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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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Gläser und den Korkenzieher. Ich öffne die Flasche, schnuppere die tollsten Düfte und Aromen und schenke uns ein Gläschen ein.
    »Für mich nicht«, lehnt Luisa ab.
    »Aber das ist dein Lieblingswein.«
    »Jetzt nicht.«
    Ich bleibe bis Rosenheim am Fenster stehen, lächle, trinke erst mein Glas aus, dann Luisas, dann nehme ich mein Buch und lege mich in das obere Bett.
    »Was liest du?«, fragt Luisa nach einer Weile.
    » Eine Reise nach Neapel .«
    »Aber wir fahren in die Toskana.«
    »Ich habe den Titel nicht gemacht«, verteidige ich mich.
    »Worum geht’s?«
    »Um eine Reise nach Neapel. Und nebenbei lernt man Italienisch.«
    »Klar, nebenbei. Wie schlank im Schlaf.«
    »Zumindest ein paar wichtige Phrasen.« Ich will vorbereitet sein, wenn ich Luisas Familie gegenübertrete, und nicht als der blöde Teutone dastehen, wenn ich gefragt werde, wie mir das Essen schmeckt.
    »Was hast du schon gelernt?«
    »Scusi, dottore, vorrei trovare una buona trattoria«, zitiere ich aus Lektion 7.
    »Du suchst ein gutes Gasthaus?«
    »Essen ist heilig in Italien.«
    Als ich Luisa etwas lauter atmen höre, klappe ich leise mein Buch zu. Genug gelernt, beschließe ich, soll ja keine Bildungsreise werden. Ich wiederhole leise das zuletzt Gelernte: »Purtroppo capisco soltanto poche parole d’italiano, ma vorrei imparare perfettamente questa lingua tante bella.« Frei übersetzt: Ich check fast nichts. Aber eure Sprache ist echt klasse.
    Zur Not muss Luisa übersetzen.
    »Wohin gehst du?«, höre ich sie in meinem Rücken.
    Eigentlich wollte ich ein bisschen den Zug erkunden. Vielleicht gibt es ja so was wie eine Bar. »Klo«, werfe ich aber sofort alle diesbezüglichen Pläne über Bord.
    Luisa lacht. Dann tippt sie mit ihrer Hand auf die winzige freie Stelle im Bett neben sich.
    »Du meinst?«, versichere ich mich vorsichtshalber.
    »Ausziehen!«
    Luisas Wunsch ist mir Befehl. Fünf Sekunden später bin ich nackt bis auf die Haut und lege mich zu meiner Verlobten unter die Decke.
    »Kuscheln?«
    »Mal schauen.«
    Bei den Schönwetterfilmen am Sonntagabend, in denen meine Mutter gelegentlich die verlorene Schwester oder liebe Schwiegermama verkörpert, würde spätestens an dieser Stelle die Kamera dezent vom Bett wegschwenken, durch das Fenster einen Blick auf die schöne Landschaft gewähren. Tatsächlich ist es aber dunkel. Von den Innsbrucker Hausbergen sähe man, wenn man denn jetzt hinausschauen wollte, sicher nicht viel. Und ich habe im Moment sowieso Besseres zu tun, als mich für die Bergwelt zu erwärmen. Ich ziehe Luisa den Slip aus, befreie sie von dem lästigen Unterhemdchen. Viel Platz zum Entfalten ist in diesem Bettchen nicht gerade. Dafür ist das monotone Geräusch der Schienen oder des Zugs auf ihnen sehr entspannend.
    Ich hatte noch nie Sex außerhalb eines Raums mit Mauern. Nicht im Auto, nicht im Flieger, schon gar nicht im Zug. Wenn Luisa aber nicht gleich aufhört … »Stopp!«, versuche ich zu retten, was noch zu retten ist, und entziehe mich mit einer ruckartigen Drehung ihrer Hand. Dabei stoße ich mit dem Schädel voll gegen die Unterseite des Betts über uns. Es kracht. »Au!«, schreie ich, greife an meinen Hinterkopf … und komme im selben Augenblick. Auf ihren Brüsten. Wie im schlechten Pornofilm. Was soll man sagen? »Uuups.«
    »Uuups?«, faucht Luisa und schielt mich böse an.
    »Tut mir leid«, entschuldige ich das Malheur und reibe meinen Kopf an der pulsierenden Stelle, wo ich mich gestoßen habe. Wahrscheinlich wird das eine Riesenbeule.
    Meine Verlobte schubst mich zur Seite und stürmt ins Bad. Ich höre die Dusche. Super, Mark. Statt gemütlich in dieses auch so schon problematische Wochenende zu starten, verteile ich Superhengst ein paar Millionen Spermien auf Luisas Brüsten.
    Ich wühle mich durch meinen Koffer, finde und greife nach der kurzen Pyjamahose, ziehe sie schnell an und überlege den nächsten Schritt. Was könnte ich zur Aufheiterung der Stimmung beitragen? Luisa noch mal fragen, ob sie meine Frau werden will? Besser nicht. Sie könnte womöglich ablehnen. Ich könnte sagen, dass ich mich auf die große Hochzeitsfeier schon jetzt sehr freue und wenn sie noch ein bisschen größer ausfallen würde, wäre mir das sogar noch lieber. Schmarrn. Ich werde mit einem Satz Luisas Wut in Wein verwandeln. Also in Freude. Sie wird mich herzen und sofort wieder lieb haben. Und wenn alles optimal läuft, können wir in einer halben Stunde vielleicht schon einen zweiten Versuch

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