Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
könnten. Wird dies mit geeigneter Technik unterbunden, dann gilt dies als Beweis für die Profitgier von Unternehmen, die die Bauern abhängig machen wollen. Das Argument mag für viele plausibel klingen, ist es aber nicht. Die Abhängigkeit vom Saatgutlieferanten ist keine Erfindung der Gentechnik-Unternehmen, die gab es sogar schon vor der Einführung des Hybridsaatgutes. Die Sortenschutzgesetze verpflichten die Landwirte seit jeher, den Züchter zu bezahlen – egal ob man frisches Saatgut kauft oder seine Sorten nachbaut. 5 Andernfalls gäbe es diese Sorten erst gar nicht, denn Züchten war immer schon ein höchst anspruchsvoller Job!
Eine Beurteilung, eine Einordnung der Gentechnik setzt voraus, dass der Sinn und Zweck der Züchtung verstanden wird und die Züchtungsmethoden bekannt sind. Dazu gehört auch die Kenntnis der genetischen Spielereien der Natur. In der berühmten «freien Wildbahn» wird sogar genetisches Material zwischen verschiedenen Arten getauscht. 6,23 Die großen evolutionären Fortschritte wurden offenbar durch den Einbau von Genabschnitten aus anderen Arten, namentlich aus dem Erbgut von Parasiten oder Symbionten erzielt. 17 Auch menschliche Zellen sind durch und durch «transgene» Produkte.
Keine der züchterischen Methoden ist risikofrei, und keine wirklich natürlich, weil niemand in freier Wildbahn nach neuen Hochleistungssorten sucht. Aber wir sollten uns alle Wege offenhalten, wenn wir in der steten Auseinandersetzung mit Pflanzenkrankheiten und Ernteschädlingen, aber auch mit sich ändernden Klima- oder ungünstigen Bodenverhältnissen bestehen wollen. Gewinnen werden wir nie, weil die Evolution jene Lebewesen begünstigt, die eine schnellere Generationenfolge haben – und das gilt für die meisten Schädlinge und Krankheitserreger. Der Vorteil der Gentechnik ist im Vergleich zu anderen Züchtungsmethoden die größere Sicherheit, die sie uns bietet, einfach deshalb, weil es eine Technik ist, deren Wirkung im Vergleich zu anderen Verfahren noch am besten vorhersagbar ist.
Der pauschale Kampf gegen die Gentechnik nützt nicht nur den NGO s. Es gibt noch andere, die davon profitieren: Monsanto und Konsorten. Denn in Deutschland sind die mittelständischen Züchter aufgrund des Gentechnikrechts im globalen Wettbewerb benachteiligt. Sie sind zu klein, um neben ihrer langwierigen züchterischen Arbeit noch jene bereits zitierte Waggonladung von Akten für die Zulassung zu produzieren, um sich ein paar Jahre später eine Ablehnung der EU -Behörden einzufangen. Sie sind zu klein, um sich irgendwo in Asien mit einer eigenen Forschungseinrichtung niederzulassen, um das genetische Potenzial ihrer Sorten kommerziell global ausschöpfen zu können. Gleichzeitig rückt gentechnisches Saatgut auf dem Weltmarkt unaufhaltsam vor, weil es einfacher und damit billiger zu produzieren ist als «konventionell» erzeugte Sorten. Der heimische Markt ist für diese Züchter andererseits auf Dauer zu klein, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Der Kampf gegen die Gentechnik betreibt nicht zuletzt das Geschäft von Monsanto. Greenpeace & Co. helfen mit, dass dieser Konzern die hiesigen mittelständischen Wettbewerber über kurz oder lang für ’n Appel und ’n Ei übernehmen kann.
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7 Biologische Landwirtschaft – der gescheiterte Traum
Es ist ein Skandal! Warum stellen so wenige Landwirte auf den Bioanbau um? Dessen Vorteile sollten selbst dem stursten Bauernschädel einleuchten: Mit dem Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger spart er nicht nur jede Menge Geld, er senkt auch das Risiko, dass sein Erntegut beanstandet wird, weil es mit Rückständen belastet ist. Zudem sind Bio-Obst und -Gemüse aromatischer und gesünder, und weil sie nicht überdüngt sind, auch haltbarer. Die etwas geringeren Erträge – Bioexperten sprechen von knapp 10 Prozent Einbuße 29 – werden durch die höheren Preise leicht kompensiert. Bei der Tierhaltung stehen dem Mehraufwand, den der Auslauf und individuelle Pflege bedingen, eine bessere Tiergesundheit und damit niedrigere Tierarztkosten, geringere Tierverluste sowie eine höhere Fleischqualität gegenüber.
Warum also will die überwiegende Mehrzahl der Landwirte die Zeichen der Zeit immer noch nicht sehen? Die Antwort der Betriebsleiter: Wir kennen die Realität des Bioanbaus nicht nur aus den euphorischen Berichten der Medien, sondern aus eigener Anschauung. Nicht Sturheit, sondern Sachkunde hält uns davon ab,
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