Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
plötzlich sicher. Diesmal würde sie nicht mit ihm gehen. Diesmal nicht.
Seine Augen suchten und fanden sie. Wild entschlossen starrten sie in ihr Gesicht. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie war zu weit gegangen.
Er legte das Gewehr auf den Tisch und ging auf sie zu. Sie wich vor ihm zurück.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich hab es nicht so gemeint. Natürlich geh ich mit dir.«
Er blieb vor ihr stehen. Seine Riesenhand suchte ihren Hals und drückte zu. Sie konnte nicht mehr atmen. Blut war in ihrem Mund. Sie hatte sich auf die Zunge gebissen.
»Ich sag es nur noch einmal, also hör gut zu.« Sein Griff wurde fester. Sie riss entsetzt die Augen auf. »Ich verschwinde hier am Montag. Und du begleitest mich.«
22
»Achtet auf alles, was euch ungewöhnlich vorkommt.« Ben sprach in sein Handy.
Mias Oberschenkel klebten am Ledersitz von Bens Geländewagen. Sie richtete den Lüftungsstrahl auf ihr Gesicht und sah auf die Uhr. Unglaublich. Um zehn Uhr am Morgen bereits so zu schwitzen.
»Wenn ihr etwa einen Fels an einer Stelle entdeckt, an der ihr keinen vermutet hättet«, fuhr Ben fort, »oder Zweige, die so genau parallel zueinander angeordnet sind, dass es wie inszeniert wirkt.«
Neuntausendsechshundert Morgen Marschland lagen vor ihnen. Ganz schön viel. Ob Elaina und Cinco in diesem Dickicht eine unauffällige braune Kiste aufstöbern konnten? Sie hatten zwar die GPS -Koordinaten, und vielleicht würde »KiffersTod« sogar ab und zu einen Hinweis in der Landschaft platzieren. Trotzdem, Mia hatte ihre Zweifel.
Im Seitenspiegel bemerkte sie einen grauen Pick-up, der an den Straßenrand fuhr. Den Fahrer erkannte sie, bevor er ausgestiegen war.
Mia kurbelte das Fenster herunter. Ric trug ein graues T-Shirt und Jeans. Jeans , bei dieser sengenden Hitze.
»Was macht ihr hier?«, wollte er wissen.
»Wir helfen.« Sie deutete auf den Streifenwagen, der ungefähr eine Viertelmeile von ihnen entfernt am Eingang zum Nationalpark stand. »Weil sie uns nicht hineinlassen, haben wir hier ein kleines Callcenter aufgebaut. Ben spricht gerade mit Elaina. Angeblich soll der Park heute Vormittag wieder freigegeben werden, aber ich habe da meine Zweifel.«
Einige Filmteams nahmen einen Officer auf, wie er Wagen am Parkeingang vorbeiwinkte. Material, das wahrscheinlich die pausenlose Berichterstattung über den neuesten Schlag des Paradieskillers garnieren sollte.
Mias Blick wanderte wieder hoch zu Ric, der sich wie ein aufgeplusterter Gockel neben dem Wagen aufgebaut hatte. Ihre Anwesenheit war ihm offensichtlich ein Dorn im Auge.
»Was ist eigentlich dein Problem?«, fragte sie ihn.
»Mein Problem?«
»Ja, dein Problem.« Seit gestern Abend quälte sie diese Frage. »Du sprichst mich in der Bar an und bettelst um meine Hilfe. Du tauchst in meiner Arbeit auf, später sogar bei mir zu Hause. Ich reiße mir den Hintern auf für dich, mache extra die Reise hierunter, um dir die Ergebnisse meiner Arbeit mitzuteilen – und du behandelst mich, als hätte ich die Pest.«
Er schüttelte den Kopf und sah zu den Wagen der Filmteams.
»Wir dürfen. Wir dürfen.« Bens Daumen ging hoch.
Sie schloss erleichtert die Augen. Endlich . Seit Stunden saßen sie hier fest.
»Fahr besser nach Hause, Mia.«
Sie sah zu ihm hoch.
»Du gehörst nicht zur Task Force. Du hast hier nichts verloren.«
Sie lachte auf. »Das ist unglaublich ! Gehörst du etwa zur Task Force?« Die Antwort, die jetzt kommen würde, kannte sie schon.
»Ich bin ein ausgebildeter Polizeibeamter. Du nicht.« Er lehnte sich zu ihr hinunter. Sein Blick verriet eine wilde Entschlossenheit. »Hast du schon mal nachgezählt, wie viele Frauen hier mitarbeiten?«
Moskitos hatten sich in den Geländewagen verirrt. Mia versuchte vergeblich sie zu verjagen. »Keine Ahnung. Drei, vier?«
»Eine einzige«, sagte Ric. »Elaina McCord. Das war’s dann auch.«
»Na und?«
»Weißt du, was dieser einzigen Frau passiert ist? Der Täter hat sie mehrmals angerufen. Er ist auf sie fixiert.«
»Was willst du mir damit sagen?«
Ric konnte doch nicht im Ernst glauben, dass Elaina in Lebensgefahr schwebte. Sie war eine FBI -Agentin. Verdammt noch mal.
»Ich will, dass du zurück nach San Marcos fährst.«
»Jetzt reicht’s aber!«
Mia sah zu Ben, der kopfschüttelnd hinterm Steuer saß.
»Was ist deine Meinung?«, fragte Mia, aber Ben hörte ihr nicht zu. Was auch immer am anderen Ende der Telefonleitung passierte, es erregte seine
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