Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
in den Stall bringen lassen. Bitte schenke mir jetzt etwas von deiner kostbaren Zeit.“
Er blickte sie an, schweigend.
Unter einem der weißen Leinentücher war ein Sofa verborgen, es zeichnete sich recht genau unter dem Stoff ab. Sie nahm dieses Tuch herunter und legte es beiseite. Feinster Staub verteilte sich dabei um sie herum in der Luft. Das Sofa war genauso altmodisch, wie der Schreibtisch. Seine Armlehnen waren prunkvoll geschnitzt und es war mit kostbarem, blauem Samt überzogen.
Diane setzte sich hin. Das Sofa war sehr weich und bequem, obwohl es etwas muffig roch. Sie lehnte sich zurück und bat Robert mit einer Geste, neben ihr Platz zu nehmen.
„Du missachtest also jede Warnung“ sagte er und blieb stehen, wo er war.
„Es liegt in meiner eigenen Verantwortung“, wiederholte sie.
„Nicht, wenn du nicht weißt, worauf du dich einlässt.“
Diane schüttelte daraufhin nur den Kopf und deutete abermals auf den Platz neben sich.
„Setz dich bitte zu mir.“
„Vielleicht später.“ „Es ist so unpersönlich, wenn du da vorne am Fenster stehst. Bitte komm doch zu mir“, bat sie und winkte ihn zu sich heran.
Robert zögerte kurz, drehte sich dann aber um, schloss das Fenster und die Läden und kam zu ihr. Das Licht im Raum wurde nun wieder spärlicher, doch Diane konnte daran nichts Schlimmes finden. Das fahle Dämmerlicht bereitete eine sehr anheimelnde, private Atmosphäre. Und als er nun so nah neben ihr Platz nahm, spürte sie ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch.
Sie legte es darauf an, bot ihm ihren Mund dar, dass er sie endlich küssen möge. Sie spürte, wie er seine Arme um ihre Taille legte. Seine Umarmung war sehr fest, genauso wie sie es mochte. Und als sie seine Lippen wieder auf den ihren spürte, schloss sie die Augen. Es war ein Kuss, in den man ebenso versinken konnte, wie in seinen schwarzen Augen. Die Welt umher erlosch, und da waren nur noch sie beide, er und sie.
------- KATHARINA ------
Das Wetter war nicht eben gut, um im Garten zu arbeiten. Doch dort war einiges in Ordnung zu bringen: So viel sprießendes Unkraut hatte Katharina in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Nutzpflanzen wurden von dem wilden Kraut beinah erstickt. Wenn man hier nicht eingriff, dann würde es im Sommer wahrscheinlich kein oder nur sehr wenig Gemüse geben. Und trotz eines so großen, eigenen Gartens das Gemüse auf dem Markt kaufen zu müssen, das wäre eine wirkliche Verschwendung. Also arbeitete Katharina sich tief gebückt im feinen Nieselregen von Beet zu Bett vor und sammelte das Unkraut in einem hölzernen Behälter ein.
Wirklich daheim fühlte sie sich in ihrem neuen Heim noch nicht. Aber in den wenigen Tagen ihrer Ehe war es natürlich auch noch gar nicht möglich gewesen, heimische Gefühle zu entwickeln. Sie hatte immerhin achtzehn Jahre ihres Lebens bei ihren Eltern verbracht und hier bot sich ihr ein komplett neues Umfeld. Die Zeit würde schon die nötige Vertrautheit bringen, irgendwann. Und zwar nicht nur das Haus, den Garten und die Ställe betreffend, sondern auch ihren Ehemann. Der Rothans war nämlich ein recht eigentümlicher Mensch. Eine Ehe mit ihm zu führen war nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Anschauungen waren häufig sehr unterschiedlich und sie musste sich große Mühe geben, sich gegen seine erdrückende Autorität zu behaupten. Bei ihren Eltern hatte sie jedoch die Erfahrung gemacht, dass demjenigen, der seine täglichen Pflichten fleißig und sorgfältig erfüllt, auch Freiraum für die Dinge gegeben wird, die ihm persönlich am Herzen liegen.
Katharina hörte Schritte auf dem mit Kieselsteinen ausgelegten Gartenpfad. Sie stellte sich aufrecht hin und schaute in Richtung Haus, von wo aus sie ihren frischgebackenen Ehemann auf sich zukommen sah. Sie hatte ihn heute nur beim Frühstück gesehen, einige Zeit vor Sonnenaufgang. Danach war er direkt in die Ställe gegangen, um seine Arbeit zu verrichten. Und nun war schon Spätnachmittag.
„Katharina!“, rief er ihr schon von weitem entgegen, viel lauter, als es nötig gewesen wäre. Seine roten Locken klebten von Schweiß und Regen durchnässt an seinem Kopf und sein Gesichtsausdruck war nicht eben fröhlich zu nennen.
Sie blickte ihm abwartend entgegen, bis er sie mit schnellen Schritten erreichte.
„Ich muss mit dir reden“, sagte er und blieb auf dem Gartenpfad vor dem Beet stehen, wo seine Ehefrau gerade arbeitete. Sein Tonfall verhieß nichts Gutes.
„Ist
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