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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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unter ihm ein.
    Dann wurde es schwarz um ihn. Die tiefe Stimme des Priesters brachte ihn wieder ins Bewusstsein zurück. Er erinnerte sich sofort im Augenblick des Erwachens, dass er auf dem Waldboden lag, weil er die Besinnung verloren hatte. Sein Körper fühlte sich leer und ausgelaugt an, als sei jegliche Energie daraus verschwunden. Seine Augen brauchten einige Zeit, um wieder ein einigermaßen klares Bild zustande zu bekommen. Da stachen die Augen des Priesters aus der schwarzen Kapuze hervor, ganz dicht vor seinem eigenen Gesicht.
    „Da bist du ja wieder, mein Lieber“, sagte er und drückte Konrads kalte Hand. „Fühlst du das?“
    Konrad gelang es, ein Nicken zustande zu bringen, obwohl all seine Nerven noch immer wie betäubt waren. Ja, er spürte den Händedruck des Priesters, aber es schien ihm, als lägen mehrere Lagen dicken Stoffs dazwischen.
    „Na, schön“, meinte der Priester leichthin. „Dann werden wir dich ja wieder auf die Beine bekommen.“
    „Was... was ist mit mir passiert?“, fragte Konrad unter Anstrengung und seine Stimme klang dabei, als gehörte sie einem fremden Menschen.
    „Es war ein bisschen zu viel für dich, das ist alles. Kein Grund zur Sorge“, war die Antwort des Priesters und Konrad spürte die kräftigen Händen seines Meisters unter seinem Rücken, die ihn dabei halfen, sich hinzusetzen.
    Nun sah er auch die schwarzen Gewänder der anderen Männer über sich, dichtgedrängt standen sie um ihn herum und man hörte sie sichtlich bestürzt miteinander flüstern. Mit einer heftigen Kopfbewegung versuchte Konrad, die Benommenheit von sich abzuschütteln. Ein wenig gelang es ihm, doch das Gefühl kam nur sehr allmählich in seinen Körper zurück.
    „Meinem alten Schüler Nicolas waren diese Symptome sehr vertraut“, erklärte ihm der Priester mit seiner beruhigend wohlklingenden Stimme. „Vor vielen Jahren, als wir noch zu dritt waren, da war er meist das schwächste Glied in der Kette. – Irgendwo liegt immer eine Bruchstelle – manchmal hat es auch Robert getroffen.“
    „Ja. - Aber wohl unter etwas anderen Umständen“, hörte er irgendwo über sich Roberts Stimme, ohne ihn jedoch sehen zu können.
    „Dein Körper ist ein Gefäß“, erläuterte der Priester weiter. „Wenn es leer ist, dann muss man sich die Zeit nehmen, um es wieder aufzufüllen.“
    Konrad griff nach dem Arm des Priesters, den er ihm helfend darbot und schaffte es mit seiner Hilfe, wieder auf die Beine zu kommen. Seine Knien fühlte sich schwach an und drohten, gleich wieder einzuknicken. Doch der Priester hielt ihn mit starkem Arm fest.
    „Leer?“ fragte Konrad und bemerkte dabei, dass seine Lippen trocken wie Wüstensand waren. „Nach einem einfachen Opferritual?“
    „Du vergisst, dass wir zu dritt sind“, erinnerte ihn der Priester. „Du musstest mit uns Schritt halten. Und dabei bist du über deinen toten Punkt hinaus gekommen.“
    Jetzt erblickte Konrad Roberts Gesicht, einen Schritt von ihm und dem Priester entfernt. Seine Wangen und auch seine Haare waren blutbesudelt und aus dem unbewegten Gesicht schauten ihn kalt die schwarzen Augen an. Konrad hielt für einen kurzen Moment die Luft an: Jetzt sah er wirklich so aus, wie einer von ihnen.
    Der Priester verbot ihm, an der restlichen Zeremonie teilzunehmen. Konrad war das nur recht, denn er fühlte sich, wie ein Stück Dörrobst: Nie war ein Ritual für ihn auf diese Art geendet, nicht einmal annähernd so schlimm. Sicher, er hatte sich häufig erschöpft gefühlt, so, als habe er sich einen ganzen Tag lang mit harter, körperlicher Arbeit verausgabt. Doch heute war er einfach nur leer , und das im wörtlichen Sinne.
    Schon alleine die Gedanken beisammen zu halten war eine Anstrengung für sich, ganz zu schweigen davon, ohne Halt auf seinen eigenen Beinen zu stehen. So brachte ihn der Priester an einen Platz außerhalb des Lichtkreises, wo er sich auf die Erde setzen und an einen Baum lehnen konnte. Mit der Beteuerung, dass es nicht lange dauern würde, bis seine Kräfte zurückkämen, ließ sein Meister ihn allein.
    Bald sah Konrad von seinem Platz aus nur noch die schwarzen Rücken der Helfer, die dicht an dicht die beiden Männer in ihrer Mitte umstanden. Der Drang, die Augen zu schließen und einfach nur zu schlafen überkam ihn, doch er kämpfte dagegen an.
    Er wusste, dass eine Haarnadel Dianes und das Blut ihres toten kleinen Bruders eine wichtige Rolle in dem nun folgenden Schutzzauber spielen würden. Genau, wie es

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