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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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mit mir einzulassen? Die arme kleine Andi ist am Boden zerstört, weil ihr Freund sie sitzen gelassen hat? Du bist genau das, was sie braucht, damit sie sich wieder besser fühlt? Die erbärmliche Verliererin muss dringend gerettet werden? Das muss deinen Edelmut mächtig angestachelt haben. Oder hatte Diana recht mit ihrer Annahme, dass Althea dir im Gegenzug etwas zugesichert hat?«
    »Offenbar hast du sowieso alles längst herausgefunden.« Sein Blick wanderte von dem Bettlaken zu Dillons nackter Brust. »Entschuldige die Störung.«
    Er deutete eine Verbeugung an, was meinen Eindruck, mitten in einer englischen Farce gelandet zu sein, noch verstärkte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. Ich umklammerte das Laken noch ein wenig fester und widerstand dem Drang, mich zu übergeben.
    »Gut dass er weg ist.« Dillon schlug die Tür zu.
    »Wie zum Teufel ist er überhaupt hier heraufgekommen?«, fragte ich und starrte noch immer auf die Tür. »Hast du ihn hereingelassen?«
    »Natürlich nicht.« Er schüttelte den Kopf und ging in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken. »Als ich gesehen habe, dass er vor der Tür steht, habe ich nicht reagiert. Er muss mit jemandem hereingekommen sein.«
    Ich nickte nur, weil ich Mühe hatte, Worte zu finden. Außerdem gab es ohnehin nichts zu sagen.
    Es war vorbei.
    Das war es gestern Abend bereits gewesen.
    Ich hatte lediglich den fertigen Kuchen mit einem Zuckerguss verziert.
    »Du musst gehen«, flüsterte ich. Auch wenn ich nicht sagen konnte, woher der Gedanke mit einem Mal gekommen war, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war.
    »Was willst du damit sagen?« Dillon runzelte die Stirn und musterte mich einigermaßen verdutzt. »Verbringen wir nicht den Tag zusammen? Ich dachte, nach allem, was heute Nacht …«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Es gibt kein nach heute Nacht . Ich werde dir immer dankbar dafür sein, was du gestern Abend getan hast. Du hast mich aus einer unbeschreiblich grässlichen Situation gerettet. Aber zwischen uns hat sich nichts geändert. Wir sind nicht mehr zusammen, Dillon.«
    »Aber wir haben doch alles besprochen.«
    »Mag sein. Ehrlich gesagt, ich kann mich kaum erinnern. Aber jetzt, genau in diesem Augenblick, wo ich hier stehe, weiß ich, dass es zwischen uns niemals funktionieren wird. Wir haben nun mal verschiedene Vorstellungen.«
    »Du willst Ethan.« Sein Kiefer spannte sich an, als er den Namen aussprach.
    »Dieser Zug ist abgefahren, so viel steht fest.« Es brach mir das Herz, aber es war die Wahrheit. »Aber hier geht es nicht um Ethan, sondern um dich und mich. Es würde nicht funktionieren. Und du weißt, dass ich recht habe.«
    »Kann sein«, räumte er ein, beinahe etwas zu schnell. »Aber ich liebe dich. Und du sollst wissen, dass …«
    »Ich möchte nichts mehr hören«, unterbrach ich ihn und zog das Laken fester um mich. »Geh einfach. Bitte.«
    »Klar.« Er nickte, pflückte sein Hemd von einem Stuhl und ging ins Schlafzimmer
    Ich blieb stehen, offenbar unfähig, mich zu bewegen, während mein Verstand lauthals schrie, dass ich einen schrecklichen Fehler beging. Dass Dillon und ich zu viel erlebt hatten, um alles wegzuwerfen. Aber die Wahrheit war, dass wir genau das schon vor langer Zeit getan hatten. Vor Diana. Vor Ethan. Wir waren einfach nur zu starrköpfig gewesen, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
    Es war ein Augenblick verblüffender Reife und Erwachsenheit.
    So etwas erlebe ich nicht allzu häufig.
    Und ich empfand den Moment keineswegs als erhellend, sondern als zutiefst deprimierend.
    »Also«, sagte Dillon und kehrte ins Wohnzimmer zurück. »Das war’s?«
    Ich nickte und beugte mich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. »Noch mal danke für gestern Abend.« Ich war nicht ganz sicher, ob ich es tatsächlich so meinte. Zumindest im Hinblick auf den Teil, der sich meiner Erinnerung entzog. Aber er war zu meiner Rettung herbeigeeilt, als ich sie dringend gebraucht hatte. Und das musste doch etwas wert sein.
    »Ich hoffe, du wirst glücklich«, sagte er.
    Darauf brauchte ich nichts zu erwidern. Andererseits war es unter diesen Umständen vielleicht am besten so. Dillon ging den Korridor hinunter und drehte sich noch ein letztes Mal um, ehe ich mit einem Seufzer die Tür schloss.
    Noch immer in mein Bettlaken gehüllt, ließ ich mich gegen die kühle Eisentür sinken und glitt daran hinab, bis ich auf dem Boden kauerte. Wieder drohten mich meine Gefühle zu übermannen.

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