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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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seinem Wecker. »Gleich Viertel nach zehn. Scheiße, ich hab glatt die Zeit vergessen.«
    Ellen sprang panisch auf und raffte ihre Sachen zusammen. Es fühlte sich so klebrig an zwischen ihren Beinen, aber es war ihr peinlich, ihn zu fragen, ob sie sich waschen dürfe. Pierre musste ihr den BH zuhaken, weil ihre zitternden Hände es nicht schafften. Dann zog er den Reißverschluss ihres Kleides zu und fand ihre Schuhe. »Ich bring dich zur Haltestelle. Keine Bange, den kriegen wir schon noch.«
    Im Nu hatte er sich angezogen. Er führte Ellen an der Hand aus dem Wohnwagen und zwischen den geparkten Lastwagen hindurch.
    »Das letzte Stück geh ich besser allein«, erklärte sie schnaufend, als sie die Straße entlangrannten. »Samstagnacht ist der Bus immer voll, und ich will, dass mein Vater das mit uns von mir und nicht von einem anderen erfährt.«
    Er gab ihr zum Abschied einen letzten flüchtigen Kuss. Erst als sie sich im Bus atemlos auf einen Sitz fallen ließ, fiel ihr ein, dass sie nicht ausgemacht hatten, wann sie sich das nächste Mal treffen wollten.
    Als Ellen am Sonntagmorgen aufwachte, regnete es in Strömen. Ihr Vater war bei ihrer Heimkehr zum Glück noch nicht zurück gewesen. Beim Anblick ihres zerknitterten Kleides und ihrer völlig zerzausten Haare hätte er ihr vermutlich einige Fragen gestellt. Er war kurz nach ihr nach Hause gekommen. Sie hatte sich schlafend gestellt, als er einen Blick in ihr Zimmer geworfen hatte. Aber sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Sie lag da und lauschte den Schreien der Eulen, den Geräuschen der Nachttiere, dem Schnarchen ihres Vaters und dem allmählich aufkommenden Wind, der nach wochenlanger Trockenheit Regen brachte.
    Die Sonntage verliefen immer nach dem gleichen Schema. Die einzige Arbeit, die ihr Vater an diesem Tag erledigte, war das Kühemelken. Gleich danach zog er seine besten Sachen an, ging mit der Familie in die Kirche, und anschließend gab es daheim eine üppige Mahlzeit. Nachmittags hielt er meistens ein Nickerchen im Sessel. An dieser Tradition hatte sich auch nach Violets Abreise nichts geändert. Ellen wusste, selbst wenn das Wetter schön gewesen wäre, hätte ihr Vater ihr nicht erlaubt, nachmittags nach Falmouth zu fahren. Sie würde sich bis Montag gedulden müssen, was ihr wie eine halbe Ewigkeit vorkam.
    Im Gottesdienst schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Pierre ab, und ihr Vater musste sie mehrere Male anstupsen, weil sie die Antwortstrophen nicht mitbetete oder sitzen blieb, während alle anderen sich hinknieten.
    War es ein Fehler gewesen, mit Pierre zu schlafen? Liebte er sie wirklich? Würden sie heiraten und bis an ihr Lebensende glücklich miteinander sein? Sie hatte nicht das Gefühl, etwas Schlechtes getan zu haben, und allein der Gedanke an ihn zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Dennoch ahnte sie, wie viele Probleme auf sie zukommen würden: Ein Zirkusartist war nicht der Schwiegersohn, den ihr Vater sich wünschte. Das würde ihn gegen Pierre einnehmen, noch bevor er ihn kennen lernte, und er würde ganz sicher auch nicht damit einverstanden sein, dass sie mit Pierre durch die Lande zog.
    Trotz allem war Ellen zuversichtlich. Pierre hatte selbst gesagt, er suche Ruhe und Abgeschiedenheit, und seine vielen Talente konnten auf einer Farm nützlich sein. Vielleicht wäre ihr Vater bereit, ihm eine Chance zu geben, wenn sie ihn davon überzeugen könnte, dass sie diesen Mann liebte.
    »Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«, fragte Albert beim Essen. »Du hast heute kaum ein Wort gesprochen.«
    Ellen schaute auf und öffnete schon den Mund, um ihm zu erzählen, sie habe jemanden kennen gelernt. Doch der misstrauische Ausdruck in seinen Augen hielt sie davon ab. Es war noch zu früh. Was, wenn er aus der Haut fuhr und ihr verbot, Pierre wiederzusehen? Sie würde noch ein paar Wochen warten.
    »Ich hab gerade an die Kartoffeln gedacht«, flunkerte sie. »Ich muss morgen arbeiten. Glaubst du, du kannst sie allein ausgraben?«
    »Die, die ich gerodet hab, hab ich alle schon aufgelesen. Die anderen können ruhig noch eine Weile im Boden bleiben. Spätestens heute Abend wird es sowieso aufhören zu regnen.«
    Ellen hatte die Stille auf der Farm nie gestört, aber an diesem Sonntagnachmittag kam sie ihr unerträglich vor. Nachdem ihr Vater im Sessel eingenickt war, ging sie in ihr Zimmer hinauf, setzte sich auf die Fensterbank und schaute in den strömenden Regen hinaus. Die Aussicht hob ihre Laune normalerweise,

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