Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Anlauf...“
„Wenn du nicht bereit bist, deinen Teil unserer Abmachung einzuhalten“, sagte Robert in eisigem Tonfall, „dann besteht nur noch die eine Wahl, die du schon vor einigen Minuten nicht zu treffen vermochtest. Töte mich, oder lass mich gehen. Denn: ohne Tribut wirst du mich nicht mehr bekommen. “
Konrad hätte gerne gefragt, wo dort denn die Wahl läge, doch der Priester kam ihm zuvor.
„Meine Entscheidung kennst du bereits, Robert. Du wirst bei mir bleiben und deine Pflicht erfüllen.“
„Dann erfülle auch deine Pflicht“, gab Robert zurück.
Der Priester seufzte leise, als habe er ein aufsässiges Kind vor sich, dessen Willen er nun endlich nachgeben wollte, nur, um seine Ruhe zu bekomme. „ Was willst du?“
Roberts Gesichtsausdruck wurde keineswegs wärmer, als die Frage, auf die er schon so lange gedrängt hatte, endlich gestellt wurde. Ganz im Gegenteil: Seine Miene blieb unbewegt, seine Augen leer und eisig. „Ein Leben gegen ein anderes tauschen“, sagte er mit kühler Stimme. Es war, als sei während des einen Schrittes vom Altar zurück eine Wand aus Eis zwischen ihm und dem Priester herabgefallen. Die Kälte spürte Konrad bis ins Innerste und ihm wurde klar: Dieser Mann würde nicht eher aufgeben, bis er entweder tot war oder seinen Willen hatte.
Robert fuhr fort: „Ich habe dir Bernhard von Roder gebracht. Und ich bin mir sicher, dass du wünschst, dass ich bei dem Ritual heute Nacht mit Hand anlege. Und dass ich den Jungen töte.“
Der Priester nickte. „Du bist schlauer, als ich gedacht hätte“, meinte er voller Ironie.
Robert ging auf diesen Kommentar nicht ein. „Da es dir in Wahrheit überhaupt nicht um den Jungen selbst geht, sondern darum, mir einen Hieb zu versetzen, möchte ich Vorsorge dafür treffen, dass du nicht ein weiteres Opfer fordern wirst.“ Er hielt ein und starrte den Priester stumm an.
„Nur zu“, forderte der Priester ihn auf, weiter zu sprechen.
„Ich brauche einen Schutzzauber von dir“, sagte Robert. „Für Diane von Roder.“
Das reizte den Priester wiederum zum Lachen. „Du willst, dass ich diese Frau vor mir selbst schütze?“ fragte er kopfschüttelnd.
„Vor dir – und vor jedem anderen, der in deinem Auftrag handelt“, bestätigte Robert ihm, ohne sich irritieren zu lassen.
Der Priester wandte sich dem ihm zur Seite stehenden Konrad zu und meinte – immer noch mit seiner tiefen Stimme leise vor sich hin lachend: „Es tut mir leid, mein Lieber, wenn ich dir hiermit die Stelle des Hofnarren wieder entziehen muss. Ich glaube, jemand anderes hat sich soeben dafür bestens qualifiziert.“
Auch Konrad konnte sich unter seiner Kapuze eines Lächelns nicht erwehren, obwohl in seinem Kopf noch immer die Worte des Priesters spukten: „ Jeder andere hätte mit dem Leben bezahlt...“
„Das ist meine Bedingung dafür, dass ich heute Nacht deinen Willen tue“, sagte Robert, ohne die Miene dabei zu verziehen.
Der Priester blickte wieder in Roberts Richtung. „Heute Nacht?“ fragte er, wieder mit völlig ernster Stimme. „ Eine einzige Nacht? Und danach muss ich immer weiter um deine werte Gunst buhlen? Und dir einen Gefallen nach dem nächsten tun?“
„Danach werde ich nie wieder dein Diener sein“, erwiderte ihm Robert. „Als gleichwertiger Partner wirst du mich nicht mehr kaufen müssen.“
Konrad sah den Priester von der Seite an, der ganz langsam mit dem Kopf nickte. „Ich habe erahnt, dass du die ganze Zeit über darauf hinaus wolltest“, meinte der Meister gedehnt. „Dein Gerede über Bedi ngungen und Mitspracherecht hatte genau dieses eine Ziel.“
„Genau dieses eine Ziel“ , wiederholte Robert nachdrücklich. „Auf jedem anderen Weg wirst du mich verlieren, das garantiere ich dir.“
Sein Gesichtsausdruck strahlte eine unbeugsame Entschlossenheit aus, die selbst Konrad beeindruckte. Man sah Robert Adlam an, dass er mit Entschiedenheit jedem anderen Angebot und jeder Drohung widerstehen würde und keinesfalls umzustimmen war. Konrad konnte jedoch nicht glauben, dass der Priester ihm bei dieser Forderung entgegenkommen würde, das war völlig ausgeschlossen. Gespannt sah er seinen Meister an und wünschte sich, sein Gesicht sehen zu können, um in seiner Mimik zu lesen.
„Ein Schutzzauber also?“ sagte der Priester mit einer Stimme, aus der rein gar nichts abzulesen war.
Robert nickte kurz.
„Robert“, meinte der Priester gedehnt und lehnte sich nun seinerseits ein wenig über den Altartisch
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