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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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erhaben. Ich meine, sie bringt Menschen zueinander, die sich unter normalen Umständen nicht finden würden. Oder?«
    »Aus Ihrem Mund klingt das so romantisch. Bei meiner Tante hingegen hat das viel mehr mit Berechnung zu tun. Sie glaubt, dass Menschen der gleichen Herkunft zusammengehören. Insbesondere Menschen mit viel Geld.«
    »Vielleicht gehen Sie ein bisschen zu hart mit ihr ins Gericht, andererseits kenne ich sie natürlich nicht.«
    »Sie haben wohl den Beruf verfehlt«, sagte ich kopfschüttelnd. »Sie hätten Psychiater werden sollen. Normalerweise vertraue ich Fremden meine Familiengeheimnisse nicht an.«
    »Aber ich bin doch kein Fremder.«
    »Na ja, genau genommen kenne ich Sie erst seit ein paar Tagen.«
    »Und in dieser kurzen Zeit haben wir schon über einiges gesprochen.«
    »Also gut.« Lachend hob ich die Hand. »Wir sind keine Fremden mehr, Sie haben recht. Trotzdem habe ich genug von meiner Familie erzählt. Zumindest für einen Abend.«
    »Okay.« Er hob sein Glas und stieß behutsam damit gegen meines.
    Wir lächelten einander zu. Unvermittelt wurde mir bewusst, wie glücklich ich war – ein Gefühl, das ich in letzter Zeit nicht allzu häufig genossen hatte. Ethan war ein aufregender Mann, und offen gestanden erstaunte es mich ein wenig, wie leicht mir die Unterhaltung mit ihm fiel. Wie sehr ich seine Gegenwart genoss.
    Allem Anschein nach war mir der Wein zu Kopf gestiegen.
    Als der Kellner den Hauptgang servierte, bemerkte ich, dass ich mein Carpaccio kaum angerührt hatte. Was einiges aussagte, wenn man bedachte, dass es zu den Spezialitäten bei Nino’s gehörte, mit hauchdünn geschnittenem Rinderfilet und Bresaola, dazu Rucola und gehobelter Parmesan. Einfach göttlich.
    »Aber wieso erzählen Sie nicht ein wenig von Ihrer Familie?«, schlug ich vor. »Ich weiß nur, dass Ihr Vater eine Firma leitet.«
    »Genauer gesagt ist mein Großvater derjenige, der die Firma leitet. Ihm gehört alles.«
    »Und woraus besteht die ›Firma‹ genau?«
    »Fertigungsindustrie. Und verwandte Branchen. Und eine Reihe von Investments. Vorwiegend Marotten meines Großvaters. Er hat mit Stahl angefangen und expandiert.«
    »Klingt eindrucksvoll.«
    »Eigentlich nicht. Es ist nur ein Geschäft.«
    »Also ist Ihr Vater der Nächste in der Hierarchie?«
    »Nein. Er hat in die Familie eingeheiratet. Vermutlich wird meine Mutter einmal alles erben, aber sie hat keinerlei Interesse daran. Aber all das spielt sowieso keine Rolle, weil mein Großvater das Ruder immer noch fest in der Hand hält. Ich glaube sogar, dass mein Vater bereit ist, sich zurückzuziehen.«
    »Wegen seines Herzinfarkts.«
    »So ist es. Und genau da komme ich ins Spiel.«
    »Der neue Nachfolger.«
    »So etwas in der Art.«
    »Und Ihre Mutter?«
    »Sie will nur, dass mein Vater glücklich ist.«
    »Was aus meiner Perspektive sehr idyllisch klingt.«
    »Keine Ahnung«, sagte er und nippte an seinem Glas. »Ich habe mir immer eine aufregendere Familie gewünscht. Meine könnte kaum vorhersehbarer sein. Stereotyp.«
    »Sie sind alles andere als stereotyp.« Die Worte kamen über meine Lippen, bevor ich Gelegenheit zum Nachdenken hatte. »Ich meine, Sie sind völlig anders, als ich es erwartet hatte.« Toll, damit machte ich es nur noch schlimmer. »Tut mir leid, das kam nicht so heraus, wie ich es meinte. Ich wollte sagen …«
    »Keine Sorge, ich fasse es als Kompliment auf.« Er lächelte amüsiert.
    »Also gibt es keinen Schandfleck in all dieser Normalität? Gar nichts?«
    »Einer meiner Vorfahren war Spion im Unabhängigkeitskrieg. Zählt das?«
    »Nur wenn er für die Briten gearbeitet hat.« Ich hob wartend die Brauen.
    Doch Ethan schüttelte den Kopf. »Nein, Amerikaner bis ins Mark.«
    »Was haben Sie sonst noch zu bieten? Wir suchen nach etwas richtig Schlimmem.« Ich lachte und schüttelte den Kopf. »So wie meine Großmutter. Sie ist aus dem Schlafsaalfenster im Internat geklettert, um mit meinem Großvater durchzubrennen. Niko. Er war Immigrant aus Griechenland und ganz entschieden nicht das, was meine Urgroßeltern unter einer angemessenen Partie verstanden. Deshalb haben sie sie enterbt. Zum Glück für mich hat sie sich keinen Pfifferling darum geschert, sondern mit meinem Großvater ein Geschäft für den Import von griechischen Delikatessen gegründet und ein Vermögen damit verdient.«
    »Sie sind also Sevalas Food?«
    »Na ja, meine Großmutter. Und ich damit mehr oder weniger auch.«
    »Also liegt Ihnen die Liebe fürs

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