Wenn Zauberhaende mich beruehren
waren die Teppiche und Möbel zur Seite geräumt und mit Tüchern zugedeckt worden, um jederzeit als behelfsmäßige Küche dienen zu können. Menschen und Mehlwolken wirbelten durcheinander.
»Sie bereiten das Essen vor und backen hier, was sie können, der Rest wird draußen erledigt«, erwiderte Manuel. »Kady sagt...«
Cole hob eine Braue. »Offenbar hat hier entweder Juan oder Kady das Sagen«, meinte er sarkastisch. »Wo ist sie?«
Manuel sah ihn nur an.
Mit langausgreifenden Schritten eilte Cole zur Küche und blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen. Jeder General hätte sich die Autorität gewünscht, mit der Kady fünfzig oder mehr Menschen gleichzeitig durch drei verschiedene Türen hinaus und wieder herein dirigierte. Cole war verblüfft, die Küche so voll zu sehen, aber keiner versuchte, einem anderen an die Gurgel zu gehen. Das war besonders erstaunlich, da er drei Männer erkannte, deren Gesichter er auf Steckbriefen gesehen hatte.
Mit drei leeren Tabletts kam Juan Barela von draußen herein. Er blieb abrupt stehen, drehte sich um und sah Cole auf der Schwelle zur Diele stehen.
Deine Instinkte haben dich nicht getäuscht, dachte Cole. Er sah in Juans dunkle Augen und wußte, daß der sich fragte, ob er, Cole, Probleme machen wollte. Würde er ihn etwa dem Sheriff übergeben?
Stirnrunzelnd deutete Cole auf einen Korb voller sichelförmiger Brötchen an der Wand.
Mit der Andeutung eines Lächelns griff Juan nach einem und warf es Cole zu, um sich danach dem Ofen zuzuwenden. Und dann sah Cole höchst interessiert zu, wie der »blutrünstige Mörder« sehr behutsam drei Bleche voller Kekse aus der Röhre zog.
Nach und nach nahmen alle Anwesenden Cole zur Kenntnis und sahen ihn besorgt und nervös an.
Aber Cole hatte nur Augen für Kady. Ihre dunklen Haare fielen ihr aufgelöst über den Rücken, und eins seiner Hemden verhüllte den größten Teil ihres reizvollen Körpers. Die Hitze im Raum ließ ihren Teint leuchten, und nie zuvor hatte er sie so hinreißend schön gesehen.
»Das brennt ja gleich an!« rief sie und griff nach einer Kasserolle, die fast so groß war wie sie selbst, und zerrte sie vom Feuer fort. »Achten Sie darauf, daß ...« Sie brach ab, als sie sah, daß ihr keine Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Als sich Kady umdrehte und Cole in der Blickrichtung des Kasserollenbewachers sah, tat sein Herz einen kleinen Satz, denn sie schien froh über seinen Anblick zu sein. Vielleicht war es nicht die Liebe, die er in ihren Augen zu sehen erhoffte, aber sie war auch nicht wütend auf ihn.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Gefühle wieder so weit unter Kontrolle hatte, ihn ganz gelassen ansehen zu können. Und das brachte Cole zum Lächeln. Meine kleine Kady, dachte er. Immer und unter allen Umständen die Form wahren.
»Willst du dich nicht zu uns setzen?« fragte sie. »Wir wollen gerade essen. Ich hoffe, du hast die Zeit, uns dabei Gesellschaft zu leisten.«
Mit zwei Schritten war Cole bei seiner Frau. Er wollte sie in die Arme ziehen, aber sie trat schnell zur Seite, so daß seine Lippen nur ihre Wange trafen. »Du mußt mich jetzt aber entschuldigen, sonst werde ich nie fertig«, sagte sie und senkte die Wimpern.
Cole wollte sie nach oben entführen, ins Bett, aber da ihn mindestens hundert Augen anstarrten, nickte er nur und verließ die Küche.
Hinter dem Haus waren unter den Pappeln mindestens fünfundzwanzig Tische unterschiedlicher Größe gedeckt und mit köstlich aussehenden Speisen beladen. Cole ging auf den größten Tisch zu, aber einer von Juans Cousins zog ihn zu einem abseits stehenden Tisch und rückte ihm einen Stuhl zurecht.
Als Cole saß, stellte er fest, daß er allein am Tisch war und alle auf ihn blickten. Martha und Mavis servierten. Hin und wieder sahen sie zu ihm, aber wenn er sie anblickte, wandten sie sich schnell ab. Auf dem Ritt zur Ranch hatte ihm Ned erzählt, daß Kady die Frauen »die fünf Ms« nannte.
Kady, dachte er. In nur zehn Tagen hatte sie das Interesse der Bewohner von Legend von Silber auf wohlschmeckendes Essen gelenkt - und auf sich selbst. Er dachte an die Heiratsanträge, die ihr gemacht worden waren, und seine Nackenhaare sträubten sich. Was sollte Kady denn nach Ansicht der Bewerber mit dem Mann tun, den sie bereits geheiratet hatte?
Eine halbe Stunde später kam Kady mit einer von einer Serviette bedeckten Platte aus dem Haus, und erwartungsvolle Stille machte sich breit. An allen Ti-schen wurden die Hälse
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