Wenn Zauberhaende mich beruehren
zählen. »Und wo finde ich Kady?«
»Auf der Jordan Ranch. Die liegt...« Ned verstummte und schien erstmals zu begreifen, wen er vor sich hatte. Er sank schwer auf seinen Stuhl und atmete tief durch. »In Ihrer Abwesenheit ist hier einiges geschehen.«
»Das war mir schon klar, als ich in den Ort ritt. Aber wie wäre es mit ein paar Einzelheiten?«
Ned war kein besonders guter Geschichtenerzähler, denn er begann irgendwo in der Mitte, kehrte zum Anfang zurück, geriet auf Abwege und sprudelte irgend etwas hervor, was zum bisher Gesagten keinen Zusammenhang zu haben schien. Aber unter Aufbietung übermenschlicher Geduld gelang es Cole, den Faden nicht ganz zu verlieren.
Danach sah es so aus, als hätte sich Kady die Zeit während seiner Abwesenheit damit vertrieben, den gesamten Ort zu verköstigen. Zunächst lächelte Cole nachsichtig, aber je mehr er hörte, desto weniger gefiel es ihm.
»Sie hat wen geküßt?« fragte Cole.
»Howie«, antwortete Ned und sog heftig an einer Pfeife, die er umständlich in Brand gesteckt hatte.
Cole war erschüttert. »Aber der hat doch den Mädchen von Les zweihundert Dollar dafür geboten, daß sie ihn küssen, aber alle haben abgelehnt. Jeder weiß, daß der Mundgeruch dieses Mannes ein Pferd umbringen kann.«
»Aber Kady schien das nichts auszumachen. Jedenfalls nicht, als er die Plane vom Wagen zog, und sie all die Töpfe und Pfannen sah.«
Offenbar hatte Kady drei Tage nach seiner Abreise fünf Kutscher nach Denver geschickt, um Kochutensilien für sie zu besorgen. »Dinge, von denen wir noch nie gehört hatten«, sagte Ned. »Aber inzwischen kennen wir uns selbstverständlich aus«, fügte er befriedigt hinzu. »Sie wollte so ungewöhnliche Sachen wie Weizengrieß, Olivenöl und Sternanis.«
Mit zusammengekniffenen Augen beugte sich Cole näher an Ned heran. »Sie wollten mir erzählen, warum meine Frau Howie geküßt hat.«
»Dazu komme ich schon. Hetzen Sie mich nicht so.« Ned sog wieder an seiner Pfeife. Den Großgrundbesitzer von Legend an seinen Lippen hängen zu sehen, überstieg seine kühnsten Träume. »Kady beauftragte die Kutscher, die ungewöhnlichsten Sachen aufzutreiben. Sobald sie eine italienische oder chinesische Familie erblickten, sollten sie enorme Preise für...«
»Wie enorm?« unterbrach Cole.
»Kady meinte, es wäre nur gut für die nationale Wirtschaft, wenn Sie Ihren Reichtum mit anderen Menschen teilen, anstatt ihn zu horten«, erwiderte Ned mit funkelnden Augen.
»Weiter«, meinte Cole grimmig.
»Kady trug den Kutschern auf, alles zu kaufen, wovon sie noch nie gehört hatten. Sie gab jedem Mann auch eine Liste der Dinge mit, die sie unbedingt brauchte. Dieses Olivenöl zum Beispiel, und große Mengen Mehl. Wußten Sie schon, daß braunes Mehl sehr viel nahrhafter ist als weißes? Vollkornmehl nennt sie es.«
Cole sah ihn nur vernichtend an.
»Ein bißchen Geduld sollten Sie wirklich aufbringen. Also Kady erteilte Howie den Auftrag, ihr ein paar anständige Töpfe zu besorgen. Einige versuchten Kady zu warnen, daß das vielleicht keine besonders weise Wahl war, aber sie wollte nicht hören. Sie drückte ihm einen Beutel mit Goldstücken in die Hand und erklärte, sie würde sich fest auf ihn verlassen. Wir waren natürlich alle überzeugt davon, Howie nie wiederzusehen.«
Ned holte tief Luft. »Aber er verblüffte uns alle. Am nächsten Tag kam er mit einer unglaublichen Geschichte zurück. Anscheinend hatte ein Mann in Denver beschlossen, ein französisches Restaurant zu eröffnen und dafür drei Köche direkt aus Paris engagiert. Sie brachten kistenweise Kupfertöpfe mit.« Ned blickte Cole an. »Kupfer leitet die Hitze schneller und gleichmäßiger als alle anderen Metalle. Sogar besser als Silber. Haben Sie das gewußt?«
»Weiter«, knurrte Cole nur.
»Die Köche kamen wie gesagt mit ihrer ganzen Ausrüstung an -Batterie de Cuisine nennt das Kady -, suchten aber bereits zwei Tage später das Weite und ließen das Zeug zurück. Howie kaufte den ganzen Krempel, und als er mit einer Wagenladung Töpfen, Hegeln, Bain Maries und Saucierpfannen auf der Ranch erschien, war Kady so überwältigt, daß sie ihn küßte. Auf den Mund.«
Ned erwartete eine Reaktion auf seine Geschichte, aber Cole schien kaum hingehört zu haben. »Wer ist Juan?« fragte er.
»Juan Barela«, erwiderte Ned im Brustton geheuchelter Unschuld. »Sie müssen doch schon von ihm gehört haben.«
Cole starrte ihn fassungslos an, dann stand er auf und
Weitere Kostenlose Bücher