Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
einen ziemlichen Vorsprung in diesem Wettbewerb gibt. Aber Dillon schien sich äußerst unwohl zu fühlen, falls dir das ein Trost ist.«
»Er weiß, was es für mich bedeutet, dass meine Mutter weggegangen ist. Und obwohl wir nicht mehr zusammen sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass er es gutheißt, wenn Diana über meine Mutter herzieht.«
»Natürlich nicht. Und Großvater hatte recht. Diana redet einfach daher, ohne nachzudenken.«
»Sie und ich haben eine Menge Gemeinsamkeiten«, sagte ich. »Aber wir sind hier auf einer Party, und die werde ich mir nicht von Diana verderben lassen.«
»In diesem Punkt kann ich dir nur zustimmen«, sagte Ethan, als Vanessa sich aus der Menge löste.
»Andi, ein Glück, dass ich dich gefunden habe.« Sichtlich erleichtert trat Vanessa in ihrem goldbestickten Kleid auf uns zu, das bei jeder Bewegung glitzerte und funkelte. »Ich wollte dich warnen. Diana Merreck ist hier – mit Dillon.«
»Zu spät«, bemerkte Ethan. »Wir sind ihr gerade in die Arme gelaufen.«
»O Gott. Genau das hatte ich befürchtet. Kannst du mir verzeihen?«
»Was gibt es da zu verzeihen?« Ich winkte ab. »Manchmal ist das Leben nun mal kein Zuckerschlecken.«
»Falls dich das trösten sollte«, sagte Vanessa lachend, »ich habe es ihr einmal so richtig gezeigt. In Camp Adirondack. In der sechsten Klasse. Damals faselte sie endlos über ihre Herkunft und ihre noble Familie. Darüber, dass ihr Blut blauer sei als das von uns anderen. Also haben Cybil und ich ihr das Höschen geklaut und es an den Fahnenmast gehängt. Du hättest ihr Geschrei hören sollen – ihre Unterhose, die in der Brise flattert. Und Luxus-Lingerie war es nicht, das kann ich dir versichern.«
»Diese Geschichte hat etwas absurd Tröstliches«, erwiderte ich lächelnd. »Obwohl ich nicht ganz sicher bin, was das über mich aussagt.«
»Dass du völlig normal bist«, versicherte mir Ethan. »Und da ich Diana so gut kenne, kann ich sagen, dass sie diese Demütigung verdient hat.«
»Keine Ahnung«, sagte Vanessa, »aber ich gebe zu, die anderen haben sich totgelacht. Eigentlich hätte Diana heute Abend nicht eingeladen werden dürfen. Nicht unter diesen Umständen. Aber du weißt ja, wie wichtig es meiner Mutter ist, gesellschaftliche Formen zu wahren. Es wäre falsch, Diana nicht auf die Gästeliste zu setzen, wenn der Rest ihrer Familie eingeladen sei, meinte sie.«
»Na ja, in diesem Fall hat deine Mutter wohl recht«, sagte ich. »Aber es ist sehr lieb, dass du dich um mich sorgst.«
»Die Vorstellung, dass du wegen mir noch mehr leiden musst, ist schrecklich.«
»Aber das habe ich nicht getan.« Ich schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut. Wirklich.«
»Eins zu null für die Guten«, sagte Vanessa. »Ich weiß, dass sie deine Cousine ist, Ethan, aber ich konnte sie noch nie leiden.«
»Diese Wirkung hat sie offenbar auf viele«, bemerkte er trocken.
»Und wo ist der Mann der Stunde?«, wechselte ich das Thema. Nicht dass ich etwas gegen eine kleine Diana-Lästerrunde einzuwenden gehabt hätte, aber immerhin war sie Ethans Cousine, und die Vorstellung, wie wir fortwährend auf einem Mitglied seiner Familie herumhackten, behagte mir nicht – selbst wenn es Diana war.
»Er steht da drüben. Mit meinem Vater und seinen Kumpanen.« Sie nickte in Richtung einer der Bars, wo Mark inmitten mehrerer älterer Herren stand und Hof hielt. »Erstaunlich, wie gut er trotz des Altersunterschieds in diese Runde passt.« Ganz zu schweigen davon, dass Mark sein Vermögen voll und ganz aus eigener Kraft gemacht hatte, ohne jemals Vorteil daraus zu ziehen, dass er der Spross einer noblen Ostküstenfamilie war.
»In Wahrheit versammelt er sie eher um sich«, korrigierte Ethan. »Ich vermute, sie sabbern schon, nur weil sie die Chance bekommen, von seinem Wissen zu profitieren.«
»Er ist unglaublich, nicht?« Lächelnd betrachtete Vanessa ihren zukünftigen Ehemann. »Aber wie es aussieht, belagern sie ihn ziemlich, und seine Qualitäten in allen Ehren, aber Geduld ist nicht gerade Marks Stärke. Sollen wir hinübergehen und ihn retten?«
»Gute Idee«, sagte Ethan. »Andi?«
»Ich komme gleich nach. Ich will nur kurz nach Bethany suchen. Sie muss hier irgendwo sein.«
»Gut.« Er nickte und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. »Aber bleib nicht zu lange weg.«
Ich nickte, während die beiden sich aufmachten, Mark loszueisen. Offen gestanden hatte ich gelogen, denn ich hatte nicht vor, Bethany zu suchen. Stattdessen
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