Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
sieben Tagen rund um die Uhr. Alles andere schließt um sechs, außer der Tankstelle und dem Fast-Food-Laden. Du weißt, wo wir hinmüssen?«
Elaina holte ihren Notizblock aus der Tasche. »Ich habe mit einer gewissen Ronnie Dupree gesprochen.«
Troy lächelte.
»Du kennst sie?«
»Sie hat vor ewigen Zeiten die Tanzgruppe an der Highschool betreut. Wahrscheinlich macht sie es noch immer.«
»Ihre Stimme hat alt geklungen«, sagte Elaina.
»Das kommt vom Rauchen.«
Troy bog in eine zweispurige Straße ein. Kein Straßenschild weit und breit. Vielleicht keine schlechte Idee von ihr, mit einem Führer hierherzukommen.
Die nächste Abzweigung führte sie zu einer kleinen Siedlung mit einstöckigen Backsteinhäusern, die ziemlich weit auseinander standen. Aber alle sahen gleich aus, nur anhand der Vorgärten konnte man sie voneinander unterscheiden.
In dem einen lag eine umgestürzte Schaukel, in dem anderen gab es eine Klärgrube oder ein Auto stand auf einem größtenteils zubetonierten Rasen. Troy fuhr in eine Einfahrt. Im Scheinwerferlicht huschten Flamingos über den Hof. Er stellte den Motor ab, nicht weit weg bellte ein Hund. Er öffnete die Tür, die Innenbeleuchtung ging an.
Sie fasste ihn am Arm. » Ich werde dieses Gespräch führen«, sagte sie bestimmt. »Und alles, was sie uns erzählt, ist streng vertraulich.«
»Immer schön auf dem Boden bleiben.«
»Ich meine es ernst. Wenn du sie befragen willst, mach das ein andermal. Das ist meine Verabredung. Wenn du ein Problem damit hast, bleib im Auto.«
»Im Pick-up.«
»Das ist auch ein Auto.«
Er rückte näher und legte den Arm über ihren Sitz. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du als Frau wie ein Macker auftrittst?«
»Das ist kein Witz. Du hältst den Mund.«
Er schmunzelte. »Ich tu mein Bestes.«
Sie kletterte aus dem Pick-up. Ein schwarzes Monstrum sprang gegen einen Maschendrahtzaun. Elaina wich zurück.
»Keine Panik. Das ist nur ein Hund«, sagte Troy.
Sie versuchte das bösartige Bellen und die Sprünge des Ungetüms gegen den Zaun, der die Einfahrt entlangführte, zu ignorieren. Das Verandalicht ging an. Quietschend öffnete sich eine Fliegengittertür.
»Bär! Aus!«, rief eine Frau mit blonder Mähne. Sie warf Troy einen kurzen Blick zu. Elaina umkreiste die Kühlerhaube und schlich sich zur Haustür, immer auf der Hut vor dem Hund.
»Sind Sie vom FBI ?«, fragte die Frau Troy.
»Nein, Ma’am. Ich bin Troy Stockton. Die Dame ist vom FBI .«
»Troy Stockton?« Sie blieb auf der Treppe stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. »Mein Kleiner, lass dich anschauen. Lang ist’s her.«
Ihre knallrot bemalten Lippen schenkten ihm ein vielleicht zu dick aufgetragenes Lächeln. Sie war mindestens sechzig, doch unter ihrem T-Shirt und ihren Leggings vermutete man einen viel jüngeren Körper. Sie trug Sneakers und Socken mit Puscheln. Elaina überlegte, ob sie je bei einer Tanzgruppe mitgemacht hatte.
»Troy Stockton.« Sie schüttelte den Kopf. »Der berühmte Schriftsteller. Ich fasse es nicht.«
Er sah zu Elaina. »Das ist Special Agent Elaina McCord.« Er trat zur Seite, um Platz zu machen. »Elaina, das ist Ronnie Dupree, Tanzlehrerin der Bay Port Wranlgerettes.«
Ronnie strahlte. »Ex-Tanzlehrerin«, sagte sie, hocherfreut über diese Vorstellung. »Schön, Sie kennenzulernen. Herein mit euch!«
Troy ließ Elaina den Vortritt. Ihren warnenden Blick übersah er.
Ein mehrteiliges rosafarbenes Sofa dominierte das Wohnzimmer. Auf dem Boden lag ein malvenfarbener Teppich, der wohl gerade erst gestaubsaugt worden war. Auf jeder freien Fläche standen Seidenblumensträuße. Es duftete nach Vanille und stank nach Zigarettenrauch.
»Eine schöne Wohnung«, sagte Troy.
»Danke. Mir gefällt sie auch.«
»Und Sie leben allein hier?«
»Ja. Nur ich und Bär.« Sie strahlte Troy an. »Sabrina ist seit dem Schulabschluss weg.« Sie sah zu Elaina. »Möchten Sie vielleicht einen Tee?«
»Das wäre nett. Vielen Dank«, sagte Elaina.
Ronnie verschwand in die Küche, und Troy schlenderte zum Kaminsims, wo eine eingerahmte Fotografie sein Interesse erregte. Sie zeigte ein blondes Mädchen in Tanzuniform.
»Wohnt Sabrina noch in der Stadt?«, rief er in die Küche.
»Die ist verheiratet und lebt in Corpus Christi. Ich habe drei Enkelkinder. Ist das nicht unglaublich?«
Elaina hörte die Hintertür aufgehen. Bär preschte ins Haus.
»Jetzt benimmst du dich aber!«, fauchte Ronnie ihn an.
Der Hund trottete ins Wohnzimmer.
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