Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
runzelte die Stirn. »Du verleihst mir zu viel Macht. Außerdem achte ich immer auf das, was sich sage.«
Clinton brach in Gelächter aus. Bei jedem anderen wäre ich gekränkt gewesen, aber schließlich kam es von Clinton, und wenn ich ganz ehrlich war, hatte er recht.
»Also gut. Bei allem, was Bethany und Michael angeht, bin ich ab sofort die Zurückhaltung in Person. Ich schwöre.« Ich hob in Pfadfindermanier die Finger.
»Gut.« Er nickte zufrieden. »Nachdem nun unser aller Liebesleben durchgekaut wäre, schlage ich vor, wir gehen zu Cassie. Ich möchte ein paar Ideen für die Sendung nächste Woche mit ihr besprechen.«
Plaudernd gingen wir den Korridor entlang und blieben im Türrahmen von Cassies Büro stehen. Sie saß mit dem Hörer am Ohr an ihrem Schreibtisch, blickte auf und brachte uns mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Und Sie sind ganz sicher?«, fragte sie. Die Furchen um ihre Augen verrieten, dass ihr nicht gefiel, was ihr Gegenüber sagte. »Verstehe. Und wir können nichts mehr tun?«
Es herrschte Stille, als Cassies Gesprächspartner etwas erwiderte. Cassies Miene verfinsterte sich noch etwas mehr, und sie nickte. »Tja, das war’s dann wohl. Natürlich. Danke für Ihre Hilfe.« Sie legte auf, und einen Moment lang war das Ticken der Uhr das einzige Geräusch im Raum.
»Das war Jeri Yost, Bethanys Freundin bei Metro Media«, sagte sie schließlich mit einer einladenden Handbewegung in Richtung der Stühle vor ihrem Schreibtisch. »Ich habe sie angerufen, nachdem ich mit Monica Sinclair gesprochen habe.«
»Du hast mit Monica gesprochen?« Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, eine nervöse Angewohnheit aus meiner Jugend.
»Ja.« Cassies brüsker Tonfall war ein weiteres Indiz dafür, dass sie alles andere als glücklich war. »Vor ein paar Minuten.«
»Und ich nehme an, das Gespräch lief nicht gut.« Ich runzelte die Stirn. Mir war jetzt schon klar, dass ich nicht hören wollte, was ich gleich zu hören bekommen würde.
»Nein«, erwiderte Cassie. »Es lief nicht gut.«
»DuBois trifft sich nicht mit uns«, sagte Clinton und fasste damit meine schlimmsten Befürchtungen in Worte.
Cassie schüttelte den Kopf. »Wie es aussieht, hat er seine Meinung geändert.«
»Aber Monica hat doch gesagt, er sei zu einem Gespräch bereit«, wandte ich ein, als würde das irgendetwas ändern.
»Stimmt, aber es war nur eine unverbindliche Zusage. Und wir wussten, dass DuBois jeder Form von Öffentlichkeit sehr zurückhaltend gegenübersteht.«
»Also war’s das?«, fragte ich, noch immer fassungslos. »Das kann doch nicht sein. Es muss etwas geben, was wir tun können.«
»Absolut nicht. Monica hat keinen Zweifel daran gelassen. Es wird keinen Termin mit DuBois geben. Zumindest nicht für uns.«
»Hat sie gesagt, weshalb er es sich anders überlegt hat?«, hakte Clinton nach.
»Nein. Sie hat keinen Grund genannt. Das Telefonat war sehr kurz. Ich hatte das Gefühl, als wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen.«
»Wahrscheinlich war es ihr peinlich, weil sie uns Hoffnungen gemacht hatte«, sagte Clinton.
»Wie auch immer, deshalb habe ich Jeri angerufen. Ich dachte, sie könnte helfen, herauszufinden, was vorgefallen ist.«
»Und?«, fragte ich.
»Anfangs meinte sie, das gehe nicht. Nicht ihr Kunde und so. Das Übliche. Aber nachdem ich betont habe, wie wichtig es sei und wie viel für uns alle auf dem Spiel stünde, war sie bereit, sich ein bisschen umzuhören.«
»Und gerade rief sie an, um Bericht zu erstatten«, warf ich ein.
»Genau.« Cassie nickte. »Aber was sie herausgefunden hat, wird euch nicht gefallen.«
»Schlimmer kann es sowieso kaum noch kommen«, stellte Clinton fest. »Jetzt wo DuBois raus ist, sinken unsere Chancen auf das Hauptabendprogramm gegen null.«
»Ganz zu schwiegen von unserer Glaubwürdigkeit bei den Bossen.«
»Macht euch darüber keine Gedanken«, beschwichtigte Cassie. »Das bügle ich schon hin. Die Quoten sind tadellos. Sie werden uns nicht abschießen.«
»Aber eine zweite Chance aufs Hauptabendprogramm werden sie uns auch nicht geben.«
»Nein. Wohl kaum.«
»Also, was ist passiert?«, fragte ich. »Weshalb hat DuBois einen Rückzieher gemacht?«
»Laut Jeri wurde er dazu veranlasst.« Cassie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
»Von wem?«, fragte Clinton stirnrunzelnd.
»Von einem Investor. Einem wichtigen, wie es aussieht.«
»Und einem, auf den DuBois hört«, folgerte Clinton. »Konnte sie
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