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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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Übertragung von spongiformen Encephalopathien durch Hirne oder Heumilben auf den Menschen nicht gebannt – einfach deshalb, weil die Fachwelt hinter ihren Prionen herjagt, statt geeignete Tests auf die ursächlichen Viren zu entwickeln.

Zahlen, bitte!
    Jeder bessere Skandal braucht einen Schuldigen: Im Mittelalter schlug man nach dem Ausbruch von Seuchen jene Mitmenschen tot, die durch ihr gotteslästerliches Verhalten den Zorn des Herrn über das Land gebracht hatten. Auf diese Weise entledigte man sich elegant auch all jener Menschen, die den Weg aus der religiösen Verblendung hätten weisen können. Wir Heutigen haben während der BSE -Krise glücklicherweise nur unsere Rinderherden massakriert, um den Volkszorn zu besänftigen. Als wohlfeile Ursache für moralisches Versagen bot sich das Tiermehl an: Hat man nicht vegetarische Rinder mit Tiermehl, noch dazu von Artgenossen, gefüttert und sie so zu Kannibalen gemacht? Pfui Spinne!
    Die Theorie vom Prionen-Gott, der kleine Sünden sofort bestraft und große mit Inkubationszeiten wie bei BSE ausstattet, hat natürlich einen ziemlich irdischen Hintergrund: das liebe Geld.
    Hätte die Öffentlichkeit erfahren, dass die Krankheit durch Hypophysenpräparate verbreitet wurde, dann stünde die britische Pharmaindustrie am Pranger und wäre womöglich auch noch regresspflichtig. So bezahlen den ganzen Skandal – der durch die Fokussierung auf die moralische Ebene sinnlos verteuert wurde und auch viel unnötiges Leid über die Herden brachte – Europas Verbraucher über ihre Steuern und den Fleischpreis, Ablasshandel mit vielen Milliarden für den rechten Glauben.
    Die geschilderten Zusammenhänge hat einer der Autoren (U. P.) während der BSE -Krise Hunderten von Journalisten dargelegt und bei Bedarf die erforderlichen Dokumente und Fachpublikationen zur Verfügung gestellt. Es mag sein, dass der eine oder die andere die Darstellung nicht glauben mochte – Skepsis ziert den Qualitäts-Journalisten –, doch warum wurde sie nicht einmal erwähnt? Warum wohl erklärte ein Vertreter der Agrarpresse, das Thema sei für seine Leser einfach «zu heiß»? Sind die Bauern zu blöd? Oder die Verbraucher? Merken sie etwa nicht, wie alle rundherum ihre Schäfchen ins Trockene bringen?
    Kriegsgewinnler war in Deutschland auf jeden Fall die Futtermittelindustrie. Sie hat natürlich auch weiterhin Tiermehl hergestellt – wohin sonst mit den Kadavern? – und konnte nun doppelt verdienen: Erstens am Entsorgen, am sinnlosen Verbrennen von hochwertigem Tiermehl. Und zweitens durch den Verkauf von Ersatz-Futtermitteln, die natürlich gebraucht wurden. Dafür sind sie auch etwas teurer. Qualität und Sicherheit haben eben ihren Preis.

[zur Inhaltsübersicht]
    10 Fleisch mit G’schmäckle: Es ist was faul im Gammelstaat
    Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als der Begriff «Gammelgemüse» die Runde machte? So spottete der Volksmund über das Angebot der Bioläden an Schrumpelkarotten und Welkspinat. Heute erhitzen sich die Gemüter am «Gammelfleisch». Das Thema wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Nicht, weil immer mehr Gammelfleisch in den Handel kommt, sondern weil es Wasser auf die Mühlen von Vegetariern und Tierschützern leitet. Ein Blick in die Medien zeigt ja weniger, wo die Probleme unseres Planeten liegen, er gibt eher Aufschluss darüber, welche Marotten die Redaktionen umtreiben. Verweigert sich das Publikum beharrlich der gutgemeinten Botschaft, dann bedient man sich zur Not auch des Ekels. Denn Ekel ist nicht rational; es bringt nichts, einem Menschen zu sagen, er brauche sich nicht zu ekeln. Selbst wenn er wollte, wird es ihm nicht gelingen. Mit Ekelgefühlen lässt sich das Denken und Handeln von Menschen wirksam lenken.
    Klar auch, dass Gammelfleisch bessere Hingucker fürs Fernsehen bietet, schließlich ist der Neuigkeitswert deutlich größer als der ewig gleiche Schwenk in den Nachrichten, der am Kronleuchter beginnt und auf den Schlipsen der Parlamentarier endet. Da bieten Bilder aus der Abdeckerei eine willkommene Abwechslung. Wer diesen Anblick nicht gewohnt ist, dem bleibt erst mal die Spucke weg. Nicht anders wäre es, wenn man, werte Leserin, geschätzter Leser, den Inhalt Ihrer Biotonne am Abfuhrtag zeigen würde – ergänzt durch einen Blick ins Innere des Müllautos –, um öffentlich zu machen, was Sie so alles an Widerwärtigem in Ihrer Küche verbraten. Solche Bilder wirken. Am Schluss der Sendung folgt ein moralischer Appell

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