Wenn Zauberhaende mich beruehren
Geschirrs.
Sie war gerade fertig und trocknete sich die Hände ab, als Gregory in die Küche geschlendert kam. »Was machst du denn so spät noch hier?« fragte er.
»Warum soll ich nicht auch abwaschen, wenn ich lediglich zum Setzeier-Braten tauge?«
»Wenn du dich mit deiner Freundin gestritten hast, brauchst du deine Verärgerung nicht an mir auszulassen«, entgegnete er kühl.
Wieder hatte Kady die Wahl. Sie konnte ihm erklären, daß Jane keineswegs der Grund für ihre Erregung war, oder den von ihm angebotenen Ausweg nutzen. Unter dem Strich war es besser, mit dem Mann, den sie liebte, in Frieden zu leben, oder? »Entschuldige«, sagte sie. »Jane und ich hatten tatsächlich eine Auseinandersetzung.« Cole hätte mich nach dem Grund gefragt, schoß es ihr durch den Kopf, als Gregory schwieg. »Willst du denn nicht wissen, warum?« herrschte sie ihn an, um ihren Ton sofort zu bereuen.
Aber Gregory lächelte nur. »Werde ich nun mit dem Etikett >Unsensibler Mann< versehen?«
Auch Kady lächelte. »Es klebt dir bereits auf der Stirn.«
»Dann kläre mich auf. Aber gib mir zuerst eines von diesen Dingern da.«
Sie stellte eine Portion Brotpudding vor ihn hin und erzählte von ihren Plänen, Kochkurse für Fürsorgeempfänger zu veranstalten. Als sie fertig war, hüllte sich Gregory längere Zeit in Schweigen.
»Und wie willst du dieses Projekt finanzieren?« erkundigte er sich ganz ruhig und streckte ihr den schmutzigen Teller entgegen.
»Finanzieren? In so großen Maßstäben denke ich nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Zunächst denke ich lediglich an einen Nachmittag in der Woche. Kostenlose Kurse für Frauen, die lernen möchten, wie sie ihre Familien auf einfache aber nahrhafte Weise versorgen können.«
»Verstehe. Und wo willst du diese Kurse abhalten?«
»Hier im Onions. Am Sonntag oder Montag, wenn das Restaurant geschlossen ist. Hier gibt es genügend Platz und die nötigen Utensilien.«
»Und was ist mit den Zutaten? Wer zahlt die?«
Kady reckte sich zu voller Größe auf. »Ich.«
Gregory legte den Arm um ihre Schultern und lächelte sie an, als wäre sie ein kleines Mädchen. »Das ist mit Sicherheit die großherzigste Idee, die ich je gehört habe. Aber ich glaube nicht, daß die Versicherung damit einverstanden wäre, daß wir Fremde in unser Restaurant lassen.«
»Aber jeder, der über unsere Schwelle tritt, ist ein Fremder«, wandte Kady fassungslos ein.
»Ich denke, wir sollten später ausführlich darüber reden, wenn du nicht mehr ganz so erregt bist.«
Kady entwand sich seinem Arm. »Du meinst gar keine Fremden, du meinst Diebe, nicht wahr? Für dich sind alle armen Menschen Diebe. Du hättest jeden einzelnen Menschen in Legend verabscheut.«
Es war das erste Mal, daß Kady diesen Namen im 20. Jahrhundert ausgesprochen hatte, und sein Klang ließ etwas in ihr zerbrechen. Sie sank auf einen Stuhl, schlug die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen.
Als Gregory sie in die Arme nahm, klammerte sie sich an ihn. »Selbstverständlich kannst du im Restaurant machen, was du willst«, sagte er leise. »Bitte, Kady, willst du mir nicht sagen, was mit dir los ist? Seit einigen Wochen verhältst du dich ganz seltsam.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie aufrichtig. »Plötzlich scheint mein Leben jede Richtung, jede Bedeutung verloren zu haben.«
»Warum sagst du das? Ist irgend etwas geschehen, wovon ich nichts weiß?«
Wie konnte sie ihm erklären, daß sie manchmal ganz unvermittelt blaue Augen anlächelten, wenn sie ihn ansah? Wie konnte sie ihm erklären, was sie selbst nicht verstand?
Als Kady schwieg, küßte Gregory sie auf die Haare. »Warum gehst du nicht nach Hause? Du arbeitest zu hart. Geh nach Hause und verbring ein paar Tage im Bett und sieh fern. Ruh dich eine Weile nur aus. Komm Dienstag wieder, und du wirst sehen: du bist ein ganz neuer Mensch.«
»Ja«, sagte sie zu Gregory und stand auf. Er küßte sie auf die Wangen. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser nach Hause.«
Er half ihr beim Zusammensuchen ihrer Sachen und hielt ihr die Tür auf, aber er bot ihr nicht an, sie nach Hause zu bringen. Er versprach auch nicht, sie in den nächsten Tagen zu besuchen, um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Ich sollte dankbar sein, daß er mich nicht aufgefordert hat, am Sonntag zu kommen, um seiner Mutter und ihm das Essen zu kochen, dachte sie, aber sie verdrängte diesen aufmüpfigen Gedanken schnell wieder. Sie brauchte nur ein wenig Ruhe. Ein paar Tage
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