Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
meine Sendung zu kommen. Ich war immer noch nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, die Idee einfach abzuschreiben, aber ich hatte das Gefühl, als hätte es Althea geholfen, durch das Telefonat auf eigentümliche Weise endgültig damit abzuschließen, was damals geschehen war. Und Cassie und Clinton waren außer sich vor Begeisterung. Cassie war mit der Nachricht sofort zu den Senderbossen gelaufen, und es hieß, unsere Chancen auf die Sendung im Hauptabendprogramm stünden außerordentlich gut.
Verstehen Sie mich nicht falsch – ich war begeistert, aber aus irgendeinem Grund erschien mir die Sendung auf einmal nicht mehr so wichtig wie vor einem Monat. Verlagerung der Prioritäten, vermutlich. Aber heute Abend würden wir feiern. Auf Altheas Rechnung. Doch bevor ich meinen Freunden gegenübertrat, brauchte ich etwas Zeit für mich allein. Deshalb verließ ich Altheas Apartment und ging in den Park.
So vieles hatte sich verändert. Allem voran ich selbst. Ich war mir so sicher gewesen, zu wissen, was ich im Leben wollte. Ich hatte gedacht, ich hätte alles im Griff. Doch es hatte sich herausgestellt, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte. Alles hatte auf einer Version meines Lebens beruht, die überhaupt nicht existierte.
Jahrelang hatte ich mich gegen alles aufgelehnt, wofür Althea stand. Und nun stellte sich heraus, dass sie der wahre Dreh- und Angelpunkt meines Lebens war. Die ganze Zeit war ich einem Bild meiner Mutter nachgelaufen. Einem Ideal, das ich in meiner Fantasie erschaffen hatte. Und am Ende hatte sich herausgestellt, dass sie einfach weggelaufen war, sich vor der Realität versteckt und vorgegeben hatte, dass die Fehler, die sie begangen hatte, nicht existierten.
Fehler wie ich.
Doch Althea hatte die Initiative ergriffen. Sie hatte mich geliebt und beschützt. Und mich um den Verstand gebracht – alles in allem die Definition einer Mutter. Oder?
Nur hatte ich mich geweigert, das zu erkennen. Stattdessen hatte ich mich an eine Märchengestalt geklammert, die nicht existierte. Ich hatte versucht, ihr nachzueifern, obwohl ich ihr in Wahrheit nicht im Geringsten ähnlich war. Weder der realen Frau noch der meiner Fantasie.
Ich hatte Dillon als Partner gewählt, weil er das Ideal zu verkörpern schien, nach dem ich gesucht hatte. Doch dabei hatte ich mich nur selbst belogen. Hatte vorgegeben, dasselbe zu wollen wie er. Obwohl ich mich in Wahrheit nach Stabilität gesehnt hatte. Nach einer Familie. Nach einem Ort, an den ich gehörte.
Dann war Ethan aufgetaucht und hatte mir gezeigt, wie das Leben sein kann, wenn es einen Menschen gibt, dem man wirklich etwas bedeutet. Doch durch meine vorschnellen Urteile und meine übertriebenen Reaktionen hatte ich all das kaputt gemacht. Ganz zu schweigen von meiner horizontalen Selbstmitleidsparty mit meinem Ex …
Ich hatte Angst gehabt. Schlicht und ergreifend.
Und damit hatte ich meine Chance auf Glück weggeworfen. Indem ich mich geweigert hatte, es als das zu betrachten, was es war.
Seufzend ließ ich mich auf eine Bank am Ufer sinken, als mein Handy läutete. Ich zog es heraus, während sich mein Herzschlag beschleunigte. Vielleicht …
Es war Bethany.
»Hallo«, sagte ich und schob meine Enttäuschung beiseite. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du dich meldest. Ich habe dir mehrere Nachrichten hinterlassen.«
»Tut mir leid«, sagte sie, »aber ich hatte mein Telefon ausgeschaltet. Ich war bei Michael.«
»Und?«, fragte ich mit angehaltenem Atem und betete innerlich um eine gute Nachricht.
»Alles ist gut. Ich konnte ihn davon überzeugen, nicht Schluss zu machen. Ich habe ihm erklärt, ich hätte lediglich Angst davor, bei ihm einzuziehen. Jedenfalls ist er bereit, es noch einmal zu versuchen. Das heißt dann wohl, wir sind wieder zusammen.«
»Das ist ja wunderbar!«, rief ich. »Ehrlich, Bethany, ich freue mich so für dich.«
»Danke. Ich kann es selbst noch nicht richtig glauben. Aber ohne dich wäre ich nie zu ihm gegangen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glatt sagen, du hast dich in Althea verwandelt.«
Gestern hätte ich mich über diese Bemerkung noch geärgert. Doch nun empfand ich sie merkwürdigerweise als Kompliment. Nicht dass ich ins Familiengeschäft einsteigen wollte, keine Sorge, aber trotzdem. »Ich bin nur froh, dass es geklappt hat. Du und Michael, ihr gehört zusammen.«
»Ich war nicht ganz sicher, ob ich es dir sagen soll. Ich meine, natürlich wollte ich, dass du es erfährst, aber unter
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