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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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Den Schnösel habe sie in den Wind geschossen. »War irgendwie langweilig mit dem Spießer.«
    »Aha.«
    Alkohol ist Gift. Nicht nur für die Leber, die, wie der Kabarettist im Saal verkündet, mit ihren Aufgaben wachse. Alkohol ist vor allem Gift für die Seele. Er macht dich locker, er macht dich mutig. Er macht dich taub für Alarmglocken, selbst wenn sie direkt neben deinem Ohr schrillen. Wenn ich was getrunken habe, sehe ich die Welt gelassener. Dann wittere ich nicht die Gefahr. Schon gar nicht, wenn sie nur einen Barhocker entfernt sitzt und mich mit ihren Augen auszieht. Franziska hat ihre Angel ausgeworfen. Ich zapple zwar noch nicht am Haken, trinke mir den Köder aber bereits schön.
    Während des zweiten Mojitos gibt es nur ein Thema: Mark Schwarz. Ich fühle mich geschmeichelt, vor allem, als Franziska plötzlich behauptet, was für ein großartiger Liebhaber ich doch gewesen sei. Kein Mann sei besser gewesen. Schon gar nicht der, für den sie mich verlassen hatte. Der Schnösel hätte es in der Hinsicht echt nicht draufgehabt. »Ich vermisse dich«, geht Franziska überfallartig in die Offensive. Dabei lehnt sie sich in meine Richtung. Ich spüre ihre Hand auf meinem Oberschenkel und lasse sie eventuell einen Moment zu lang dort andocken, bevor ich sie auf die Theke zurückbefördere.
    Weil ich keinen Plan habe, was ich jetzt tun soll, obwohl es vermutlich nur eine richtige Option gibt, versuche ich die Unterhaltung in weniger verfängliche Gewässer zu leiten. »Hast du die Bayern gestern gesehen?«
    Franziska lächelt. »Natürlich habe ich die Bayern gestern gesehen.«
    »Und du wohnst jetzt also wieder in München?«
    »So sieht’s aus.«
    »Neuer Job?«
    »Ich habe mich in eine Praxis eingekauft. Kleine Erbschaft.«
    »Schön.«
    Franziska nickt und schweigt. Schweigen macht mich nervös. Mein Herz schlägt ein paar Takte zu schnell. Ich sollte jetzt wirklich gehen.
    »Ich will mit dir schlafen!« Franziska legt wieder ihre Hand auf meinen Oberschenkel, nur diesmal etwas weiter nördlich. Ich muss sofort an diesen Film mit Michael Douglas und Demi Moore denken. Franziskas Lippen kommen bedrohlich nahe. Ohne es zu wollen, schließe ich halb die Augen. Mein Handy klingelt. Ich gleite vom Barhocker, drehe Franziska den Rücken zu und hebe ab.
    »Kommst du bald?« Luisa klingt müde.
    »Zwanzig Minuten«, stammle ich.
    »Ich warte im Bett auf dich.«
    Ich balanciere das Handy in der Hand und wende mich wieder Franziska zu. Dabei vermeide ich jeden Blickkontakt.
    »Wer war das?«, will sie wissen.
    Als ob sie das was angeht. Schon früher habe ich ihre Kontrollsucht gehasst. Sie wollte immer alles ganz genau wissen. Wohin ich gehe, mit wem ich mich treffe, was ich getan oder gelassen habe. Das geht sie aber überhaupt nichts an. Wir sind schon lange nicht mehr zusammen.
    Mein Vater hat mich vor ihr gewarnt. »Ich kenne solche Frauen«, hat er gesagt. »Deine Mutter ist genauso.«
    »Ich fahre jetzt nach Hause«, sage ich.
    »Na dann. Hübsch ins Körbchen.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Nehmen wir uns ein Zimmer.«
    »In diesem Leben nicht mehr.«
    »Du entkommst mir nicht, Mark.«
    »O doch, Franziska.«
    »Ich setze tausend Euro.«
    »Ich wette nicht.«
    »Wie klug von dir.«
    Als ich die Drinks bezahle, schweigt Franziska. Dabei lächelt sie wie ein Lippenhybrid aus Mona Lisa und Sphinx. Ich möchte gar nicht wissen, worüber sie nachdenkt. »Ciao«, halte ich den Abschied möglichst knapp.
    »Bis bald«, kontert Franziska mit ihrem berühmten Augenaufschlag.
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Nein, mein Lieber, keine Drohung, ein Versprechen.«
    Als ich nach Hause komme, schläft Luisa schon. Ich versuche, mich möglichst leise auszuziehen, was im Dunkeln keine leichte Übung ist. Dann kuschle ich mich unter die Decke und an ihren Rücken. Ihr Körper ist warm. Und sie ist nackt. Sie wacht kurz auf, murmelt etwas. Ich sage: »Ganz okay.« Sie drückt kurz meine Hand und schnarcht weiter, obwohl ich ihre gleichmäßigen Atemgeräusche nicht als Schnarchen bezeichnen darf – jedenfalls nicht in ihrer Nähe. »Ich liebe dich«, flüstere ich und drehe mich auf die Seite.
    Luisa
    Schon die ganze Woche habe ich mich auf das Abendessen mit Barnie und Lilly gefreut. Vor allem aus Neugier, das muss ich zugeben. Ich bin sehr gespannt, ob Barnie tatsächlich so domestiziert ist, wie ich glaube. Keine Ahnung, wie Lilly das in so kurzer Zeit hinbekommen hat.
    Aber vorher muss ich noch meinen eigenen Mann

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