Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Titel: Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
Vom Netzwerk:
um Zeit zu gewinnen.
    »Niemand erfährt ein Wort, Elaina. Das bleibt vollkommen unter uns.«
    »Okay. Ich glaube, Scarborough wartet nur auf den richtigen Augenblick.«
    »Für was?«
    »Um mich loszuwerden«, sagte sie. »Neue Agenten haben eine zweijährige Probezeit. Danach werde ich wohl auf der Straße stehen.«
    »Und wieso denkst du das?«
    »Mein Gefühl sagt es mir.« Sie schälte die Orange weiter.
    »Dann hast du wahrscheinlich recht.«
    Diese Antwort überraschte sie. »Wieso glaubst du das?«
    »Du bist ein sehr intuitiver Mensch. Wenn dir das dein Gefühl sagt, liegst du wahrscheinlich zu hundert Prozent richtig.«
    Sie sagte nichts und legte die Schalen auf eine Serviette in ihrem Schoß. Sie teilte die Orange. Saft rann ihren Arm herunter.
    »Du hältst mich für intuitiv?«
    »Von dem, was ich gesehen habe, ja. Bei Charles Diggins hattest du recht mit deiner Vermutung. Und keiner auf weiter Flur hat dir geglaubt.«
    »Das war keine Vermutung.« Sie leckte den Fruchtsaft von ihrem Handgelenk ab. Troys Puls beschleunigte sich. »Das war eine Theorie, der ein gründliches Studium des Falls vorausgegangen war.«
    »Und warum hast du dich mit dem Fall beschäftigt? Der ist schon seit einigen Jahren ad acta gelegt. Es gab ein Geständnis. Das Gericht hatte ihm seine Geschichte abgekauft. Ich hatte ihm seine Geschichte abgekauft. Alle außer dir.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Da hat was nicht gestimmt. Das war alles.«
    »Was hat nicht gestimmt?«
    »Das Opfer.«
    »Weil Mary Beth eine Weiße war? Serienmörder suchen ihre Opfer nicht immer in einer ethnischen Gruppe.«
    »Das weiß ich.« Sie aß einen Orangenschnitz. »Ich rede von dem Frauentyp und den Umständen der Entführung.«
    Troy war neugierig, was sie zu sagen hatte. Nur wenige hatten sich so genau wie er mit dem Diggins-Fall beschäftigt.
    »Diggins war bei der Wahl seiner Opfer nie ein großes Risiko eingegangen«, sagte sie. »Prostituierte und Stripperinnen aus Bars und Fernfahrerkneipen entlang der Interstate. Diese Szene kannte er. Schließlich war er selbst Fernfahrer. Sein IQ war extrem hoch.«
    »Hundertfünfunddreißig«, sagte Troy. Dieser Aspekt hatte ihn bei seinen Recherchen besonders interessiert. Diggins hätte auf das College gehen und eine akademische Laufbahn einschlagen können. Aber schon nach dem ersten Semester hatte er das Studium abgebrochen. Er heuerte bei einer Firma, die Landwirtschaftsgeräte vertrieb, als Fahrer an. »Worauf willst du hinaus?«
    »Diggins war unterfordert. Er hätte alles Mögliche machen können, doch er hat sich für einen Job entschieden, bei dem es ein Leichtes war, mit Frauen anzubandeln. Alle seine Opfer sind freiwillig in sein Auto gestiegen. Mary Beth Cooper war Veterinärassistentin. Zuletzt hatte man sie bei einer Wanderung gesehen. Auch wenn ihre Leiche in der Nähe der Higgins-Opfer gefunden worden war, ist das für mich noch keine zwingende Verbindung.«
    »Also doch eine Art Intuition?«
    »Zumindest am Anfang. Wir haben es hier mit einem ähnlichen Tätertyp zu tun, für den der Job unwichtig ist. Das Morden ist seine wahre Bestimmung.«
    »Als ich Diggins interviewt habe«, erzählte Troy, »betonte er immer wieder, Morden sei seine Arbeit. Als wäre das etwas Kreatives. Pervers.«
    »So tickt auch unser Täter. Schau dir nur die Tatortfotos an. Er will sich der Öffentlichkeit präsentieren. Das ist zumindest meine Meinung.«
    Troy sah sie bewundernd an. »Du kannst wie dein Vater Verhaltensmuster erkennen. Vielleicht liegt es in der Familie.«
    Elainas Blick blieb undurchdringlich.
    »Hat dich dein Vater in der Berufswahl bestärkt?«
    »Nein.«
    »Wollte er, dass du auf die Akademie gehst?«
    »Nein«, sagte sie und widmete sich ganz der Orange. Zwischen ihr und ihrem Vater hatte es Spannungen gegeben, aber darüber wollte sie nicht reden. So wie sie auch nie über ihre Mutter sprach. Vielleicht hatte sie eine schwierige Kindheit gehabt. Aber wer hatte das nicht? Troy war auch sicher mehr an der Elaina von heute interessiert.
    Er beobachtete sie. Er unterhielt sich gern mit ihr. Er redete selten mit jemandem über seine Arbeit. Und erst recht nicht mit einer Frau.
    An Elainas Unterlippe hing Fruchtfleisch. Wie gerne hätte er es mit seiner Zunge abgeleckt.
    »Lass dich von diesem Scarborough nicht kleinkriegen«, sagte er. »Eines Tages wirst du eine erstklassige Agentin sein.«
    »Danke«, antwortete sie etwas überrascht.
    Mit dem »eines Tages« hatte er recht. Denn sie

Weitere Kostenlose Bücher