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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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Morde gegeben …«
    François hing gebannt an Charlottes Lippen. Er sah, wie sie vom Sofa aufstand und sich den Leichen näherte.
    »Maxime und Rémi kennst du ja. Und ihre Opfer kennst du auch. Der Dritte heißt Jean. Ein Gymnasiast wie wir alle. Er wohnte in Limoges, in der Nähe des Sees von Saint-Pardoux. Er brachte einen Drogensüchtigen um, den er kennengelernt hatte, als er ehrenamtlich in einem Restaurant gearbeitet hatte. Er hatte keine Familie, keine Arbeit, und keiner würde sein Verschwinden bemerken. Der liegt wahrscheinlich immer noch im Schlick und wird von den Fischen gefressen.«
    Diesmal ein Junkie. Und noch ein Fehler wurde offensichtlich: Es hatte ein gemeinsames soziales Milieu gegeben, das die Opfer miteinander verband. Jetzt war es nicht mehr nötig, das Video zu analysieren. François wusste, wo die letzte Leiche verweste.
    »Ich suchte mir ›Assistenten‹«, fuhr die junge Frau fort. »›Subjekte‹, um deine Worte zu gebrauchen, die imstande wären, mir zu helfen. Beim Stöbern im Internet entdeckte ich die Website ›clockworkorange.com‹. Ich ging zu diesem Treffen, das dieser hirnrissige Affe, dessen Namen ich vergessen habe, in Évry organisiert hatte. Ich nehme an, du weißt Bescheid. Von ihm weißt du ja wahrscheinlich auch, wie ich aussehe.«
    François’ Beine fühlten sich an wie Blei, es war, als habe man ihm Nägel in den Kopf geschlagen.
    »Erzähl weiter.«
    »Es war überhaupt nicht schwierig, sie zu überzeugen. Sie waren schon lange reif. Das Böse faszinierte sie. Sie sahen sich heimlich Bilder von Mord, Folter und Völkermord an, die ihre Phantasie anheizten. Bilder einer grenzenlosen Gewalt, die für sie aber eine Abstraktion blieb. Etwas, das sie im Fernsehen, im Kino oder im Internet gesehen hatten. Sie warteten nur auf eine Gelegenheit, den Sprung zu wagen.«
    Das hatte der Profiler auch gemerkt. Aber dass sie so weit gehen würden, hätte er sich niemals träumen lassen.
    »Und du? Wie hast du etwas so Schreckliches tun können?«
    »Du redest von Justine?«
    »Von ihr, von deinen Freunden … Du hast vier Menschen umgebracht.«
    »Der erste Schritt ist am schwersten. Und Justine hat mir dabei geholfen. Sie wünschte sich so sehr zu sterben … Als ich ihr sagte, dass ich ihr dabei helfen könnte, hat sie die Gelegenheit sofort ergriffen. Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber sie hat sich bei mir bedankt, als ich ihr das Messer in den Bauch rammte.«
    Abscheu. Ekel. François fehlten die Worte. Jetzt verstand er auch, warum man bei Justine keine Fesselspuren gefunden hatte. In gewisser Weise hatte sie tatsächlich Selbstmord begangen.
    Charlotte sprach unerbittlich weiter.
    »Diese Gelegenheit habe ich ihnen auf dem Tablett serviert. Perfekte Verbrechen, es gab kein Motiv, nichts, das sie verband, nur das Grauen. Ich hatte die Gewissheit, dass die Bullen von einem Serienmörder ausgehen würden. Ich konnte mir sicher sein, dass sie um jeden Preis versuchen würden, ein Profil zu erstellen, auch wenn es hier naturgemäß gar keines geben konnte. Mein Plan war perfekt. Ich hatte an alles gedacht, an jedes Detail, bis hin zu den Plastikanzügen, durch die es möglich wurde, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Sie haben mir vertraut.«
    »Stammte die Idee, die Morde zu filmen, auch von dir?«
    »Das war Teil des Spiels.«
    »Des Spiels?«
    Sie wirkte amüsiert.
    »Nichts ist real für sie. Ein Wesen aus Fleisch und Blut zu töten oder virtuelle Monster zu killen, das war für sie dasselbe. Um ihnen ihre Entscheidung zu erleichtern, habe ich die Sache auf diese Art für sie verpackt. Als eine Art Wettbewerb. Bei dem es darum ging, wem die beste Imitation gelang. Jeder von ihnen hat sich unter den Figuren, die ich ihnen vorschlug, eine ausgesucht. Freddy Krueger, Michael Myers, Leatherface oder Jason. Man musste einen Film drehen, ihn auf einer öffentlichen Website ins Netz stellen und dann von den anderen beurteilen lassen. Jeder Mord löste den nächsten aus. Wie bei Dominosteinen.«
    Ein Verbrechen pro Tag. Mit der Präzision eines Uhrwerks, bei dem aber die Ähnlichkeit des Ablaufs keine Bedeutung hatte.
    »Maxime hat den Wettbewerb eröffnet. Warum er?«
    »Die Gelegenheit war günstig. Wir hatten schon seit Monaten unsere Opfer ausgesucht, das Material vorbereitet und die Tatorte ausgewählt. Wir waren bereit, seinem Beispiel zu folgen.«
    »Und du hast das Ganze koordiniert?«
    »Per Telefon, ja. Mit den Prepaidkarten und dem Stimmenverzerrer, den ich

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