Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
sein, und mit einem Mal ist alles grün und lila. Okay, dieses Bild trifft es vielleicht nicht ganz. Aber Sie verstehen, was ich sagen will. Ich hatte so lange den Verlust von Dillon betrauert, dass mir die Tatsache, Ethan gefunden zu haben, glatt entgangen war.
Nur um ihn, zumindest für den Augenblick, gleich wieder zu verlieren. Es war unmöglich, in den Massen jemanden auszumachen.
»Hallo«, hörte ich Clinton sagen, der mit zwei Wodka Tonics bewaffnet neben mich trat. »Ich habe dich mit Dillon reden sehen und dachte, du könntest einen gebrauchen.«
»Genau das, was mir der Arzt verordnet hat«, seufzte ich und nahm dankbar das Glas entgegen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Clinton mit sorgenvoll gefurchter Stirn.
»Es geht mir gut.« Ich lächelte. »Sogar besser als gut.«
»Wirklich?«, hakte er nach, offenbar unsicher, wie er mit meiner neugewonnenen Euphorie umgehen sollte. »Ich habe überlegt, ob ich dazwischengehen soll, aber dann erschien es mir klüger, es dich alleine regeln zu lassen. Also habe ich lieber einen Drink besorgt und bin zurückgekommen, für den Fall, dass du mich brauchst, um die Scherben zusammenzukehren.«
»Da gibt es nichts zusammenzukehren«, versicherte ich ihm. »Dillon wollte sich nur für Dianas Benehmen entschuldigen.«
»Ich weiß nicht recht, ob eine Entschuldigung reichen würde. Selbst wenn sie von Diana persönlich käme.«
»Das Gleiche habe ich ihm im Prinzip auch gesagt. Trotzdem muss man zugeben, dass es ein netter Zug war.«
»Mag sein.« Seine Loyalität rührte mich. »Und mehr wollte er nicht?«
»Er hat mir das alleinige Sorgerecht für Bentley überlassen«, erwiderte ich, als Versuch, seiner Frage auszuweichen.
»Andi …« So einfach würde er mich nicht davonkommen lassen.
»Na gut«, stöhnte ich mit einem Anflug von Gereiztheit. »Er meint, er hätte ein schlechtes Gewissen wegen dem, was zwischen uns vorgefallen ist.«
»Schlechtes Gewissen im Sinne von zurückhaben wollen ?«, hakte Clinton stirnrunzelnd nach und sprach damit meinen eigenen ursprünglichen Verdacht aus.
»Keine Ahnung. Aber ich habe ihm den Wind aus den Segeln genommen und erklärt, ich sei mit meinem Leben, so wie es jetzt ist, sehr glücklich, und es gäbe nichts mehr zwischen uns zu besprechen. Und dann habe ich mich auf die Suche nach Ethan gemacht.«
»Ich habe ihn vorhin noch mit Mark gesehen, seitdem aber nicht mehr.« Clinton machte eine Geste in Richtung Champagnerquelle. »Sie waren ins Gespräch vertieft, und ich habe etwas von ›Aufkauf‹ und ›Synergie‹ gehört.«
»Klingt ziemlich öde.«
»Genau«, sagte er und grinste süffisant. »Jedenfalls stand ein älterer Mann bei ihnen. Sah sehr distinguiert aus.«
»Grauer Anzug. Weißes Haar. Buschige Brauen?«
»Und eine verdächtig dezente Krawatte.« Clinton nickte. »Klingt, als würdest du ihn kennen.«
»Walter Mathias. Ethans Großvater. Ethan hat mich ihm vorgestellt.«
»Ich hätte ihn erkennen müssen. Sein Foto ist oft genug in der Zeitung.«
»Aber wenigstens nur im Wirtschaftsteil. Ganz im Gegensatz zu Althea, die offenbar einen Dauerplatz auf der Gesellschaftsseite hat. Musstest du auch diesen Spießrutenlauf vor der Tür hinter dich bringen?«
»Das ließ sich kaum vermeiden. Zum Glück interessieren sich die Paparazzi nicht sonderlich dafür, was ein alternder Gastwirt zu sagen hat.«
»Du unterschätzt dich.«
»Jemand hat mich tatsächlich gefragt, was Althea zur Hochzeit tragen wird.«
»Ich bin sicher, du konntest durch Sachkenntnis bestechen.«
»Dior«, seufzte er. »Aber das war nicht weiter schwierig. Jeder, der sich in der Szene auskennt, weiß, dass sie bevorzugt Dior trägt.«
»Ich hatte keine Ahnung. Dabei ist sie meine Tante. Ich sage dir, das ist eine Gabe von dir.«
»Die Tatsache, dass du es nicht wusstest, macht mich noch lange nicht zum Wunderkind. Ich bin nur aufmerksamer in diesen Dingen. Und alles, was mit Althea zusammenhängt, interessiert dich eben nicht.«
»Das stimmt wohl«, gab ich zu. »Aber wir sind hier auf einer Party, und ich habe keine Lust, mich über meine Tante zu unterhalten. Oder darüber, wie ich zu ihr stehe. Wo ist Bethany? Ich habe sie noch nicht gesehen.«
»Sie ist hier«, antwortete er. »Wir sind zur gleichen Zeit angekommen. Zuerst waren wir noch zusammen, aber nach ihrem dritten Cosmo habe ich sie verloren.«
»Es geht nichts über ein paar Cocktails, um den Kummer zu vertreiben.«
»Das hast du gesagt, nicht ich. Offen
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