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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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Wohnwagen, alles war verschwunden.
    In panischem Entsetzen lief sie über die Straße und schmetterte ihr Rad hin. Nichts. Die Pferdekoppeln waren abmontiert worden, und wo die Wohnwagen gestanden hatten, breitete sich ein Flickenteppich aus gelbem, niedergetrampeltem Gras aus. Die Lkw-Reifen hatten tiefe Spurrillen im Boden hinterlassen, Teile der Wiese waren durch den starken Regen in Schlammgruben verwandelt worden; ein Mist- und ein Abfallhaufen waren zurückgeblieben, leere Dosen und Flaschen, Verpackungen von Süßigkeiten, Stiele von Zuckerwatte, Zigarettenschachteln und ein paar Programmhefte. Vögel pickten eifrig Krumen auf, und ein Hund schnüffelte an einer überquellenden Mülltonne.
    Ellen stand da wie vom Donner gerührt, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ein Lufthauch trieb einen roten Ballon über das Gras. Er kam ihr wie ein Symbol für ihre Verlassenheit vor; bald würde er gegen irgendetwas Spitzes stoßen und zerplatzen.
    Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass sie heute abreisen würden? War sein »Ich liebe dich« nur leeres Gerede gewesen?
    Auf der anderen Seite der Wiese bemerkte sie einen kleinen Pritschenwagen und einen Mann, der die Abfälle einsammelte. Sie rannte hinüber, weil sie dachte, er gehöre zum Zirkus, doch als sie näher kam, sah sie an seinem Overall, dass er von der Stadtverwaltung war.
    »Wann sind sie denn weggefahren?«, fragte sie den Mann. Er war klein und stämmig und hatte ein wettergegerbtes Gesicht.
    »Gestern. Schöne Sauerei ha’m die zurückgelassen, und ich muss’e ganz allein aufräumen.« Er sprach den Dialekt der Einheimischen und hatte einen leichten Sprachfehler. Er schien ein wenig beschränkt zu sein.
    »Wissen Sie vielleicht, wo sie als Nächstes auftreten werden?«
    »Woher soll ich ’n das wissen, die fahr’n doch inner Gegend rum wie Zigeuner.«
    »Aber irgendjemand muss es doch wissen.« Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Wem gehört denn die Wiese hier?«
    »Weiß nich’.« Er schüttelte den Kopf. »Ich soll hier bloß sauber mach’n, mehr nich’.«
    Ellen trottete schluchzend zu ihrem Fahrrad zurück. Sie zitterte am ganzen Körper. Doch obwohl sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, wusste sie, sie hatte Pierre gesagt, sie würde Montag den ganzen Tag im Kiosk sein. Dass er nicht gekommen war, um sich von ihr zu verabschieden, konnte nur eins bedeuten: Sie war ihm gleichgültig.

7. Kapitel
     
    E s war kurz nach ein Uhr an diesem zweiten Sonntag im September. Ellen pflückte gerade im Garten ein paar Minzeblätter für den Lammbraten, als sich ein Wagen näherte.
    Ihr Herz machte einen kleinen Satz wie bei jedem Motorengeräusch, das sie in den letzten vier Wochen gehört hatte. Ob das Pierre war?
    Aber warum sich etwas vormachen? Hätte sie ihm wirklich etwas bedeutet, wäre er nicht ohne ein Wort fortgegangen. Selbst wenn er es aus irgendeinem Grund an jenem Tag nicht geschafft hatte, zum Strandkiosk zu kommen, so hätte er ihr wenigstens schreiben können. Und trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf.
    Es kam ihr so vor, als hätte sich eine schwarze Wolke über sie gesenkt, seit er fort war. Sie hatte keinen Appetit, konnte nicht schlafen, hatte zu nichts Lust. Sie sagte sich immer, sie würde ihn bestimmt bald vergessen, weil sie ja nur so kurze Zeit mit ihm zusammen gewesen war. Doch es half nichts. Die Wunde war noch so frisch und tief wie vier Wochen zuvor. Warum nur hatte er ihr vorgeschwindelt, sie sei etwas Besonderes für ihn? Das ergab einfach keinen Sinn für sie.
    Es war ein warmer, sonniger Tag, und sie trug ein neues Kleid, das sie selbst geschneidert hatte. Es war nur ein einfaches ärmelloses, gerade geschnittenes Kleid, aber aus einem hübschen, grün und weiß bedruckten Baumwollstoff. Die Idee dazu war von Mrs. Peters gekommen. Vor etwa drei Wochen hatte sie Ellen im Dorf getroffen und anscheinend gespürt, dass es ihr nicht gut ging. Jedenfalls hatte sie sie zu einer Tasse Tee überredet. Sie sei einfach schrecklich einsam ohne Josie, gab Ellen vor, und da schlug Mrs. Peters ihr vor, zur Ablenkung mit dem Schneidern anzufangen, und bot ihr ihre Hilfe an, falls sie nicht weiterkäme.
    Seitdem war Ellen regelmäßiger Gast im Haus der Peters’. Dass sie Mrs. Peters’ Rat für ihre Näharbeiten brauchte, war nur ein Vorwand. In Wirklichkeit fühlte sie sich bei ihr geborgen, und die Besuche in ihrem Haus lenkten sie von Pierre ab. An diesem Morgen hatte Mrs. Peters ihr in der Kirche zugeflüstert, sie habe

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