Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
befürchte“, merkte Katharina an, „dass Fräulein von Roder meine Beziehung zu dir falsch gedeutet hat. Ich habe versucht, ihr die Situation zu erklären, aber es scheint so, als hätte sie mir nicht geglaubt.“
„Umso besser“, gab Robert kalt zurück. „Dann wird das wohl ihr letzter Besuch hier gewesen sein.“
Katharina blieb abrupt stehen, betroffen über diese Worte - und über die Gefühlsleere, mit der er sie ausgesprochen hatte. Bestürzt starrte sie ihn an. „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen?“ fragte sie ihn ungläubig.
Er wandte den Kopf zur Seite und erwiderte fest ihren Blick. „Es gäbe noch tausend Dinge dazu zu sagen“, antwortete er. „Doch oft ist es besser, einfach den Mund zu halten.“
„Aber warum bloß?“ fragte Katharina verständnislos. „Dir liegt doch etwas an ihr, das kannst du nicht leugnen! – Warum lässt du sie einfach so gehen?“
Sie standen einander gegenüber, auf dem Treppenpodest. Die Haustür fiel hinter ihnen ins Schloss. Er schüttelte leicht den Kopf. „ Einfach so gehen?“ wiederholte er mit einer Stimme, die kaum lauter, als ein Flüstern war. „Ich dachte, du hättest verstanden, dass für mich im Moment keine Zeit für leichtfertige Scherze ist. Oder glaubst du, ich hätte dir meine Geschäftsbücher als eine Art Unterhaltungslektüre angeboten?“
Die Bücher...! - Katharina hätte diesen unangenehmen Nachmittag am liebsten völlig aus ihrem Gedächtnis verdrängt, als er ihr eine Kurzanweisung in seine laufenden Geschäfte gegeben hatte. Zu bitter war der Geschmack, der diesem eindringlichen Gespräch anlastete.
„Aber worauf soll das alles bloß...“, begann sie schwach, wurde aber von ihm unterbrochen.
„Wir sollten Herrn Weils nicht länger warten lassen. Er hat einen langen Weg auf sich genommen, um hierher zu kommen.“
Katharina warf einen Blick den Weg hinunter, der zum Gartentor führte. Außerhalb der Umzäunung stand eine kleine, einspännige Kutsche, die schon einmal bessere Jahre gesehen hatte. Einer der beiden Männer aus Feldfes, die im Stall arbeiteten, stellte dem Pferd, das mit gesenktem Kopf dastand, gerade einen Eimer Wasser hin.
Katharina entfuhr ein kleiner Seufzer. Sie wusste genau, dass das Gespräch hiermit beendet war und es keinerlei Sinn ergab, weiter nachzufragen. Doch wer auch immer dieser Herr Weils war, von dem Robert redete: eine bessere Ablenkung von ihren Grübeleien, als das Buch, in das sie noch vor wenigen Minuten vertieft gewesen war, würde er ich nicht bieten können.
„Er erwartet uns an der Gartenlaube“, teilte Robert ihr mit. „Ich glaube, was er mitgebracht hat, wird dir gefallen...“
„Du bist ein Sturkopf“, sprach sie voller Resignation ihre Gedanken aus. „Wie ein zähes Stück Fleisch, das nach noch so viel Draufherumklopfen kein Stück weicher wird.“
Zu ihrer Überraschung ließ er daraufhin ein kurzes, amüsiertes Lachen hören. „Und wenn du es trotzdem in den Kochtopf steckst, “, ergänzte er, „dann wirst du dir nur die Zähne daran ausbeißen.“
Dann griff er wieder nach ihrem Arm und sie ließ sich schweigend die Treppe hinunter führen. Ihr war heute – trotz oder vielleicht sogar eher wegen des Sonnenscheins – nicht danach zumute gewesen, sich mit ihrer Lektüre wieder einmal in den Garten zu setzen.
Schon gestern hatte sie bemerkt, dass das schöne Wetter ihre bedrückte Stimmung sowieso nicht mehr aufzubessern vermochte. Also war sie heute einfach im Haus geblieben.
Der ominöse Herr Weils war ein kleiner, zum Fettansatz neigender Mann mit roten Wangen. Katharina beobachtete, während sie sich ihm durch den weitläufigen Garten näherten, wie er an einem auf drei Stelzen stehenden Kasten herumfingerte, mit Blick auf die beschattete Laube. Sie konnte sich einer gewissen Neugier nicht erwehren, kam in ihr doch bei diesem Anblick ein Verdacht auf. Herr Weils drehte den Kopf in ihre Richtung, als Katharina und Robert nur noch wenige Schritte entfernt waren. Er streckte Katharina schon von weitem die Hand zur Begrüßung entgegen. „Guten Tag, Fräulein. Mein Name ist Wolfgang Weils. Ich habe die Ehre, Sie mit einem kleinen Wunder der neusten Technik bekannt zu machen“, verkündigte er mit klar ersichtlichem Stolz in lauter Stimme.
Sein Händedruck war kräftig und feucht.
„Eine Fotokamera?“ fragte Katharina.
„Oh, wie ich sehe, hat Herr Adlam es Ihnen bereits erklärt.“
„Nein, ich habe es selbst erkannt“, gab Katharina etwas
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