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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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erstaunt gewesen. Am meisten jedoch beeindruckte sie das Verständnis, das sie anderen entgegenbrachte. Sie maßte sich kein Urteil an und kritisierte nicht: Sie schien ein unerschöpfliches Reservoir an Toleranz menschlichen Schwächen gegenüber zu besitzen.
    Ellen bewunderte sie auch, weil sie immer gepflegt und attraktiv aussah. Sie interessierte sich nach wie vor für Mode und ging nie ohne Puderdose und Lippenstift aus dem Haus. Dass sie jünger als ihre achtundfünfzig Jahre wirkte, lag aber vor allem an ihren lebhaften blauen Augen und ihrem strahlenden Lächeln. Sie hatte auch eine bezaubernde Stimme und sprach wie eine Nachrichtensprecherin von bbc. Ellen beneidete sie darum.
    Mrs. Peters nickte voller Anteilnahme, als Ellen ihr die Verhältnisse auf der Farm schilderte. »Ach herrje«, seufzte sie. »Ich habe mir natürlich Sorgen um dich gemacht, als ich erfuhr, dass Violet wieder da ist. Aber dann sah ich sie in der Kirche, und sie sah so schick aus. Da dachte ich, vielleicht wird ja doch alles gut.«
    »Sie ist bloß zurückgekommen, weil sie erfahren hat, dass die Farm ein Vermögen wert ist«, entgegnete Ellen nicht ohne Bitterkeit. »Josie ist genauso todunglücklich wie ich. Sie wäre lieber in Helston geblieben. Und Dad hält sich aus allem raus.«
    Sie tranken Tee, und Ellen aß ein Stück selbst gebackenen Kirschkuchen. Und auf einmal platzte sie heraus, sie sei schwanger. Sie wusste selbst nicht, was ihr dieses Geständnis entlockt hatte – vielleicht das Gefühl der Geborgenheit, das dieses Haus ihr vermittelte, oder Mrs. Peters’ Freundlichkeit. Vielleicht auch die Erkenntnis, dass es sowieso bald alle sehen würden und es besser wäre, wenn Mrs. Peters es von ihr erfuhr statt von anderen.
    Ellen erschrak selbst über ihre Worte. Fast rechnete sie damit, Mrs. Peters würde sie beschimpfen und vor die Tür setzen. Doch sie zeigte sich weder schockiert noch entsetzt, sondern einfach nur mitfühlend. Behutsam fragte sie, was passiert sei, und Ellen gestand ihr schluchzend die ganze Geschichte.
    Als sie geendet hatte, stand Mrs. Peters auf und setzte sich zu Ellen auf die Armlehne. »Mein armer Schatz«, sagte sie tröstend. Sie nahm sie in die Arme und drückte ihren Kopf an ihre Brust. »Ich hab gleich geahnt, dass etwas nicht stimmt, als du dich nicht mehr gemeldet hast. Sonntags in der Kirche hast du immer so elend ausgesehen, aber da Violet und Josie bei dir waren, konnte ich nie richtig mit dir reden. Dein Geheimnis ist jedenfalls bei mir gut aufgehoben. Ich verspreche dir, von mir erfährt niemand etwas, und ich werde dir helfen, so gut ich kann.«
    Ellen war erleichtert über die Reaktion ihrer mütterlichen Freundin. »Was soll ich nur machen? Ich kann es ja nicht ewig geheim halten.«
    »Nein, das kannst du sicherlich nicht«, erwiderte Mrs. Peters ruhig. »Das Beste wäre natürlich, du würdest dich deinem Vater anvertrauen, aber wahrscheinlich hast du Angst davor, nicht wahr?«
    Ellen nickte. »Zu Hause wird dadurch alles nur noch schlimmer werden. Ich will kein Kind, Mrs. Peters. Nicht, solange ich nicht verheiratet bin und kein eigenes Zuhause habe. Ich könnte das Gerede der Leute nicht ertragen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie über mein Kind tuscheln und es einen kleinen Bastard nennen würden.«
    Mrs. Peters erinnerte sich an die Geschichte, wie Ellen die Wahrheit über ihre leibliche Mutter und deren Tod herausgefunden hatte. Offensichtlich hatte sie die Schmach und den Schmerz noch nicht verwunden, und sie wollte ihrem Kind diese Erfahrung ersparen.
    Mrs. Peters wusste von Frank, ihrem Mann, was für ein ungemütlicher Ort die Beacon Farm war. Sie wusste auch, dass Violet eine intrigante Beißzange war. Wenn Ellen ihr Baby auf der Farm zur Welt bringen musste, würde es vermutlich nicht lange dauern, bis sie sich wie ihre Mutter mitsamt dem Kind das Leben nahm.
    »Es gibt Menschen, die dir helfen können«, erklärte sie sanft. »Du brauchst nicht auf der Farm zu bleiben, es gibt Heime für Mädchen wie dich, wo nette Leute dich beraten und dir bei der Entscheidung, ob du das Baby behalten möchtest oder nicht, behilflich sind.«
    Sie erklärte ihr, was es mit einer Adoption auf sich hatte, und fügte hinzu, das sei eine Möglichkeit, die Ellen vielleicht in Betracht ziehen sollte. »Aber das alles liegt noch in weiter Zukunft. Zuerst müssen wir uns überlegen, wie es jetzt weitergehen soll. Du bist verzweifelt, und daher wäre es das Beste, wenn du so schnell wie

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