Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
persönliche Bekannte von Molly Lasch. Wenn es bei ihr zur Gewohnheit wird, Leute umzubringen, brauchen wir wahrscheinlich zwei Folgen, um ihre Geschichte zu erzählen.«
»Sie glauben also, Molly hat Annamarie Scalli erstochen?«
»Fran, wir haben uns die Aufnahmen vom Tatort angesehen. Das Fenster auf der Fahrerseite stand offen. Was denken Sie, ist wohl passiert? Bestimmt hat die Scalli gehört, wie die Lasch nach ihr rief, und ihr Fenster heruntergekurbelt.«
»Das bedeutet, daß Molly die Tat geplant und ein Messer ins Restaurant mitgebracht haben muß«, wandte Fran ein.
»Vielleicht hatte sie keine Skulptur zur Hand, die in ihre Tasche paßte«, entgegnete Gus achselzuckend.
Die Hände in den Hosentaschen, ging Fran hinüber in ihr Büro. Plötzlich fiel ihr ein, wie ihre Stiefbrüder sie immer wegen dieser Angewohnheit aufgezogen hatten. »Wenn Franny die Hände ruhig hält, macht ihr Gehirn Überstunden«, pflegten sie zu witzeln.
Es wird genauso sein wie beim letztenmal, überlegte sie. Selbst wenn sie kein einziges Indiz finden, das auf Molly als Mörderin hinweist, wird man sie noch vor dem Prozeß schuldig sprechen. Erst gestern habe ich daran gedacht, daß sich vor sechs Jahren niemand die Mühe gemacht hat, einen anderen Tatverdächtigen zu suchen. Und nun wird wieder dasselbe passieren.
»Edna Barry!« rief sie plötzlich, als sie ihr Büro betrat.
»Was ist mit Edna Barry?«
Erschrocken drehte Fran sich um und bemerkte, daß Tim Mason hinter ihr stand. »Tim, mir ist eben etwas eingefallen. Heute morgen kam Edna Barry, Molly Laschs Haushälterin, nach unten gelaufen und berichtete Philip Matthews und mir, Molly sei wieder zu Bett gegangen. › Mein Gott, es ist genau wie beim letztenmal ‹, sagte sie.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Fran?«
»Da ist etwas, das mich einfach nicht losläßt. Es liegt weniger an Mrs. Barrys Worten als an ihrem Tonfall, Tim. Sie klang, als freute sie sich über Mollys Zustand. Warum um alles in der Welt sollte sie froh darüber sein, daß Molly genauso reagiert hat wie bei Gary Laschs Tod?«
41
M olly geht nicht ans Telefon. Fahren Sie mich bitte sofort zu ihr, Lou.«
Jenna war gereizt und ungeduldig. Eine lange geplante Sitzung um die Mittagszeit hatte sich ewig hingezogen, so daß sie gerade noch den Zug um zehn nach zwei erreicht hatte. Lou erwartete sie wie angewiesen vor dem Bahnhof in Greenwich.
Lou beobachtete sie im Rückspiegel. Er wußte, daß sie schlechte Laune hatte, ein denkbar ungünstiger Moment,
um ihr zu widersprechen. Doch ihm blieb nichts anderes übrig. »Mrs. Whitehall, Ihr Mann möchte, daß Sie sofort nach Hause kommen.«
»Das ist sein Problem, Lou. Er kann warten. Fahren Sie mich zu Molly und setzen Sie mich dort ab. Wenn er das Auto später braucht, kann ich mir ja ein Taxi nehmen.«
Sie standen an einer Kreuzung. Zu Molly hätten sie rechts abbiegen müssen, aber Lou setzte den Blinker links. Mit Jennas Reaktion hatte er allerdings gerechnet.
»Lou, sind Sie taub?«
»Mrs. Whitehall«, erwiderte Lou bemüht respektvoll. »Sie wissen, daß ich Mr. Whitehall gehorchen muß.« Nur du kommst mit deinen Mätzchen durch, fügte er in Gedanken hinzu.
Jenna ging ins Haus und knallte die Tür so heftig hinter sich zu, daß es durchs ganze Gebäude hallte. Ihr Mann saß am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock. Jenna hatte Tränen der Wut in den Augen und zitterte am ganzen Leib. Wie konnte er es wagen, sie herumzukommandieren? Zornig marschierte sie zu seinem Schreibtisch und stützte sich mit beiden Händen darauf. »Seit wann bildest du dir ein, du könntest deinem katzbuckelnden Befehlsempfänger erlauben, mir Vorschriften zu machen?« herrschte sie ihren Mann an und sah ihm direkt in die Augen.
Calvin Whitehalls Blick war kühl. »Dieser katzbuckelnde Befehlsempfänger, wie du Lou Knox zu nennen beliebst, hatte keine andere Wahl, als meine Anweisungen zu befolgen. Also ärgere dich über mich, meine Liebe, nicht über ihn. Ich würde mich freuen, wenn unser ganzes Personal so dienstbeflissen wäre.«
Jenna, die spürte, daß sie zu weit gegangen war, machte einen Rückzieher. »Tut mir leid, Cal. Aber meine beste Freundin ist ganz allein. Mollys Mutter hat mich heute morgen angerufen. Sie hat vom Mord an Annamarie Scalli
gehört und mich angefleht, zu Molly zu fahren. Molly soll es nicht wissen, doch ihr Vater hatte letzte Woche einen leichten Schlaganfall, und die Ärzte haben ihm das Reisen verboten. Sonst
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