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Wer anders liebt (German Edition)

Wer anders liebt (German Edition)

Titel: Wer anders liebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Türen, vier Türen?«
    Der Junge antwortete schnell und präzise.
    »Vier Türen.«
    Skarre schaute auf. Unwillkürlich dachte er an das Ehepaar Ris und den Wagen, den die beiden oben bei Linde gesehen hatten.
    »Haben den noch andere gesehen?«, fragte er.
    Die Kinder nickten ernst.
    »Manchmal wartet er vor der Schule. Und wenn es klingelt, fährt er weg.«
    »Geht ihr alle auf die Solberg-Schule?«
    »Ja«, sagte ein Mädchen. »Aber meine Freundin geht nach Midtbygda, und sie hat ihn auch gesehen, der ist überall.«
    Sejer trat mitten in die Kinderschar.
    »Hört mal gut zu«, sagte er. »Vor diesem Mann müsst ihr euch hüten, ihr dürft nicht in sein Auto einsteigen. Egal, was er euch dafür verspricht. Nicht alle Erwachsenen sind nett. Ist das klar?«
    Die kleinen Köpfe nickten.
    »Geht sofort zu den Erwachsenen, wenn er auftaucht.«
    Die Kinder nickten wieder. Aber dann lachten sie. Es gab soviel Ernst und so viele Ermahnungen, dass sie die Stimmung ein wenig lockern mussten. Ein Mädchen bewegte die Hand.
    »Der hat schiefe Zähne«, sagte sie. »Die wachsen übereinander.« Sie zeigte mit einem schmutzigen Finger in ihren Mund.
    »Die Haare«, sagte Sejer. »Was hat er für Haare?«
    »Die sind grau. Und ein bisschen lang.«
    Sejer erteilte Skarre einen kurzen Befehl.
    »Ruf die Solberg-Schule an. Versuch, mit dem Rektor zu sprechen. Die sollen bei Schulschluss jemanden postieren und die Autonummer notieren, wenn der Wagen auftaucht. Und sie sollen die Eltern bitten, ihre Kinder nach Möglichkeit abzuholen.«
    Skarre gab die Nummer der Auskunft ein.
    Sejer sah wieder die Kinder an.
    »Habt ihr jetzt Angst gekriegt?«
    »Ja«, flüsterten die Kinder.
    »Gut«, sagte Sejer. »Genau das wollte ich auch.«
    14
     
    Unterhalb von Solberglia lag ein schöner Hof.
    Das Wohnhaus war grau und hatte zwei Flügel, die den Hofplatz wie ein Hufeisen umgaben. Ein verziertes Holzschild hing über der Auffahrt und teilte mit, der Hof heiße Eikerhall.
    Sie gingen über den Hofplatz.
    »Bauern haben so viele Sachen«, sagte Skarre, »große Häuser und viele Zimmer. Vorratshaus und Scheune, Pferde und Kühe, Mähdrescher und Traktoren, Äcker und Wiesen. Während andere in alten Mietskasernen auf sechzig Quadratmetern sitzen. Wenn sie Glück haben, haben sie eine Blume auf dem Balkon und eine Katze, die in der Küche in einen Kasten pisst.«
    Sejer sah sich den schönen, sehr gepflegten Hof an, die Rasenflächen waren grün.
    »Aber ich beneide die Bauern nicht«, sagte Skarre, »jedenfalls nicht die, die Vieh haben. Sie müssen immer früh aufstehen und haben nie frei. Dann kalbt die Kuh und das Kalb liegt vielleicht falsch, die Tiere kriegen Maul- und Klauenseuche, oder sie finden eine Öffnung im Zaun und laufen auf die Straße und die Autos landen im Straßengraben, und die Tage sind voller Sorgen.«
    »Meine Güte, was du alles über Bauern weißt«, sagte Sejer.
    Er ging zur Tür. Es gab keine Klingel, sondern einen großen altmodischen Türklopfer, einen Löwen mit einem Ring im Maul. Eine Frau trat heraus.
    »Wir gehen einen Weg ab«, erklärte Sejer. »Und das hier ist unsere erste Station.«
    Sie sah die Männer an und nickte.
    »Jonas ging an Ihrem Haus vorbei«, sagte Sejer, »und dann weiter zum Granatvei. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein«, sagte sie. »Weder ihn noch sonst jemanden. Ich weiß auch nicht, wer er ist, aber meine Kinder gehen auf dieselbe Schule, sie haben ihn also gekannt. Es ist so schrecklich, dass ich es fast nicht glauben kann«, sagte sie, »dass hier in Huseby so ein Mann herumläuft. Ich hoffe nur, dass er nicht von hier ist.«
    »Wir haben mit einigen Kindern gesprochen«, sagte Sejer. »Sie haben von einem Mann in einem weißen Auto erzählt, der manchmal vor der Schule wartet. Er redet durch das Fenster mit den Kindern. Haben Sie davon gehört?«
    »Nein«, sagte sie bestürzt. »Nein, das nun wirklich nicht.«
    »Wir haben schon mit der Schule gesprochen«, sagte Sejer. »Und die werden ihre Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Aber wenn Ihre Kinder etwas erzählen können, müssen Sie uns anrufen.«
    »Müssen wir Angst haben?«, fragte sie.
    »Sie müssen aufpassen«, sagte Sejer.
    Die Männer gingen schweigend weiter, nur sehr selten fuhr ein Auto oder ein Traktor vorbei. Nach ein paar Minuten erreichten sie ein Haus, das auf der rechten Straßenseite lag. Ein älterer Mann trat heraus, er war groß und schlank und grau, wie Sejer selbst.
    »Geht es um diesen Jungen?«
    Sie

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