Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
getragen.
Doch damit nicht genug: Auch bestimmte Weichmacher, die PCB s, werden in TCDD umgerechnet – und dann dazugezählt. Das ist etwa so, als ob Sie Flöhe in Kängurus umrechnen, weil beide große Sprünge machen. So steigt der «Dioxingehalt» in Umwelt und Nahrung, auch dann, wenn gar keiner da ist. Dafür fehlen in der Kalkulation aber Substanzen wie Indol-3-Carbinol. Das ist ein typischer sekundärer Pflanzenstoff im Brokkoli. Da er an die gleichen Rezeptoren wie TCDD andockt, gilt er als «natürliche TCDD -artige Substanz». 32 Aus Sicht vieler Toxikologen sind die Ähnlichkeiten zwischen «Seveso» und «Brokkoli» so groß, dass sie beides einfach in einen Topf werfen.
Unbeeindruckt davon werden Brokkoli und Indol-3-Carbinol von Ernährungsberatern, Apothekern und Frauenzeitschriften als «Krebsschutz» bzw. Nahrungsergänzungsmittel beworben – ein ziemlich fragwürdiges Attribut. Nicht zuletzt könnte sich damit sogar das Sevesogift schmücken. Denn das «Ultrakrebsgift» wurde, um das Panoptikum der Absurditäten abzurunden, wiederholt als Krebstherapeutikum patentiert. 15,25 Getoppt wird dieses durch ein noch bizarrer erscheinendes Detail: Der Mensch bildet in seinem Körper selbst Dioxine. Niemand weiß, warum. Die Ausscheidung des vollständig chlorierten Dioxins OCDD ist dadurch sogar um ein Vielfaches höher als die Aufnahme. 12,33
Maulkorb für Rinder
Wie riskant waren die «dioxinverseuchten Eier» tatsächlich? Der Grenzwert wurde rein rechnerisch um ein paar Millionstel eines millionstel Gramms pro Kilo Ei überschritten. Die paar verseuchten konventionellen Eier enthielten jetzt genauso viel Dioxin, wie es in Bioeiern aus Freilandhaltung sowieso völlig normal war. 10,16 Aber das wurde wohlweislich verschwiegen. Die Absicht der Redaktionen war klar: Die Kunden sollen endlich mehr «bio» kaufen, denn das ist das politische Credo der Mehrzahl der Umwelt-, Gesundheits- und Verbraucherredaktionen. Und so war die belastete Bioware bald ausverkauft, während die große Masse an dioxinarmen konventionellen Eiern aus Angst vor einem imaginären Schaden in den Regalen liegenblieb.
Das Futter im Stall wird auf Rückstände überprüft, nicht aber, was ein Tier auf der Weide so alles finden kann: Pflanzenteile aller Art, Regenwürmer, Insekten, Spinnen und natürlich Erdreich. Und all dies kann reichlich Dioxine enthalten – denn das Dioxin lagert sich partikelgebunden am Boden ab. 24 Das liegt eher weniger an irgendwelchen Müllverbrennungsanlagen oder an Grillstationen. Früher wurden auf dem Lande das Abfallholz und die alten Plastikkanister mitsamt den Pestizidresten plus den zerfetzten schwarzen PVC -Folien irgendwo auf der Wiese abgefackelt. Diese Praxis hat Spuren hinterlassen – Dioxinspuren.
Doch auch diese Belastung der Weideflächen und damit von Fleisch, Milch und Eiern ist bedeutungslos im Vergleich zu einem anderen Grundnahrungsmittel, das den Nimbus der Gesundkost umweht: Wer Fisch aus der Ostsee verzehrt, nimmt ganz legal weitaus mehr Dioxin zu sich als mit einem Bio-Omelett oder einem argentinischen Steak – ohne dass der Fisch «verseucht» wäre. Hier halten Gesetzgeber und Medien schützend die Hand über Produkte, deren Rückstandsgehalte ansonsten zu Rückrufaktionen und zur Sperrung der Herstellerbetriebe führen würden. Bei Bedarf werden die Campaigner dieses Thema aus ihrem Zettelkasten holen, um daraus einen neuen Skandal zu generieren.
Dass es sich beim Dioxineier-Skandal 2011 keinesfalls um eine Meldung handelt, die aus Gründen der Chronistenpflicht mitgeteilt wurde, zeigt die Tatsache, dass ein anderer «Dioxin-Skandal» 14 Tage vorher praktisch keine mediale Resonanz erfuhr. Das Veterinäruntersuchungsamt Münster hatte Rindfleisch überprüft und dabei in jeder vierten Probe aus Freilandhaltung erhöhte Werte gefunden – was naturgemäß vor allem die Biobauern traf. Der WDR hatte darüber sogar berichtet, aber der Fernsehbeitrag verpuffte ohne jede mediale Resonanz. 31 Denn das hätte ja an «bio» gekratzt. Das Gleiche traf ein paar Monate vorher für einen Dioxinskandal bei Bioeiern zu, dessen Hintergründe nicht aufgeklärt werden konnten. Angeblich waren belastete Maisspelzen aus der Ukraine die Ursache, die über holländische Futtermittelhändler an deutsche Biobauern geliefert wurden.
Die ganze Absurdität des Dioxin-Hypes wird an dem Vermarktungsverbot deutlich, das die Behörden in NRW für die Biorinder aussprechen mussten. Die Landwirte
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