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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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Pressemeldung der Fraunhofer-Gesellschaft lautete: «Turbo-Züchtung schafft Super-Kartoffel». Was bitte ist eine Turbozüchtung? Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Mutationszüchtung und Gentechnik. Allerdings wurde hier nicht mit Radioaktivität, sondern mit Gift gearbeitet. Der entscheidende Fortschritt, der den Forschern am Fraunhofer-Institut gelang, besteht darin, die Mutationszüchtung massiv beschleunigt zu haben. Die Mutanten wurden mittels Gentechnik gescreent. Das Verfahren nennt sich Tilling (
Targeting Induced Local Lesions in Genoms
). Das alles kann man in der kurzen und unmissverständlichen Pressemeldung nachlesen. 8
    Eines muss man den Gentechnikgegnern schon lassen: Sie haben die fachliche Kompetenz unserer Öffentlichkeit und ihrer medialen Gentechnikexperten korrekt eingeschätzt. Unsere Presse druckt auch die dürftigsten Erklärungen von Greenpeace ab, als handele es sich um Wahrheiten, die zu hinterfragen an Majestätsbeleidigung grenzt. Dank dieser Propaganda strebt nun die Mutationszüchtung zu neuen Horizonten. Im Gegensatz zu gentechnischen Sorten, bei denen der Züchter einen Waggon voller Akten bei den Behörden einreichen muss – wo sie natürlich Seite für Seite aufmerksam gelesen werden –, braucht man bei den neuen Sorten aus der Strahlenkanone keinerlei Sicherheitsüberprüfungen. Und kein Demonstrant trampelt auf dem Acker herum. Merke: Je größer der Widerstand gegen Gentechnik, desto wichtiger die Mutationszüchtung und damit auch das Betreiben von Atomreaktoren.
    Die Mutationszüchtung ist ein allgemein bekanntes Verfahren, das jedem Biologen geläufig ist. Sie ist weltweit Standard. Und trotzdem ist sie im Bewusstsein der Öffentlichkeit so gut wie nicht vorhanden. Die zahllosen Seiten im Internet, die dem Bürger Informationen über Gentechnik nahebringen, namentlich von Greenpeace, Foodwatch, trans GEN , ja selbst vom Bundesverbraucherministerium, bieten keinerlei Informationen dazu an.
    Auch in den gegenwärtigen Biologie-Lehrplänen findet sich meistenteils nichts darüber, trotz des üppigen Lernumfangs zum Thema Genetik. Zufall? Die Thematik ist vielfach nicht einmal Bestandteil des Biologie-Lehramt-Studiums. Es ist schon sehr merkwürdig, dass Kinder in den Schulen ausführlich über potenziell denkbare Risiken von Gentechnik informiert werden, aber viele Lehrkräfte nicht in der Lage sind, die Grundlage unserer Ernährung, nämlich die Mutationszüchtung, auch nur zu benennen. Dafür können sie den Fettgehalt einer Flasche Mineralwasser im Schlaf aufsagen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Transgener Bioanbau
    Sie haben extra «Bio» gekauft, weil Sie keine transgenen Zwiebeln im Salat wollen? Da waren die Biobauern aber auf einem ganz anderen Trip. Hier hieß das Zauberwort Protoplastenfusion. 31 Erst als diese Praxis an die Öffentlichkeit drang, entschlossen sich die Bioverbände vor wenigen Jahren zu einem halbherzigen Verbot. 22 Halbherzig deshalb, weil damals ja niemand von den Biofunktionären wusste, welche Sorten auf diesem Wege erzeugt worden waren, sodass das Verbot zunächst keine Folgen hatte.
    Bei der Protoplastenfusion nimmt man eine Zelle, sagen wir von einer Zwiebel, und entfernt die Zellwand. Dann verfährt man mit der Zelle einer anderen Art, sagen wir vom Porree, auf dieselbe Weise. Die beiden «nackten» Protoplasten bringt man dann mit Stromschlägen zur Fusion. So können Pflanzen gekreuzt werden, die sich auf natürlichem Wege nicht kreuzen lassen. Hier zeigt sich, wie nonchalant die sakrosankten «Artgrenzen» in der Bio-Szene überschritten wurden, solange es kein Kunde wusste. Protoplasten nehmen durch Phagozytose aber auch bereitwillig fremde Substanzen auf. So kann man ihnen Viren, Chromosomen, aber auch ganze Organellen, wie zum Beispiel Chloroplasten, zuführen, was der Pflanze zu ganz neuen Eigenschaften verhilft. All das erinnert zwar irgendwie an die Gentechnik – heißt aber anders …
    Haben Sie einen Garten, Balkon oder auch nur eine Fensterbank, wo Sie Gemüse, Kräuter oder Blumen aus Samen selbst heranziehen? Dann unterbrechen Sie doch einmal kurz die spannende Lektüre und schauen Sie sich Ihre Samentütchen genauer an. Dort werden Sie immer wieder den Begriff Hybrid-Saatgut finden. Was ist das nun wieder?
    Bei der Hybridzüchtung werden die Nachkommen aus Inzuchtlinien miteinander gekreuzt (klingt gruselig bis ungesund, oder?). Der Trick besteht darin, dass es sich um echte Inzuchtlinien handeln muss und

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