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Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Titel: Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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aus.«
    Elaina verbiss sich eine Retourkutsche. Denn er hatte wahrscheinlich recht. Sie klappte den Schminkspiegel auf. Die heiße Dusche nach der Obduktion hatte klar ihr Ziel verfehlt. Sie war blass und wirkte todmüde. Make-up hatte sie heute keines aufgetragen. Ihr Haar fiel offen über ihre Schultern.
    »Du solltest etwas essen«, sagte Troy. »Wir halten irgendwo an.«
    »Mein Magen streikt. Ich möchte nur dieses Gespräch hinter mich bringen und danach ins Bett fallen.«
    Er zuckte die Achseln und nahm die Ausfahrt Bay Port nördlich des Damms.
    Elaina versuchte sich zusammenzureißen. Sie war zum Ermitteln hier. Trotzdem musste sie auf andere Gedanken kommen. »Erzähl mir was von deiner Heimatstadt. Wie lebt es sich in Bay Port?«
    »Du bist nie da gewesen?«
    »Ich kenne nur die Raffinerie.«
    »Dann kennst du fast alles.«
    Elaina sah aus dem Wagen. Fast nur leere Felder und weiter entfernt ein paar Häuser.
    »Woher kennst du die Raffinerie?«, fragte er.
    »Ich musste Beweismaterial vernichten.«
    Er musterte sie neugierig. »Wie das?«
    »Weaver und ich hatten zunächst einen Lieferwagen mit Koks und Marihuana vollgeladen. Das Zeug stammte von einem Prozess. Dann sind wir mit Polizeieskorte zu TexOil gefahren, haben alles in einen ihrer riesigen Öfen geworfen und gewartet, bis es verbrannt war. Das war einer unserer interessantesten Einsätze gewesen, glaub mir.«
    »Ein Lieferwagen voller Drogen? Klingt nach ’ner richtig geilen Party.«
    »Nicht wirklich. Einen ganzen Tag haben wir gebraucht. Aber es war ein bisschen Abwechslung.«
    Eine Weile schwiegen sie. Dann tauchten ein Supermarkt, eine Tankstelle und ein Fast-Food-Laden als erste Boten der Stadt auf.
    »Du und Weaver seid wohl mehr als bloß Kollegen? Ihr steht euch ziemlich nah?«
    Elaina überraschte die Frage.
    »Das könnte man sagen. Er hat mich vom ersten Tag an unter seine Fittiche genommen.«
    Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung im Pausenraum. »Special Agent McCord. Willkommen in Brownsville«, hatte er gesagt und sie angelächelt. »Sie kommen frisch von der Akademie.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil man Sie mit Batman verwechseln könnte. Voller Tatendrang, voller Energie. Viel zu viel des Guten. Im ersten Jahr müssen Sie eher eine ruhige Kugel schieben.«
    Auf seinen Rat hin verschwanden Pfefferspray, Handschellen und Patronenmagazine schon am ersten Tag in ihrem Schreibtisch. Seitdem vertraute sie ihm.
    »Was machen die Leute hier in ihrer Freizeit?«, fragte Elaina.
    »Die meisten fahren auf die Insel. Aber nicht auf die Touristenmeile, sondern zur Bucht. Eingekauft wird in Corpus Christi. Das nächste Steakhaus ist in Brownsville.«
    Die Ampel schaltete auf Grün. Sie fuhren an einem kleinen Einkaufszentrum mit beigefarbenen Markisen vorbei, die dringend ausgetauscht werden mussten. Es gab einen Getränkeladen und einen Waschsalon. Aber kein vernünftiges Kaufhaus oder Restaurant. Keine Bank. Nichts, was auf Wohlstand schließen ließ. Die Stadt wirkte melancholisch. Die Leute hier schienen sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Sie sah zu Troy. Irgendetwas war mit ihm. Ob ihm der Besuch in seiner Heimatstadt peinlich war? Aber dazu kannte sie ihn zu wenig.
    »Cinco hat mir erzählt, dass du bei der Zeitung angefangen hast.«
    Falls er überrascht war, dass sie Fragen nach seinem Leben stellte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Aber wo hat er mir nicht verraten«, fuhr sie fort. »Bay Port hat wahrscheinlich keine eigene Zeitung?«
    »Doch. The Lito County Register . Die Redaktion befindet sich in dem Gebäude direkt hinterm Postamt.«
    Die meisten Fenster des Zeitungsbüros waren dunkel, der Parkplatz davor war leer. Das ließ nicht gerade auf übermäßige Geschäftigkeit schließen.
    Die Fahrt durch Troys Heimatstadt bestätigte sie in ihrer Vermutung, dass er nicht aus einem wohlsituierten Elternhaus kam. Er hatte sich alles selbst erarbeiten müssen.
    »Sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen«, hätte ihr Vater dazu gesagt. Dazu brauchte man Disziplin und eine strenge Arbeitsmoral; etwas, das Elaina mehr als Geld, Rang oder gutes Aussehen an einem Mann schätzte. Sie hatte zu viele Typen in der Schule oder am College kennengelernt, denen alles auf dem Silbertablett serviert worden war.
    Sie betrachtete seinen kräftigen Kiefer und seine große Hand, die ruhig den Wagen lenkte.
    »Ist was?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Sonntagabends ist es hier ziemlich ruhig. Nur die Raffinerie arbeitet an

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