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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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fuhr an Geschäften vorbei, die aussahen wie Lagerhallen, und tauchte sogar in einen Tunnel ein. Nachdem er dies alles hinter sich gebracht hatte, fuhren sie auf einen Parkplatz, auf dem Hunderte von Fahrzeugen standen. Mehr oder minder neue Modelle, alles Renaults.
    Der Kommissar parkte vor dem gläsernen Ausstellungsgebäude, in dessen Schaufenstern die brandaktuellen Modelle ausgestellt wurden. Die geschickte Beleuchtung bot den schaulustigen Kunden die Verheißung auf ein ekstatisches Vergnügen.
    Es war, als wären sie in einem Aquarium gelandet. Angenehme Temperatur, Kaufhausmusik, alles roch nach neuem Plastik. Die Halle war zugleich Ausstellungsraum, Büro und Verkaufsraum. Die Händler saßen hinter kleinen Schreibtischen, die mittendrin standen. Ein paar Kunden schlenderten zwischen den Autos umher und machten große Augen wie Kinder, die gierig auf einen Teller mit Leckereien starren.
    Die Polizeibeamten steuerten einen jungen Mann an, der an einem Computer saß und arbeitete. »Frank Chagneau« stand auf dem Plexiglasschild vor ihm. Er hob den Kopf, um sie willkommen zu heißen. Ein längliches Gesicht, ein einstudiertes Lächeln. Er trug einen schwarzen, schlecht geschnittenen Anzug, ein weißes Hemd und eine etwas zu auffällige Krawatte.
    »Sekunde noch, dann bin ich ganz für Sie da.«
    Marchand hielt ihm seine Karte unter die Nase.
    »Es ist dringend.«
    Er zuckte kaum merklich zurück. Dann die übliche Phrase:
    »Was ist los?«
    »Wir suchen ein Auto. Einen weißen Mégane Break. Er wurde vor Kurzem bei Ihnen gekauft.«
    »Im Rahmen einer Ermittlung?«
    »Ganz genau.«
    »Ein Diebstahl?«
    »Ein Mord.«
    Er setzte eine ernste Miene auf.
    »Aha …«
    »Haben Sie Zugriff auf die Verkaufslisten?«
    »Sicher.«
    Der Händler beugte sich über den Bildschirm.
    »Ein weißer Mégane Break haben Sie gesagt?«
    »Ja.«
    »Neu- oder Gebrauchtwagen?«
    »Neuwagen.«
    »Ich nehme mal an, das Autokennzeichen ist Ihnen nicht bekannt. Sonst hätten Sie ja gleich zum Polizeipräsidium gehen können.«
    »Das Nummernschild endet auf 84. Das ist alles, was wir haben.«
    »Kein Problem. Das genügt uns schon.«
    Er tippte eifrig auf der Tastatur herum. Die Maschine arbeitete, während er versuchte, Haltung zu wahren. Dann richtete er sich wieder auf.
    »Unter den Käufern der letzten zwölf Monate kommen drei Kandidaten in Betracht. Der Mégane verkauft sich gut, aber Weiß ist keine sehr gefragte Farbe.«
    »Könnten Sie uns die Daten ausdrucken?«
    Er legte gleich damit los. Seiten voller Tabellen und Zahlen kamen aus dem Drucker. Franck nahm einen Marker und unterlegte ein paar Zeilen mit einem leuchtenden Rosa.
    »Modell, technische Daten und Autokennzeichen. Alles da.«
    François überflog schnell die Seiten.
    »Die Namen der Käufer sind nicht vermerkt?«
    »Nicht in diesen Verzeichnissen. Das sind rein kommerzielle Infos für unsere Statistik.«
    »Könnten Sie mir die Namen beschaffen?«
    »Aber sicher. Da fragen wir einfach Josie.«
    Er nahm den Telefonhörer ab. Zwei Sätze, bei denen er sich verlegen wand, bevor er zum Zweck seines Anrufs kam. Dann zeigte er mit dem Finger in die Halle.
    »Hinter dem Erholungsbereich. Gehen Sie nur. Sie erwartet Sie schon.«
    Die beiden Polizisten durchquerten den Saal. Ein dicker Teppich, der einem ein Gefühl von Behaglichkeit und Sicherheit gab. Eine Ecke des Raums war mit großen Sesseln, einem niedrigen Tisch und Zeitschriften ausgestattet. Daneben befand sich ein Getränkeautomat, damit man während der Wartezeit seinen Durst löschen konnte. Es wurde alles getan, um den Kunden zu ködern.
    Auf der Tür stand geschrieben: »Fahrzeugscheine«. Besser als im Polizeipräsidium. Und mit Sicherheit schneller.
    Er klopfte dreimal an und trat dann ein.
    »Kommissar Marchand.«
    »Man hat mich gerade benachrichtigt. Entschuldigen Sie die Unordnung, heute geht alles ein bisschen drunter und drüber.«
    Josie dürfte so um die vierzig sein, wirkte aber zehn Jahre älter. Strubbeliges Haar, verknittertes Gesicht, schlampige Kleidung. Ihre Unentschlossenheit ließ sie müde wirken und machte den Eindruck, als sei ihr gerade alles im Leben zu viel.
    Die Unordnung passte gut zu ihrem linkischen Auftreten. Überall stapelten sich die farbigen Schnellhefter ohne jedes ersichtliche Ordnungsprinzip. François fiel auf, dass sich auf dem Boden die von Gummiringen zusammengehaltenen Papierstapel türmten.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, schlug sie vor. »Haben Sie das

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