Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
biologisch zu wirtschaften. Und warum stellen dann doch ein paar Prozent auf Bio um – fehlt denen die Sachkunde? Nein – aber sie haben andere Motive: Wie entsprechende Untersuchungen gezeigt haben, sind es vor allem die Subventionen, die die Umstellung auf Bio befördern. 3 Das ist durchaus legitim.
Bei der Erzeugung von Bioprodukten stehen heute also nicht unbedingt die Ziele einer vermeintlich besseren Landwirtschaftspraxis im Vordergrund, sondern die Extrazahlungen einer Wünsch-dir-was-Gesellschaft. Das ist übrigens auch der Grund, warum man mancherorts völlig verunkrautete Felder sieht. Um die Subventionen zu kassieren, muss lediglich gesät werden. Auf die Pflege und Ernte seiner Nutzflächen verzichtet manch ein Landwirt lieber, weil es sich finanziell gar nicht mehr lohnt. Von einer zukunftsweisenden Anbauform kann bei Bio also nicht unbedingt die Rede sein.
Schwermetall für den Bio-Acker
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum der Biobauer auf chemische Pestizide verzichten kann, während sein konventioneller Kollege aus Bequemlichkeit im Obstgarten oder auf dem Gemüseacker alles totspritzt, was da kreucht und fleucht? Man sieht doch, es geht auch ohne umweltgefährdende Chemie! Die Antwort auf diese Frage mag für viele Bürger ernüchternd klingen: Auch der Biobauer packt’s nicht ohne Pestizide! Denn Schädlinge können nicht lesen. Anderenfalls brauchten Biobauern an ihren Feldern und vor ihren Ställen nur große Schilder aufzustellen: «Achtung! Biologisch bewirtschaftet: Schädlinge müssen leider draußen bleiben!»
Warum nimmt der konventionelle Landwirt denn nicht einfach die umweltverträglicheren Präparate der Biobauern? Ganz einfach: Entweder wirken sie nicht zuverlässig, oder sie haben ebenso Nebenwirkungen wie konventionelle Pestizide. Denn Gift ist Gift. Das beste Beispiel sind die verschiedenen Kupfersalze, als da wären Kupfersulfat, Kupferhydroxid und Kuperoxychlorid. Sie werden zwar auch hie und da im konventionellen Anbau zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen eingesetzt, aber im biologischen Landbau sind sie unverzichtbar. Gezwungenermaßen, denn obgleich die Kupferpräparate sehr stumpfe Waffen sind, ist den Biobauern der Einsatz der wirksameren synthetischen Fungizide verboten.
Aus diesem Grunde sind die Kupferspritzmittel in einem verregneten Sommer beim Ökowinzer, -Obst- und -Gemüsebauern im Dauereinsatz. Denn Feuchtigkeit fördert das Pilzwachstum, und der Regen wäscht die Kupfersalze immer wieder ab. Im Obstanbau sind selbst in normalen Jahren 12–16 Spritzungen die Regel – das ist mehr, als der konventionelle Landwirt insgesamt spritzt. 35 Kein Wunder also, wenn jährlich ca. 300 Tonnen reines Kupfer in Deutschlands Weinbergen, Obstgärten und Gemüsefeldern versprüht werden. Im Biogemüsebau musste deshalb schon Erdreich ausgetauscht und die verseuchte Bioerde als Sondermüll entsorgt werden.
Ein Blick in die einschlägigen Sicherheitsdatenblätter seiner beiden wichtigsten Kupfersalze sollte jedem Biolandwirt zu denken geben. Beim Kupferhydroxid liest man: «gesundheitsschädlich», «umweltgefährlich», «sehr giftig für Wasserorganismen»; «Vergiftungssymptome können erst nach vielen Stunden auftreten», «von Nahrungsmitteln, Getränken und Futtermitteln fernhalten» und «Verwendung nur in Schutzkleidung, mit Handschuhen und dichtschließender Schutzbrille». Das ebenfalls populäre Kupferoxychlorid (damit wird die Färbung von Bioäpfeln intensiviert) gilt als «gesundheitsschädlich», «umweltgefährlich» sowie als «sehr giftig für Fische und Fischnährtiere».
Unbeeindruckt davon stellte die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft 2002 dem Umweltgift Kupfer einen Persilschein aus. Seine Bioverfügbarkeit im Boden sei gering, und Pflanzen könnten sich gegen zu große Aufnahmemengen schützen. Daher sei seine Anwendung für den Verbraucher unbedenklich. 41 Sollte die Behörde etwa übersehen haben, dass Kupfer ein Schwermetall ist und daher im Gegensatz zu synthetischen Pestiziden nicht biologisch abbaubar?
Es reichert sich im Boden an, wo es beispielsweise Regenwürmer und Raubmilben schädigt, und zwar in größerem Ausmaß als vergleichbare konventionelle Pestizide. 19,23,45 Gelangt Kupfer in Flüsse und Seen, vergiftet es das Wasserleben, ob Fisch, Wurm oder Alge. Daher darf der Landwirt Kupferspritzmittel nur dann ausbringen, wenn er dabei einen Mindestabstand von fünf Metern zu Gewässern einhält. In den
Weitere Kostenlose Bücher