cornwall über, weil es dort sicherer als in London war.
Die Einheimischen waren der Ansicht, Mutter und Erzieherin seien mit den drei ältesten Kindern, darunter die vierzehnjährige Clare, überfordert gewesen. Die drei machten die ganze Gegend unsicher und stellten andauernd etwas an, bis schließlich der Vater ein Machtwort sprach und die beiden Jungen in ein Internat steckte. Clare jedoch war nicht zu bändigen. Der Wildfang wuchs zu einer übermütigen jungen Dame heran, der man zu viel durchgehen ließ und die sich lauter alberne, romantische Vorstellungen von Cornwall und seinen Fischern und Farmern machte. Sie habe Gedichte geschrieben, hatte Violet gehört, und Aquarelle gemalt. Man habe sie oft auf einem Hocker am Hafen sitzen und pittoreske Szenen malen sehen.
Es war der Gärtner der Soames’, der überall herumerzählte, wie Clare ihren Eltern mitgeteilt habe, sie habe eine Affäre mit Albert Pengelly. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Mr. Soames drohte damit, sie zu enterben, wenn sie nicht Vernunft annehme, und Mrs. Soames bekam einen hysterischen Anfall. Doch Clare gab nicht nach. Entweder sie stimmten einer Heirat zu, erklärte sie ihren Eltern, oder sie werde in Sünde mit Albert zusammenleben.
Die Einwohner von Falmouth waren sprachlos. Albert war zehn Jahre älter als Clare und Besitzer einer halb verfallenen Farm. Was konnte ein wohl erzogenes junges Mädchen aus besseren Kreisen, das dafür bestimmt zu sein schien, eine gute Partie zu machen, an einem primitiven Bauern wie Albert finden?
Als sich die beiden in der Kirche von Mawnan Smith trauen ließen, wurde getuschelt, Clare müsse schwanger sein – deshalb seien auch ihre Eltern der Hochzeit fern geblieben. Falls sie tatsächlich schwanger gewesen sein sollte, musste sie das Kind verloren haben, denn Ellen kam erst Anfang des Jahres neunzehnhundertsiebenundvierzig zur Welt, zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit, die für so viel Gesprächsstoff gesorgt hatte. Violet konnte sich gut an die Geburt des Mädchens erinnern, weil Albert an diesem Tag zum ersten Mal so richtig aus sich herausgegangen war. Er schwärmte ihr von seiner kleinen Tochter vor und sagte, er sei der glücklichste Mann in Cornwall.
Ein Jahr später wurde das zweite Kind, ein Junge, geboren. Doch diesmal kam Albert nicht zum Feiern in den Pub. Gerüchte machten die Runde. Nachbarn der Pengellys behaupteten, Clare benehme sich merkwürdig, es schien, als bereute sie es, ihre Familie und das luxuriöse Leben für Albert aufgegeben zu haben. Und wenig später verbreitete sich die furchtbare Nachricht, sie habe sich, ihren kleinen Sohn in den Armen haltend, in den Tod gestürzt. Ellen war damals etwa vierzehn Monate alt gewesen.
Violet setzte sich in den Bus nach Mawnan Smith. Sie mache sich Sorgen um Albert, erzählte sie jedem, der es hören wollte, weil es doch sicher schwer für ihn sei, allein mit einem Kleinkind und der vielen Arbeit auf der Farm. Mitgefühl war jedoch nicht ihr wahres Motiv. Albert faszinierte sie, er besaß eine Farm, was für sie gleichbedeutend mit Geld war, und sie wusste, es war unwahrscheinlich, dass er sie in seiner Verzweiflung wegschicken würde.
Albert war tatsächlich halb betäubt vor Kummer, verstört, verängstigt und völlig überfordert: Er musste den Tod seiner Frau verkraften, die Farmarbeit bewältigen und sich um die kleine Ellen kümmern. Violet bot ihm ihre Hilfe an, und es dauerte keine Woche, da teilte sie mit ihm das Bett.
Später fragte sie sich oft, wie sie so blind hatte sein können. Sie war Albert von Anfang an gleichgültig gewesen, das Farmhaus war noch primitiver als das, in dem sie als Kind gewohnt hatte, Geld war keins da, und das Leben auf der Farm war viel härter, als sie es sich vorgestellt hatte.
Mit Ellen hingegen, einem fröhlichen, unkomplizierten Kind, kam sie wunderbar zurecht, und sie mochte sie sehr. Eines Tages stellte sie fest, dass sie schwanger war. Sie konnte es nicht fassen, weil ihre Periode während der ganzen Zeit in Plymouth, als sie mit so vielen Männern zusammen gewesen war, nicht ein einziges Mal ausgeblieben war, sodass sie schon gedacht hatte, sie sei unfruchtbar.
Albert erklärte sich mit einer Heirat einverstanden, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass es für ihn eine reine Vernunftehe war. Neben Clare konnte sie nicht bestehen, das
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