Wenn Zauberhaende mich beruehren
Felsspalte, Coles Hände drückten auf ihre Schultern, verwehrten ihr jedes Zurückweichen. Vielleicht taucht der dunkle Reiter auf, dachte sie und sah sich um. Aber von ihm war keine Spur zu entdecken, und Cole schob sie weiter.
Schließlich stand sie in ihrem Apartment, Coles Hände drückten nicht mehr auf ihre Schultern, und sie wandte sich um. Einen Moment lang stockte ihr der Atem. Sie befürchtete, daß da nichts mehr zu sehen war als die nackte Felswand, aber da stand er noch, sah sie an, die Sonnenstrahlen beleuchteten seine blonden Haare.
Der Spalt in der Zeit schien sich zu verengen, Cole kleiner zu werden, sich zu entfernen. Plötzlich schossen ihr tausend Bilder durch den Kopf. Sie erinnerte sich an die Schleifen, mit denen er ihren Weg zur heißen Quelle verziert hatte, sie sah ihn mit den Adlerfedern vor sich. Sie erinnerte sich daran, wie er den Berghang heruntergerast war, als er glaubte, sie hätte sich verletzt.
Jetzt, während die Öffnung schmaler wurde, sah sie ihm in die Augen, konnte ihren Ausdruck aber nicht deuten. Warum streckte er ihr nicht die Hand entgegen? Warum erklärte er ihr nicht, daß er sie liebte? Warum sagte er ihr nicht all die Dinge, die ihr noch kein Mensch auf der Welt gesagt hatte?
Als sie ihn ansah, bemerkte sie einen Fleck auf seiner linken Schulter. Der Fleck wurde dunkler, größer, und plötzlich begriff sie. In diesen zehn Tagen seiner Abwesenheit war es ihm um ihre Sicherheit gegangen. Er hatte versucht, sie vor irgendwelchen Problemen zu beschützen. Selbst für den Fall, daß er nicht zurückkehrte.
Kady dachte nicht lange nach, sie sprang. Sprang wie ein Hund durch einen brennenden Reifen durch die Felsspalte und in Coles Arme.
»Kady!« Cole drückte sie ganz fest an sich. »Bist du sicher? Bist du wirklich sicher?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie aufrichtig. »Ich scheine plötzlich gar nichts mehr zu wissen.« Sie küßte ihn. »Du bist verletzt, du blutest...«
Er hielt sie ein wenig von sich ab, sah ihr in die Augen. »Du bist nur zurückgekommen, um mich gesundzupflegen?«
Sie erwiderte seinen Blick. »Ich weiß wirklich nicht genau, warum ich zurückgekommen bin. Noch immer liebe ich...«
Er verschloß ihr den Mund mit seinen Lippen. »Vielleicht wirst du deine Meinung wieder ändern, aber ich bin mit der Zeit zufrieden, die uns bleibt. Wollen wir sie unsere Zeit zum Abschiednehmen nennen?«
Kady drehte sich in seinen Armen um, blickte zur Felswand zurück. Da war ihr Apartment, ihre Kleidung über dem Sofa, das blinkende Licht ihres Anrufbeantworters.
»Du kannst immer noch gehen«, sagte Cole leise. »Ich werde dich nicht zwingen, hierzubleiben.«
Kady schmiegte sich eng an ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Nein, ich glaube, ich werde bleiben«, sagte sie. »Zumindest so lange, bis ich mich mit dir langweile.«
Er lachte. »Ich denke, so lange ich Geld habe, wirst du dich schon beschäftigen können.«
»Glaubst du das wirklich? Daß ich nur an deinem Geld interessiert bin?«
»Aber natürlich. Ist das nicht das, was allen Frauen an mir gefällt?«
»Nun, ich nicht. Mir gefällt vielmehr, wie du zunächst an die Bedürfnisse anderer denkst, bevor du dich um dich selbst kümmerst. Und mir gefällt, wie ...« Sie verstummte, weil sie ihn lachen spürte.
»Du bist eine Ratte«, sagte sie empört und küßte ihn auf den Hals.
»Komm, laß uns nach Hause reiten. Ich habe Hunger.«
»Tatsächlich? Und wer soll das deiner Meinung nach wohl ändern?«
»Martha, Mavis, Myrtle und ...« Mehr konnte er nicht mehr sagen, denn Kady küßte ihn und zog ihn mit sich zu Boden.
Hinter ihnen schloß sich die Öffnung in der Felswand.
15. Kapitel
»Hmmm, gut«, murmelte Kady genüßlich über ihrer Kaffeetasse. Sie saß mit Cole in der Küche, und sie waren gerade mit dem Frühstück fertig. In den letzten drei Tagen, seit ihrem Entschluß, zumindest so lange in Legend zu bleiben, bis die übernatürliche Macht, die sie hergebracht hatte, sie wieder fortholte, hatten sie eine wundervolle Zeit miteinander verbracht. Sie waren lange durch Legend und die Umgebung geritten und hatten sich über Gott und die Welt miteinander unterhalten. Noch nie zuvor
hatte sie sich auf eine altmodische Weise so wohl gefühlt.
Was machte es da schon aus, daß er sie nie zu lieben versuchte, daß ihre Küsse nie über brave Lippenberührungen hinausgingen? Schließlich war sie noch immer mit Gregory verlobt - trotz ihrer Heirat mit Cole.
»Es ist
Weitere Kostenlose Bücher