Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Körper vorbereitet werden.“ Sie stellte die Flasche auf den Tisch und malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. „Wozu man mehr braucht als nur gutes Zureden. Ein Hormoncocktail wird in meinen Körper gepumpt. Danach kommt dann die Implantationsprozedur.“ Sie schluckte. „Ich verschone Sie mit den Details.“
„Vielen Dank.“
Sie brachte ein kleines Lächeln zustande. „Anschließend wartet man. Besser gesagt, ich warte. Nach zwei Wochen kannich einen Schwangerschaftstest machen. Mit Glück sind dann Babys da.“
Wieder stieg Panik in ihr auf. „Ich verstehe das alles nicht. Warum vertraut sie mir ihre Kinder an? Wussten Sie, dass Jake schnurren kann? Er plustert sich auf, entspannt sich und schnurrt.“
„Jake ist ein Kater?“, fragte Raoul vorsichtig.
„Ja. Ich hab ihn zwei Monate lang gehütet. Bei mir hat er nie geschnurrt. Er hat mich kaum angeschaut. Dann kommt er zu Jo und schnurrt, als hinge sein Leben davon ab. Vielleicht war das für ihn ja auch so.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist mir unbegreiflich. Crystal hat sich diese Kinder mehr als alles andere gewünscht. Nachdem ihr Mann in den Irak musste, hat sie immer davon gesprochen, dass sie Kinder haben wollte, sobald er nach Hause käme. Ich war mit ihr einkaufen, und wir haben uns Kindermöbel angeschaut. Sie war so aufgeregt. Als Keith dann starb, war sie immer noch entschlossen, Mutter zu werden. Das Schicksal hat das leider vereitelt. Und jetzt soll ich ihre Kinder großziehen? Und dann diese Sache mit dem in vitro. Es ist nicht hundert Prozent sicher. Vielleicht schafft es ein Embryo, vielleicht aber auch keiner. Was der höfliche Ausdruck dafür ist, dass sie sterben. Was ist, wenn das an mir liegt? Wenn was mit mir nicht stimmt? Was ist, wenn sie genauso sind wie Jake, wenn sie mich einfach nicht genug mögen, um durchzuhalten?“
Pia merkte, dass sie nicht nur Panik, sondern absoluten Horror verspürte. Sie schaute zu Raoul, um zu sehen, ob er schon völlig genervt war, doch er starrte sie nur an. Es war ein merkwürdiger Blick, sodass sie sich ein wenig unbehaglich und entblößt vorkam.
„Waren das zu viele Informationen?“, fragte sie.
„Sie sagten Keith und Crystal.“
Sie nickte.
„Keith Westland?“
Jetzt starrte sie ihn entgeistert an. „Ja. Woher wissen Sie das?“
Er stand auf und ging einmal durchs ganze Büro, bevor er wieder zu ihr kam. Er war so groß, dass es unangenehm war, zu ihm aufzuschauen. Also stand sie auch auf.
„Raoul, was ist los?“
„Ich kenne ihn“, sagte er tonlos. „Kannte ihn. Keith ist ein geläufiger Name, aber er hat von seiner Frau gesprochen, Crystal. Er hat von dieser Stadt erzählt. Deshalb bin ich überhaupt nur hier gelandet. Er ist der Grund, warum ich zugestimmt hatte, bei dem Benefizgolfturnier mitzuspielen, das letztes Jahr stattgefunden hat. Ich wollte sehen, wo er aufgewachsen ist.“
„Moment mal. Woher kannten Sie Keith? Crystal hat nie was gesagt.“ Pia war sich ziemlich sicher, dass ihre Freundin es erwähnt hätte, wenn sie mit jemandem wie Raoul Moreno Bekanntschaft geschlossen hätte.
Geistesabwesend schaute Raoul aus dem Fenster. „Ich war im Irak. Ein paar Spieler fahren, wenn die Saison vorbei ist, immer in solche Krisengebiete. Um mit den Truppen zusammen zu sein. Um die Moral zu stärken. Sie wissen schon. Wir wurden alle einem Soldaten zugeteilt, der uns vor Schwierigkeiten bewahren sollte. Ich kam zu Keith. Wir sind durchs Land zu verschiedenen Stützpunkten gereist. Wir wurden zusammen untergebracht, ein paarmal sogar beschossen. Er hat mir den Arsch gerettet.“
Raoul fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Am letzten Tag waren wir auf dem Weg zum Flughafen. Es war ein großer Konvoi. Die Spieler, ein paar Promis, ein paar Politiker. Unverhofft gerieten wir in einen Hinterhalt. Eine Sprengstoffladung auf der Straße, ein paar Heckenschützen in den Bergen. Keith wurde getroffen.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn gehalten, als er gestorben ist. Er konnte nicht mehr reden, konnte nichts mehr tun, außer nach Luft schnappen. Und dann war er tot.“
Pia sank wieder auf den Stuhl. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Das wusste ich nicht.“ Auch Crystal hatte es nicht gewusst.
„Glücklicherweise kam Verstärkung, und mit deren Hilfegelang es uns, nach Hause zu kommen. Als ich die Einladung zu dem Golfturnier bekam, bin ich hergekommen. Vielleicht, weil ich dem Ort, den Keith geliebt hatte, meinen Respekt
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