Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
ist das Projektil?«, fragte er.
»In meinem Wagen. Ich bin heute Morgen noch einmal hingefahren. Es steckt noch in dem Holzstück.«
»Es ist kaum zehn. Du warst schon fleißig.«
»Cinco hat mir geholfen.«
Seine Augen zuckten kurz. Eifersucht? Sie war sich nicht sicher.
»Ich nehme dich mit«, sagte er. Jetzt war sie sich sicher.
»Gut«, sagte sie. »Aber diesmal fahre ich.«
Troy hatte Elaina wieder auf die Palme gebracht, was ihn an den Ratschlag seiner Mutter erinnerte, dass der Klügere doch nachgeben soll.
»Sieh mal, so haben wir ein paar Stunden gespart.«
Sie blickte kurz von der Akte auf, in die sie sich die letzten zweihundert Meilen vergraben hatte. »Was willst du damit sagen?«
»Mein Wagen«, sagte er, »ist halt viel effizienter als die Schrottkiste, die du fährst.«
»Das hat weniger mit dem Wagen als mit der Tatsache zu tun, dass du konstant hundertvierzig fährst, seitdem wir die Insel verlassen haben.«
»Man muss einen guten Motor herausfordern.«
Sie verdrehte die Augen.
»Was liest du da?«
»Arbeitskram.«
Er sah sie neugierig an.
»Vertrau mir«, sagte sie. »Das interessiert dich nicht im Geringsten.«
»Und wie es mich interessiert. Du starrst schon den ganzen Morgen da hinein.« Das stimmte. Gegen diese Akte und ihr Handy hatte Troy bisher keine Chance.
Diese Art von Reaktion war er von Frauen nicht gewohnt. Vor allem wenn er erst vor ein paar Stunden versucht hatte, sie zu verführen.
Sie stieß einen Seufzer aus und steckte den Bleistift ins Haar, in dem sich bereits ein anderer befand, der ihre seidig glänzenden Strähnen in einem lockeren Knoten zusammenhielt – was keck, aber auch ziemlich bieder aussah.
»Das ist eine Studie über Rückfalltäter«, sagte sie. »Das sind Verbrecher, die nach ihrer Freilassung aus dem Knast die gleiche Straftat wieder begehen.«
»Ohne Scheiß? Was es alles gibt! Und darüber wird bereits geforscht?«
Sie sah ihn an. »Du machst dich über mich lustig.«
»Nein. Aber, McCord, du bist nicht die Einzige, die ein paar Bücher gelesen hat.«
»Ich wollte mich nicht aufspielen.« Sie schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. »Ich hasse nämlich Leute, die sich aufspielen.«
»Vergiss es. Ich wollte dich nur ärgern.«
Elaina klappte die Akte zu und legte sie auf den Boden vor ihre Füße. Auch heute trug sie wieder diesen hässlichen Hosenanzug. Das Jackett hatte sie allerdings nach einer Stunde Fahrt ausgezogen, ebenso die Schuhe. Der Anblick ihrer kirschrot lackierten Zehen trieb Troy in den Wahnsinn. Wer hätte geahnt, dass Elaina McCord ihre Zehennägel in dieser geilen Farbe anmalte?
»Erzähl mir etwas über das Delphi Center«, sagte sie.
Ihm war klar, dass es ihr nur darum ging, das Gespräch in Gang zu halten, was er dennoch löblich fand. »Du kennst den Hintergrund?«
»Irgendeine reiche Erbin, deren Tochter ermordet worden war?«
Troy nickte. »Sarah Hayley Jones. Ihre Tochter ist vergewaltigt und ermordet worden. Davor hatte er schon acht Jahre lang sein Unwesen getrieben. Und er war bereits in der Kartei.« Er überholte einen Achtachser, Elaina hielt sich an der Tür fest. »Hätte man bei den früheren Opfern die DNA des Täters ermittelt, hätte man den Mord an Vanessa Jones vielleicht verhindern können. Deshalb entschloss sich ihre Mutter, mit ihrem Vermögen das Delphi Center zu gründen. Zweiundneunzig Millionen Dollar.«
»Nicht gerade wenig«, sagte Elaina.
»Der beste Indikator für ein Verbrechen in der Zukunft ist ein Verbrechen in der Vergangenheit. Kriminelle bleiben in den meisten Fällen kriminell. Davon ist man am Delphi Center überzeugt. Rückfalltäter, so hast du sie, glaube ich, genannt.«
Sie ging auf seine kleine Stichelei nicht ein. »So erklärt sich wohl auch der Name. Im griechischen Delphi war das berühmte Orakel zu Hause.«
»Nicht schlecht. Die Lady war wohl auf dem College.«
»Welche Verbindung hast zu dem Labor? Woher kennst du Mia Voss?«
»Ich kenne sie schon ein paar Jahre«, sagte er. »Seit sie dort angefangen hat.«
Elaina sah ihn mit unverhohlener Neugierde an. Aber sie ahnte bereits, dass er nicht mit der ganzen Geschichte herausrücken würde. Sie würde sich mit der Kurzfassung zufriedengeben müssen.
»Was ist?«, fragte er. Denn sie starrte ihn noch immer an.
»Es ist wirklich beeindruckend«, sagte sie. »Mich erstaunt nicht das, was du sagst, sondern das, was du nicht sagst.«
»McCord, du sprichst in Rätseln.«
»Mach dir nichts daraus. Die
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