Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
beobachtete Elaina, wie sie mit Cinco und anderen Mitarbeitern der Task Force eine Besprechung abhielt. Sie versuchten sich möglichst unauffällig zu benehmen, was Troy sofort auffiel. Elaina hatte sich passend zur Umgebung angezogen. Die anderen Agenten hätten ihre Dienstmarken auch offen tragen können. Troy beobachtete kopfschüttelnd ihren kleinen Kriegsrat. Falls der Täter zufällig heute Abend hier sein sollte, würde er garantiert seine Pläne ändern und sich ein anderes Jagdrevier suchen.
Elaina bezahlte ihre Rechnung und verabschiedete sich. Sie vermied jeden Blick in seine Richtung. Ein eindeutiges Zeichen. Sie musste ihn bemerkt haben. Vielleicht hatte sie seine Gegenwart gespürt. Wie er ihre. Und jetzt wollte sie mit ihren ausgefransten Jeans, die ihre fantastischen Beine zeigten, die Bühne des Coconuts verlassen.
»Du gehst schon?«
Er hatte sie am Strand eingeholt.
Sie blieb nicht stehen. »Ich gehe schlafen.«
Klugerweise verschluckte er alle anzüglichen Kommentare, die ihm auf der Zunge lagen. »Wie geht es dir?«, fragte er stattdessen.
»Gut.«
So gut es jemandem gehen konnte, der den Kampf gegen die nächste Kopfwehattacke bereits verloren hatte.
Sie ging noch schneller. Für Troy kein Problem mitzuhalten.
»Mit Jamie Ingram setzt du auf das falsche Pferd. Aber das weißt du ja.«
Sie antwortete ihm nicht.
»Ich kenne das Mädchen seit ihrer Kindheit. Mit der Sache hat sie nichts zu tun.«
»Ah, ja«, sagte sie. »Und mit ihrem Freund hast du im Sandkasten gespielt?«
»Der ist ein Junkie. Er war mal ein guter Skater. Aber soviel ich weiß, schiebt er schon lange eine ruhige Kugel. Er ist nicht dein Mörder.«
Sie ging weiter.
»Denk darüber nach, Elaina. Du suchst jemanden, der durchtrieben ist und agil. Der Typ liegt den halben Tag auf der Couch.«
Sie blieb stehen und sah ihm ins Gesicht. »Seit wann arbeitest du bei der Mordkommission?«
»Ich habe immerhin ein paar Bücher zu dem Thema geschrieben.«
»Wenn ich deinen Rat brauche, lasse ich es dich wissen.«
Elaina mimte die rigorose und kaltherzige Lady. Wenn er nicht die letzte Nacht mit ihr verbracht hätte, wäre er vielleicht darauf hereingefallen.
»Du bist stinksauer auf mich«, sagte er. Sie verdrehte die Augen. »Das verstehe ich. Ich habe mich wie ein Arsch benommen.«
Sie wollte weiter, aber er fasste sie am Arm.
»Ich habe nie gewollt, dass du dich wie eine Schlampe fühlst.«
»Weißt du was? Wir vergessen das Ganze. Es spielt keine Rolle mehr.«
»Aber für mich spielt es eine Rolle«, sagte er. Er hätte nach der Nacht wie sie cool und reserviert agieren sollen. Aber als sie versucht hatte, sich aus seinem Haus zu schleichen, war er richtig böse geworden – und jetzt begehrte er sie noch mehr.
Elaina befreite sich aus seiner Umklammerung. »Es war ein Fehler. Einverstanden? Alles wieder auf null.«
Er sah sie an und versuchte im Halbdunkel in ihrem Gesicht zu lesen. »Und was soll das werden?«
»Na, was es vorher war. Wir sind wieder … Freunde … Kollegen. Nenn es, wie du willst. So wie es war, bevor wir zusammen geschlafen haben.«
Er kam näher. Sie wich ein bisschen zurück, und für einen Augenblick fiel ihr Blick auf seinen Mund. Da war sie wieder, die Erinnerung an die Nacht, in der sie sich ihm geschenkt hatte.
»Freunde?«, sagte er. »Du hältst das für möglich?«
»Natürlich. Du nicht?«
Nicht im Geringsten.
»Doch«, sagte er. »Lass es uns probieren.«
»Du meinst es ernst?«
»Warum nicht?«
Sie zögerte kurz, ging dann aber. »Dann, gute Nacht. Man sieht sich. Irgendwann.«
»Gute Nacht, Elaina.« Er nickte. »Und vergiss nicht, dich einzuschließen.«
Das hübsche Mädchen am Empfang griff nach dem Telefon. Elaina betete, dass Mia Dienst hatte.
»Mia, ich bin’s, Sophie. Eine Ms Elaina McCord möchte dich sprechen.«
Elaina schob ihren Ausweis über die Theke und hoffte, dass die drei Großbuchstaben am oberen Rand ihre Wirkung taten. Die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Institut waren geradezu lächerlich.
»Gut, ich sag’s ihr.« Sie legte auf und strahlte Elaina wie ein Honigkuchenpferd an. Mit dem gleichen Strahlegesicht hatte sie ihr mitgeteilt, dass Doktor Lawson zurzeit nicht ans Telefon ging. Und deshalb müsste sie hier unten bleiben.
»Doktor Voss ist gleich bei Ihnen.«
»Danke.«
»Wenn Sie das bitte anstecken.« Noch ein strahlendes Lächeln, und Elaina hielt eine Besucherplakette in der Hand.
Sie tat wie ihr befohlen, ging zum Fenster
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