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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verloren, denn schließlich hat er sie ja betrogen. Aber nun hat sie eine knappe Woche nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis die Geliebte ihres Mannes erstochen. Ich glaube, sie ist nicht mehr zurechnungsfähig.«
    Fran dachte an das, was Gus Brandt über Molly gesagt hatte. Die Einschätzung, daß Molly eine wahnsinnige Mörderin ist, breitet sich anscheinend epidemisch aus, überlegte sie.
    »Eins können Sie mir glauben«, fuhr Marta fort, »ich möchte mit einer solchen Frau nicht stundenlang allein sein. Als ich heute morgen mit Edna redete – sie wollte gerade
mit Wally zum Arzt –, meinte ich zu ihr: ›Edna, was soll denn aus Wally werden, wenn Molly Lasch durchdreht und dich erschlägt oder ersticht? Wer wird sich um ihn kümmern?‹«
    »Braucht Wally denn viel Pflege?«
    »Solange er seine Medikamente nimmt, ist er recht folgsam. Wenn nicht, wird er störrisch und ist nicht wiederzuerkennen. Dann ist er kaum noch zu bremsen. Gestern zu Beispiel hat er versucht, Molly Laschs Hausschlüssel von Ednas Schlüsselbund zu nehmen. Natürlich hat Edna ihm befohlen, ihn sofort zurückzulegen.«
    »Er hat Molly Laschs Hausschlüssel genommen?« Fran bemühte sich, sich ihr Erstaunen nicht anmerken zu lassen. »Hat er so was schon öfter gemacht?«
    »Ach, ich glaube nicht. Edna erlaubt ihm nicht, hinzugehen. Dr. Lasch war so heikel mit seiner Kunstsammlung. Manche Stücke waren offenbar sehr wertvoll. Aber ich weiß, daß Wally einmal dort war und etwas angefaßt hat. Edna war am Boden zerstört. Er hat zwar nichts kaputtgemacht, aber Dr. Lasch hat getobt und ihn aus dem Haus geworfen. Wally hat das gar nicht gefallen… Oh, da ist Edna ja.«
     
    Sie holten Edna Barry ein, als diese gerade ihre Tür aufschloß. Bei Frans und Marta Jones’ Anblick machte sie ein erschrockenes Gesicht – für Fran eine weitere Bestätigung, daß sie etwas zu verbergen hatte.
    »Geh rein, Wally«, fauchte sie ihren Sohn an.
    Fran konnte gerade noch einen Blick auf den hochgewachsenen, gutaussehenden, etwa dreißigjährigen Mann erhaschen. Dann schob Mrs. Barry ihn ins Haus und schloß die Tür hinter ihm.
    Als sie sich zu Fran umwandte, waren ihre Wangen hochrot, und ihre Stimme zitterte vor Wut. »Miss Simmons«, sagte sie, »ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, aber ich habe einen sehr anstrengenden Vormittag hinter mir und kann jetzt nicht mit Ihnen sprechen.«
    »Ach, Edna«, sagte Marta Jones. »Hat Wally sich wieder beruhigt?«
    »Wally geht es ausgezeichnet«, zischte Edna Barry. Zorn und Angst mischten sich in ihrer Stimme. »Hoffentlich hast du Miss Simmons gegenüber nicht über ihn gelästert.«
    »Wie kannst du mir so etwas unterstellen, Edna? Niemand hat ihn so gern wie ich.«
    Tränen traten Edna Barry in die Augen. »Ich weiß, ich weiß. Es ist nur so schwierig… Entschuldige mich, Marta. Ich rufe dich später an.«
    Fran und Marta Jones standen auf der Vortreppe und starrten auf die Tür, die Edna ihnen soeben vor der Nase zugeschlagen hatte. »Eigentlich ist Edna nicht so unhöflich«, sagte Marta leise. »Sie hatte es nur sehr schwer. Zuerst ist Wallys Vater gestorben, dann Dr. Morrow, und kurz darauf wurde Dr. Lasch ermordet, und …«
    »Was hatte Dr. Morrow mit Edna Barry zu tun?« unterbrach Fran sie.
    »Er war Wallys Hausarzt und konnte sehr gut mit ihm umgehen. Außerdem war er ein sympathischer Mann. Wenn Wally seine Medikamente nicht nehmen wollte oder Schwierigkeiten machte, brauchte Edna nur Dr. Morrow anzurufen.«
    »Meinen Sie Dr. Jack Morrow?« hakte Fran nach.
    »Genau. Kannten Sie ihn?«
    »Ja.« Fran erinnerte sich an den netten, jungen Arzt, der ihr vor vierzehn Jahren die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbracht und sie in den Arm genommen hatte.
    »Er kam nur zwei Wochen vor dem Mord an Dr. Lasch bei einem Raubüberfall ums Leben«, meinte Marta bedrückt.
    »Wally hat das sicher sehr zu schaffen gemacht?«
    »Das können Sie laut sagen. Es war schrecklich. Und es passierte kurz nachdem Dr. Lasch ihn angeschrien hatte. Der arme Wally. Die Leute verstehen einfach nicht, daß seine Krankheit nicht seine Schuld ist.«
    Nein, dachte Fran, nachdem sie sich bei Marta Jones für ihre Gastfreundschaft bedankt hatte und wieder im Auto saß. Aber vielleicht ist das Problem nicht nur mangelndes Verständnis. Möglicherweise weiß niemand, wie krank Wally wirklich ist. Kann es sein, daß Edna Barry etwas vertuscht? Hat sie etwa untätig mitangesehen, wie Molly für ein Verbrechen verurteilt

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