Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
Gentechnikgegner verhindern wollen? Warum schert sich niemand darum, was für «Kreaturen in dem atomar verstrahlten Saatgut schlummern» und «freigesetzt» werden – um einmal in die plakative Sprache der Medien zu verfallen. Auch diese Pflanzen sind nicht mehr «rückholbar» wie ein Pups oder die eigene Kindheit. Gleiches gilt für ihre Pollen, die wie jene der «genmanipulierten» Pflanzen von Insekten verschleppt und vom Winde verweht werden.
Der überwiegende Teil unserer Nutzpflanzen, auch unserer Nahrungspflanzen, enthält heute künstliche Gene aus dem Atomkraftwerk. Wenn Sie sich an den Tisch setzen, dann essen und trinken Sie solche Produkte, egal ob es Spaghetti oder Reis, Gemüse oder exotisches Obst oder ein Glas Bier ist. Wenn Sie Ihre Lebensmittel in einer Jutetasche mit dem Logo «Atomkraft – nein danke!» nach Hause tragen, stammt die Jute aus der Mutationszüchtung. Es wäre also nur fair, auf jede zehnte Tasche «Danke, Atomkraft» zu malen.
Ungeachtet dessen, dass Deutschland den Ausstieg aus der Kernkraft beschlossen hat, versuchen Länder wie Indien, Brasilien oder China weiterhin unbeirrt Nutzpflanzen, wie beispielsweise den in der Öko-Szene so beliebten Amaranth, per Mutationszüchtung zu verbessern. 16,19 Und wenn eine grüne Politikerin eine flammende Rede gegen Atomkraft oder Gentechnik hält, dann darf der Blumenschmuck nicht fehlen, dessen Saatgut selbstredend ebenfalls mit radioaktiver Strahlung weiterentwickelt wurde. Daher kommen die vielen großen, bunten Blüten, die das Auge erfreuen. Von «ursprünglicher Natur» keine Spur.
Ist Ihnen auch schon die Sortenflut an bunten Petunien, Geranien und Gerbera im Blumenladen aufgefallen? Noch vor zwanzig Jahren lachten von jedem zweiten Balkon dieselben hellroten Geranien. Inzwischen kommt man in Entscheidungsnöte, wenn man im Frühjahr ein Gartencenter betritt. Sie organisieren gerade eine Familienfeier und planen die Tischdekoration? Prima, suchen Sie ruhig erst die Servietten und Kerzen aus, die farblich passenden Blumen zu bekommen, ist kein Problem. Gehen Sie in eine Gärtnerei und lassen Sie sich einfach mal den Katalog für Gerbera zeigen. Da finden Sie Hunderte Sorten in fast allen Farben des Regenbogens und allen ihren Schattierungen. So ansprechend sieht Mutationszüchtung aus. Ihre Gäste werden entzückt sein und angeregt bei Kaffee und Kuchen über die Risiken von Atom- und Gentechnik philosophieren.
Und diese Risiken gibt es natürlich, schon allein deshalb, weil alles, was wir im Leben tun oder unterlassen, irgendwelche Risiken birgt. Deshalb stehen Alternativen zu den bisher üblichen Züchtungsverfahren, also zu Mutationszüchtung und Gentechnik, hoch im Kurs. Wie steht es mit diesen «natürlichen» Methoden, die vor allen von Greenpeace und anderen Gen-kritischen Organisationen immer wieder aufgezählt werden? Der bekannteste Fall betrifft eine Kartoffel, eine Industriekartoffel.
Turbo-Kartoffeln und Greenpeace-Enten
Es gibt mehr Kartoffeln als nur die mehlig- oder festkochenden Sorten für die Küche. Auch die chemische Industrie lässt große Mengen Kartoffeln anbauen, aber nicht um Pommes herzustellen, sondern für die Erzeugung technischer Stärke, beispielsweise zur Produktion von Leim oder Textilien. Speisekartoffeln sind hierfür weniger geeignet, weil sie zu einem erheblichen Teil eine technisch unbrauchbare Stärkesorte enthalten. Auch wenn die Züchter bereits spezielle, für den Menschen ungenießbare Industriekartoffeln entwickelten, so muss deren Stärke immer noch aufwendig gereinigt werden. Die Industrie kann nur den Stärkebestandteil Amylopektin gebrauchen, von dem allein in Deutschland jährlich 500000 Tonnen benötigt werden.
Die BASF entwickelte deshalb die Kartoffelsorte «Amflora», die auf gentechnischem Weg zu einer reinen Amylopektinproduzentin geformt wurde. BASF wirbt durchaus zutreffend damit, dass dank Amflora die aufwendige Verarbeitung überflüssig werde, die gewaltige Mengen an Wasser und Energie verbraucht. In Sachen Ökobilanz gibt’s über die neue Kartoffel also nichts zu meckern. 4
Da aber Gentechnik im Spiel ist, ruft Greenpeace immer wieder zu Protestaktionen auf, ob im Internet oder direkt auf den Äckern. 13 Die Organisation empfiehlt statt Amflora eine alternative Kartoffelsorte: Das Fraunhofer-Institut habe eine Amylopektin-Kartoffel ganz ohne Gentechnik entwickelt. Die täte es schließlich auch. Preisfrage: Mit welcher Technik hat man das wohl hinbekommen?
Die
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