Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
gearbeitet«, sagte Troy. »Sein toter Briefkasten befand sich in einem Park in Virginia.«
»Und auch er hat einen Sechsercode benutzt«, sagte Elaina. Ihre Gedanken rasten. War das ein Zufall? Das konnte kein Zufall sein. Da wollte wohl einer das FBI foppen, sein Spiel mit ihm treiben. »Vielleicht legt er seine Opfer für uns neben einem cache ab. Quasi ein toter Briefkasten mit einer Toten daneben.«
»Moment, verstehe ich das richtig?«, sagte Mia. »Robert Hannsen war doch der FBI -Agent, der für die Russen spioniert hat. Und der hat mit GPS -Koordinaten gearbeitet?«
»Nein. Sein Sechsercode bezog sich auf Zeitangaben. Wenn er zum Beispiel seinem Kontaktmann mitgeteilt hat, der tote Briefkasten wäre für ihn am dritten Januar ab 15 Uhr gefüllt, dann musste der Empfänger zu jeder Zahl sechs addieren, und als Termin kam dann der neunte Juli 21 Uhr heraus. Viele Leute glauben, dass Hannsen paranoid war. Aber er war der erfolgreichste Spion, dem das FBI je aufgesessen ist.«
»Und unser Täter benutzt diesen Code absichtlich?«, fragte Troy.
»Er hält sich für gerissen«, sagte Elaina. »Er glaubt, in der gleichen Liga zu spielen wie Hannsen, der das FBI zwei Jahrzehnte an der Nase herumgeführt hat.«
»Kehren wir doch zu dem zurück, was wir tatsächlich wissen«, schlug Weaver vor. »Wo ist dieser cache ?«
»Dieses Versteck ist auf Lito Island im Nationalpark«, sagte Ben. »Nicht weit von der Stelle, an der heute Morgen Angela Martinez’ Leiche gefunden wurde. In dem cache – das verraten uns die Icons – sind Pornos, Marihuana und ein Flugobjekt.«
»Ein Flugobjekt?«, frage Elaina ungläubig.
»Damit ist ein Schmuckanhänger aus Aluminium in Form einer Libelle gemeint. Der Libelle als Symbol oder Emblem begegnet man bei diesem Spiel überall. Die Seriennummer, die jeder Anhänger hat, gibt man auf der Website ein und erfährt so, was mit der Libelle geschehen soll. Soll sie ihre Reise fortsetzen, oder muss der Finder sie wieder ins Versteck zurückbringen?«
»Was für eine Reise?«, fragte Troy.
»Vielleicht möchte der Besitzer, dass seine Libelle von New York nach L.A. fliegt, oder jedem Baseballstadion der Major League einen Besuch abstattet. Vielleicht soll sie auch bei den Winter-X-Games in Aspen auftauchen. Alles ist möglich.«
»Wenn der Mörder die Libelle hinterlegt hat, verrät sie uns vielleicht, wo er sich sein nächstes Opfer suchen wird.«
»Könnte sein«, sagte Ben. »Wir müssen das Versteck und den Anhänger finden, die Seriennummer auf der Website eingeben – dann wissen wir mehr.«
»Über den Computer können wir die Seriennummer nicht herausfinden?«, fragte Elaina.
»Leider nicht«, sagte Ben. »Der Spieler muss sich in die reale Natur begeben. Das gehört zu den Regeln dieses ungewöhnlichen Spiels. Alles ist ein Geheimnis. Die Icons geben dir zwar einen kleinen Hinweis, aber du musst mit deinen eigenen Händen das Versteck durchsuchen.«
»Worauf warten wir noch?«, fragte Elaina. »Suchen wir das Versteck.«
»Immer mit der Ruhe, mein Stehaufmädchen«, sagte Weaver. »Du willst jetzt suchen gehen? Draußen ist es stockfinster. Der Park ist für den Publikumsverkehr gesperrt. Und du bist seit vier Uhr auf den Beinen. Du bist heute lange genug durch den Schlamm gelatscht.«
»Es wäre auch sinnlos«, sagte Ben. »Diese Verstecke sind schon bei Tag schwer zu finden. Nur mit einer Taschenlampe bist du aufgeschmissen. Warten wir bis zum Sonnenaufgang.«
»Ich gehe«, sagte Troy.
»Es ist ein Tatort«, sagte Weaver. »Niemand darf ohne Erlaubnis das Gelände betreten.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Cinco.
»Ich kann Ihnen mein GPS -Gerät leihen«, sagte Ben. »Kennen Sie sich damit aus?«
»Nein«, sagte Cinco. »Aber es dürfte nicht so schwer sein.«
21
Nachdem man noch lange hin und her überlegt hatte, einigte sich die Gruppe schließlich doch. Elaina und Cinco sollten bei Sonnenaufgang zum Park aufbrechen, mit Bens GPS -Gerät im Gepäck. Vielleicht könnte der Cypercop bis dahin noch ein paar wichtige Hinweise auf der Website entziffern. Elaina würde zwar das Treffen der Task Force versäumen, aber diese Spur war wichtiger als die Besprechung.
Sie nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem kleinen Kühlschrank und blickte auf den Balkon, wo schon wieder orangefarbene Asche aufglühte. Sie schob die Glastür auf.
»Ich dachte, du rauchst nicht viel.«
»Das stimmt auch«, sagte Troy draußen im Dunkeln.
»Und warum rauchst du
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