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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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Problembewältigung an und wähle die Nummer meiner Mutter.
    »Mama, die Hochzeitsplanungen liegen vor mir wie der Mount Everest. Wie schaffen das andere Paare?«
    »Liebes, ihr werdet das auch schaffen. Wann wollt ihr denn heiraten?«
    »Das ist schon das erste Problem. Sommer wird zu knapp und im Winter mag ich nicht. Da müsste ich so viel anziehen.«
    »Dann also Herbst. Wie wäre es Ende September? Da ist es noch nicht zu kalt, und die Blätter verfärben sich schon.«
    »Das klingt ganz gut.«
    »Na also. Frag nur immer deine Mutter, mein Kind!«
    Hervorragend. Ich schreibe meinem Zukünftigen eine SMS: »Was hältst du von September?« Den Punkt Gästeliste überspringe ich, das muss ich zusammen mit Mark machen. Ich ergoogele ein paar nett aussehende Hotels für die Gäste und stelle eine Liste von möglichen Locations zusammen, damit ich sie am Wochenende mit Mark besprechen kann: ein Landgasthof, eine Gärtnerei mit schönen großen Gewächshäusern, eine Villa in einem kleinen Stadtpark, ein stillgelegtes Wasserwerk und ein mondänes Restaurant in der Innenstadt. Alle bieten etwa einhundertzwanzig Personen Platz. Wenn uns nichts davon gut genug gefällt, können wir uns damit zumindest schon mal für eine bestimmte Richtung entscheiden.
    Kommen wir zum angenehmen Teil: Flitterwochen. Ich möchte auf eine Insel mit weißem Sandstrand und mehr Palmen als Menschen. Genaueres habe ich mir noch nicht überlegt – zum Beispiel, ob ich Mark überhaupt an einen Ort ohne Flachbildfernseher bugsieren kann. Anna hatte damals ähnliche Probleme mit Christoph: Er ist Informatiker und bekommt Ausschlag beim Gedanken, kein DSL am Urlaubsort zu haben. Am Ende sind sie zusammen nach Goa geflogen. Wie die beiden es geschafft haben, sich zu einigen, weiß ich nicht. Gleich mal nachfragen.
    »Ich weiß nicht, ob diese Lösung was für euch ist«, sagt Anna am Telefon.
    »Wieso, habt ihr drum gepokert?«
    »Nein, viel schlimmer.«
    »Na, jetzt bin ich gespannt.«
    »Christoph hat eine Gleichung mit mehreren Unbekannten erstellt.«
    »Er hat bitte was?«
    »Ich sage doch, es ist nichts für euch. Ihr seid ja auch keine Informatiker, sondern ganz normale Menschen«, seufzt Anna.
    »Anna, jetzt erzähl es endlich!«
    »Also, es gab fünf Variablen in der Gleichung. Den potenziellen Reisezielen wurde für jede Variable ein Wert zugewiesen. Zum Beispiel Variable Kultur – da hat Rom eine Zehn bekommen und Hawaii eine Drei. Dafür hatte Hawaii bei Variable Landschaft natürlich einen höheren Wert. Christoph hat darauf bestanden, dass auch Internetanschluss eine Variable ist.«
    »Ihr seid ein krasses Paar. Und dann?«
    »Dann haben wir festgelegt, wie wichtig uns welcher Aspekt ist, und das mathematisch gewichtet. Frag mich nicht genauer, an der Stelle bin ich intellektuell ausgestiegen. Ich hatte immer eine Vier in Mathe.«
    »Ihr habt eine Gleichung mit mehreren Unbekannten gebraucht, um euch auf Flitterwochen in Goa zu einigen?«
    »Das war ganz schön schwierig! Habt ihr euch denn schon geeinigt?«, fragt Anna mit hämischem Unterton.
    »Äh, nein.«
    »Wart’s ab. In einer Woche wirst du mich anflehen, dass ich dir die Gleichung maile.«
    Um mich von dieser beunruhigenden Weissagung abzulenken, blättere ich in den Hochglanz-Hochzeitsmagazinen, die ich in meiner wichtig aussehenden Aktentasche ins Büro geschmuggelt habe. Von jeder Seite blicken mich Bräute in teilweise äußerst verkrampft wirkenden Posen an. Der schönste Tag im Leben – ganz individuell! , kreischt mir eine Überschrift enthusiastisch entgegen, unter der Mottovorschläge präsentiert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier eine Inspiration finde für den Stil der Hochzeit. Mit Rosarot ist die Liebe brauche ich Mark nicht zu kommen. Eine Fünfzigerjahre-Hochzeit fände ich super, aber das würde mich bei der Wahl des Brautkleides sehr einschränken. Dabei freue ich mich so darauf, alle Kleider zwischen München und Paris anzuprobieren. The Beach ist eigentlich ein schönes Motto, aber für Ende September ungeeignet. Was fällt mir zu Herbst ein? Der Herbst des Lebens . Oder Indian Summer . Nein, das klingt alles sehr nach Wechseljahren. Himmel, ist heiraten schwierig!
    Elaine klopft an die Tür. Ich lasse schnell die Magazine verschwinden.
    »Der Chef hat eine spontane Konferenz einberufen.«
    »Grmpf.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich komme gleich.«
    Spontane Konferenz. Natürlich. Schließlich kann die Entscheidung darüber, welches Model uns

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