Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
wenn sie auch nur einen Funken Verstand hätte, würde sie hierher zurückkehren und Dad klar machen, was für eine Goldgrube die Farm ist.«
Ellen runzelte die Stirn. Die Farm eine Goldgrube? »Das versteh ich nicht. Wie hat Onkel Brian das gemeint?«
»Ich hab es zuerst auch nicht verstanden, aber mein Cousin John hat es mir erklärt. Das Grundstück und seine Lage sind Gold wert, zumindest für jemanden mit Fantasie und dem nötigen Kleingeld zum Investieren. Man könnte ein Hotel oder Ferienhäuser oder so was darauf bauen. Onkel Brian hat die Farm ja nur ein einziges Mal gesehen, aber er kennt sich in der Branche aus. Er schätzt, das Land könnte bis zu einer Million Pfund einbringen, und Dad könnte trotzdem noch einen Teil des Landes für sich behalten, ein Häuschen darauf bauen und weiter eine kleine Landwirtschaft betreiben.«
Ellen war einen Augenblick sprachlos. »Aber Dad wird niemals verkaufen. Mum muss verrückt geworden sein, wenn sie glaubt, sie könnte ihn dazu überreden.«
Josie zuckte mit den Schultern. »Das denk ich auch, doch Mum meint, sie schafft es, und ich soll ihr dabei helfen. Deshalb sind wir zurückgekommen.«
»Und ich freu mich darüber«, erklärte Ellen. Insgeheim befürchtete sie allerdings eine Katastrophe, wenn Josie gegen ihren Willen gezwungen würde, hier zu bleiben.
Josie sprang von dem Felsblock auf, auf dem sie saßen, hob einen Stein auf und schleuderte ihn ins Meer hinaus. »Ich aber nicht. Ich will unbedingt nach Helston zurück. Es gibt da einen Jungen, den ich wirklich gern mag.«
Noch vor sechs Wochen wäre das für Ellen kein triftiger Grund gewesen, doch jetzt dachte sie anders darüber. »O Josie, ich kann dich so gut verstehen!«, seufzte sie.
Dave sei ein Mod, einer jener Jungs, die immer Anzug und Krawatte trugen, erzählte Josie, und er fahre eine Lambretta. Sie schwärmte, wie wundervoll es sei, wenn er sie küsste, und wie grausam, wenn sie ihn nicht sehen konnte.
Ellen nickte nur. Sie konnte Josies Gefühle sehr gut nachvollziehen.
»Ich liebe ihn«, platzte Josie heraus. »Ich überleb das nicht, wenn ich ihn nicht mehr sehen darf!« Plötzlich hielt sie inne und musterte Ellen neugierig. »Du kannst mich so gut verstehen? Was soll das heißen? Hast du auch jemanden kennen gelernt?«
In ihrem Kummer vergaß Ellen alle Vorsicht. Sie erzählte Josie die ganze Geschichte; sie verschwieg nicht einmal, dass sie mit Pierre geschlafen hatte.
»Ellen!« Josie riss die Augen auf. »Das glaub ich einfach nicht! Du bist doch immer die Vernünftigere gewesen.«
»Wer verliebt ist, handelt nicht vernünftig«, erwiderte Ellen traurig. »Ich hätte schwören können, er meint es ernst, aber er ist einfach fortgegangen, ohne mir Auf Wiedersehen zu sagen.«
»Vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen. Ich konnte mich auch nicht von Dave verabschieden.«
Ellen schüttelte den Kopf. »Das hab ich mir zuerst selbst gesagt, aber heute weiß ich es besser. Er hat mich nur benutzt. Wenn ich ihm wirklich etwas bedeutet hätte, hätte er am Kiosk eine Nachricht für mich hinterlassen können.«
Josie drückte ihre Hand. »Ellen, bitte! Ich ertrage den Gedanken nicht, jemand könnte dir wehtun.«
»Ich komm schon drüber weg«, flüsterte Ellen, aber die Tränen in ihren Augen straften sie Lügen.
Josie betrachtete sie einen Augenblick. »Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«
»Um Himmels willen!«, entfuhr es Ellen. »Bloß nicht! Mir ist so schon elend genug. Beim ersten Mal kann man doch nicht schwanger werden, oder?«
Josie zuckte die Schultern. »Ich weiß auch nicht. Tante Susan hat mich jedenfalls ins Gebet genommen, als sie mich und Dave beim Knutschen erwischte. Sie hat mir von der Tochter einer Freundin erzählt, die von einem Matrosen der HMS Culdrose schwanger wurde. Er war in dem Kriegshafen bei Helston stationiert. Dann wurde er nach Übersee abkommandiert, und sie konnte die ganze Sache allein ausbaden.«
Ellen war auf einmal ziemlich mulmig zu Mute. Sie hatte nie an eine Schwangerschaft gedacht, sie hatte genug mit ihrem Liebeskummer zu tun gehabt, aber jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass sie ihre letzte Periode vor der Begegnung mit Pierre gehabt hatte, und die lag mindestens fünf Wochen zurück.
»Was hast du denn? Du bist ja ganz weiß im Gesicht!« Josie legte den Arm um ihre Schwester und drückte sie. »Du bist doch nicht überfällig, oder?«
»Doch, ich glaub schon«, flüsterte Ellen.
»Das könnte auch an
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