Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
und ist stiller und zurückhaltender geworden.«
Edna Barrys Ausführungen sind für Molly nicht sehr hilfreich, dachte Fran, als sie eine halbe Stunde später ihre zweite Tasse Kaffee austrank. Sie hatte zwar noch einige Fragen, doch Mrs. Barry war bis jetzt nicht sehr entgegenkommend gewesen. »Mrs. Barry, als Sie an jenem Montag zur Arbeit kamen, war die Alarmanlage nicht eingeschaltet, richtig?«
»Richtig.«
»Haben Sie sich vergewissert, ob vielleicht jemand durch eine unverschlossene Tür eingedrungen sein könnte?«
»Die Türen waren alle verschlossen.« Auf einmal klang Edna Barrys Stimme feindselig, ihre Pupillen weiteten sich.
Ich habe einen wunden Punkt getroffen, überlegte Fran. Sie verschweigt mir etwas. »Wie viele Türen gibt es im Haus?«
»Vier«, entgegnete Edna wie aus der Pistole geschossen. »Die Eingangstür und die Küchentür, die sich mit demselben Schlüssel öffnen lassen. Dann noch eine Tür, die vom Wohnzimmer auf die Terrasse führt und die nur von innen aufzumachen ist. Die Kellertür ist stets verschlossen und verriegelt.«
»Und Sie haben alle Türen selbst überprüft?«
»Nein, aber die Polizei, Miss Simmons. Warum reden Sie nicht mit denen?«
»Mrs. Barry, ich zweifle doch nicht an Ihren Worten«, meinte Fran beschwichtigend.
Scheinbar beruhigt sagte Edna Barry: »Bevor ich am Freitag nachmittag ging, sah ich nach, ob alle Türen verschlossen waren. Dr. Lasch benutzte immer die Eingangstür. Der Bodenriegel war am Montag morgen nicht heruntergedrückt. Also ist jemand übers Wochenende durch diese Tür hereingekommen.«
»Der Riegel im Boden?«
»Molly legte ihn nachts immer vor. Die Küchentür war abgeschlossen, das weiß ich noch genau.«
Edna Barrys Wangen hatten sich gerötet. Fran merkte, daß sie den Tränen nah war. Hat sie Angst, man könnte ihr Unachtsamkeit vorwerfen, weil sie nicht richtig abgeschlossen hat? fragte sie sich.
»Danke für Ihre Hilfe und Gastfreundschaft, Mrs. Barry«, sagte sie. »Ich habe Ihre Zeit jetzt genug in Anspruch genommen. Aber vielleicht habe ich später noch ein paar Fragen an Sie. Möglicherweise laden wir Sie auch in unsere Sendung ein.«
»Ich möchte nicht in Ihrer Sendung auftreten.«
»Wie Sie wollen.« Fran schaltete den Kassettenrecorder ab und schickte sich zum Gehen an. An der Tür fiel ihr noch etwas ein: »Mrs. Barry, nehmen wir einmal an, daß in der Nacht, als Dr. Lasch starb, wirklich ein Fremder im Haus war. Wissen Sie, ob danach die Türschlösser ausgewechselt wurden?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann werde ich Molly vorschlagen, das sofort zu erledigen. Ansonsten könnte der Eindringling wiederkommen und sie bedrohen. Meinen Sie nicht auch?«
Edna Barry erbleichte. »Miss Simmons«, sagte sie, »wenn Sie dasselbe gesehen hätten wie ich, als ich nach oben kam – Molly, die blutverschmiert im Bett lag –, wäre Ihnen klar, daß in dieser Nacht kein Einbrecher im Haus war. Also hören Sie auf, unschuldige Menschen in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Welche unschuldigen Menschen bringe ich denn in Schwierigkeiten, Mrs. Barry?« fragte Fran. »Eigentlich hatte ich vor, einer jungen Frau zu helfen, die Sie schon seit Jahren kennen und angeblich gern haben. Ich wollte versuchen zu beweisen, daß sie dieses Verbrechen nicht begangen hat.«
Schweigend preßte Mrs. Barry die Lippen zusammen
und öffnete Fran die Tür. »Das war nicht unser letztes Gespräch, Mrs. Barry«, meinte Fran kühl. »Ich habe das Gefühl, daß Sie mir noch eine Menge Fragen beantworten könnten.«
29
W ie Molly erwartet hatte, rief Jenna sie am Samstag nachmittag an.
»Ich habe gerade mit Phil Matthews geredet«, sagte Jenna. »Er erzählt, du hast ihn zu dir zum Essen eingeladen. Eine ausgezeichnete Idee.«
»Ach, du meine Güte, jetzt macht er sich womöglich falsche Hoffnungen«, stöhnte Molly. »Ich wollte nur verhindern, daß er hier aufkreuzt und an meine Tür hämmert. Und da ich mich noch nicht fähig fühle, in ein Restaurant zu gehen, war das die beste Lösung.«
»Nun, wir haben uns gedacht, daß wir auf einen Drink vorbeischauen, auch wenn wir nicht eingeladen sind. Cal möchte dich unbedingt sehen.«
»Ihr seid zwar nicht eingeladen, aber ihr könnt trotzdem um sieben kommen.«
»Moll«, sagte Jenna zögernd.
»Raus mit der Sprache.«
»Ach, es ist nicht weiter wichtig, Liebste. Ich finde nur, daß du wieder so klingst wie früher, und das freut mich sehr.«
Was heißt ›wie früher‹? dachte Molly.
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