Wer fuerchtet sich vor Stephen King
herunterladen.
Das Projekt erwies sich, wie die Zahl der Downloads belegt – schon im November 2008 verzeichnete man über eine Million Zugriffe –, als sehr erfolgreich und ist gleichzeitig auch einigermaßen gelungen. Die Adaption der Story ist grafisch zwar nicht besonders anspruchsvoll, aber durchaus fesselnd. Gleichzeitig schlug man natürlich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Diese Form der Veröffentlichung erwies sich auch als ideale Werbung für Kings Kurzgeschichtensammlung. So wurde von SUNSET denn auch eine Sonderausgabe veröffentlicht, der eine DVD mit den sogenannten Mobisodes beilag.
Wesentlich umstrittener war da schon Kings nächstes derartiges Experiment. Der Internet-Händler Amazon führte 2009 den Kindle 2 ein, einen neuen E-Book-Reader, und King verfasste eigens dafür eine Novelle, die anfangs nur für dieses Gerät erhältlich war. Diesen Werbegag nahmen die Fans ihrem Lieblingsautor übel: Sie wollten nicht über 300 Dollar ausgeben, nur um eine neue Story von King lesen zu können. Dennoch wurden Verkäufe im fünfstelligen Bereich erzielt.
In „Ur“, so der Titel, erhält der ziemlich durchschnittliche Lehrer Wesley Smith von seiner Geliebten Ellen den Laufpass und bestellt das elektronische Lesegerät, um seine an Computern interessierte Kollegin zurückzugewinnen. Doch sein Gerät ist rosa (der Kindle ist nur in Weiß erhältlich) und außergewöhnlich: Man kann Tausende von Büchern von Autoren wie Hemingway und Poe darauf abrufen, die diese literarischen Giganten nie geschrieben haben, oder auch Zeitungen aus Parallelwelten, in denen Hillary Clinton Präsidentin ist oder die Erde während der Kuba-Krise zerstört wurde. Und über eine weitere Funktion bekommt man Nachrichten aus der Zukunft: etwa die, dass Sportlehrerin Ellen bei einem Verkehrsunfall sterben wird. Wesley Smith versucht nun, die Zukunft zu verändern – und wird daraufhin von Niederen Männern aus der Welt des Dunklen Turms aufgesucht, die etwas gegen solche Manipulationen haben …
Auch hier legte sich die Missstimmung nach einer Weile. Amazon machte die Geschichte kurz darauf für andere Lesegeräte und auch normale Computer zugänglich, und danach dauerte es nicht mehr lange, bis findige Experten jeden Kopierschutz geknackt hatten und man die Story frei zugänglich im Internet fand, wenn man wusste, wo man suchen musste. Außerdem veröffentlichte King „Ur“ als Hörbuch.
An Kings nächstem Internet-Angebot gab es allerdings nichts zu meckern. Die Werbestrategien für den neuen Roman UNDER THE DOME (DIE ARENA) sahen eine beachtliche Internetpräsenz vor; der Verlag veröffentlichte mehrere Trailer zum Buch, sogar der Schauplatz Chester’s Mill erhielt eine eigene Internetseite. Und King selbst bot seinen treuen Lesern noch einen kostenlosen Bonus.
King hatte schon in den 70er Jahren und dann wieder Anfang der 80er Jahre versucht, einen Roman über dieses Thema zu schreiben, beide Male jedoch aufgegeben. Von der Fassung aus dem Jahr 1981 sind etwa 500 Manuskriptseiten noch vorhanden. Und davon stellte er zuerst 60 und dann noch einmal 62 Seiten ins Internet, die man kostenlos herunterladen konnte.
Tom Hill, Bewohner einer 198 Einheiten umfassenden Wohnanlage, stellt am Morgen eines 19. Juli fest, dass man die Türen des Apartmentkomplexes nicht mehr öffnen kann. Das finden auch einige andere Bewohner heraus. Das Tageslicht, das durch die Fenster fällt, wirkt seltsam, und die Telefonleitungen nach draußen scheinen gestört zu sein. Draußen kommt es zu einigen seltsamen Phänomenen. Der Autoverkehr verschwindet, und Blätter an den Bäumen verändern sich, als zögen die Jahreszeiten rasend schnell vorbei.
Ausbruchversuche scheitern, und schließlich ziehen sich die Bewohner der Anlage, die nun einander kennengelernt haben, in ihre Wohnungen zurück – oder feiern sogar Partys, während sie darüber spekulieren, ob ein Atomkrieg stattgefunden habe oder sonst wie das Ende der Welt gekommen sei.
Hier bricht der von King freigegebene Text ab. Mittlerweile liegen schon Anfragen vor, ob King diesen Roman nicht doch noch beenden möchte, doch das ist stark zu bezweifeln.
Ein letztes Internet-Ereignis bleibt noch zu vermelden … Discordia , „ein Spiel um den Dunklen Turm, das die Auseinandersetzung zwischen der Tet Corporation und Sombra beschreibt“. Discordia muss zwar ohne Roland und sein Ka-tet auskommen, bewahrt aber den Geist des Dunklen Turms und soll immer wieder erweitert werden. Die
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