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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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»… würde ich nie mehr als einen Bikini tragen und jeden Tag mit dir gemeinsam eine Außendusche benutzen.«
    Marks Augenbrauen schnellen in die Höhe. Er überlegt. In der entstehenden Stille kann ich hören, wie Nonna am anderen Ende des Tisches zu ihrem Lieblingssohn sagt: »Dieser Deutsche gefällt mir. Aber was findet er bloß an Luisa?«
    Mark
    Die nächsten Wochen vergehen wie im Flug. Also jetzt nicht wie auf einem Flug, bei dem ich Passagier bin. Diese Flüge vergehen nie wie im Flug, eher wie in Zeitlupe. Eine Stunde – von München nach Berlin zum Beispiel – dauert in meiner Wahrnehmung Tage. Was ich aber eigentlich sagen will: Wie schnell doch die Zeit vergeht, Kinder. Und trotzdem denke ich ständig an die Vergangenheit.
    Das Wochenende in der Toskana war sensationell! Mit der Nonna telefoniere ich seitdem fast jede Woche. Während Luisa an der perfekten Organisation unserer Hochzeit bastelt, arbeite ich an meinem Italienisch. Die Reise nach Neapel habe ich längst durch. Mittlerweile bin ich auf echte Lehrbücher umgestiegen. Und ich gehe wieder zur Schule. Zur Sprachschule, um genau zu sein. Ein bisschen fühle ich mich wie Colin Firth in Tatsächlich Liebe , den ich mir mal mit Luisa anschauen musste, aber gar nicht so schlecht fand. In dem Film verliebt er sich in die gut aussehende portugiesische Haushaltshilfe, die sein Ferienhäuschen in Frankreich sauber hält. Zurück in London besucht er dann gleich einen Portugiesischkurs, um seiner Angebeteten schließlich und endlich in Lissabon einen Heiratsantrag zu machen, woraufhin sie plötzlich in seiner Sprache antwortet.
    Mein Ziel ist es, mich mit Luisas Verwandtschaft auf der Hochzeit in deren Sprache zu unterhalten. Die Nonna sagt, ich spräche schon ganz hervorragend. Die Nonna. Selbst als der Nonno noch lebte, so wurde mir berichtet, sei sie das Familienoberhaupt gewesen. Die Nonna war und ist gefürchtet. So grob sie auch sein mag, so großartig ist sie auch. Auf jeden Fall hat sie einen hohen Unterhaltungswert.
    Das Gute an dem kleinen Fest im Innenhof der Tenuta war wohl, dass ich die halbe Sau, die Salvo über dem offenen Feuer gegrillt hat, fast im Alleingang vertilgt habe. Dazu eine Unmenge Salat, Brot, Gemüse und Kartoffeln. Wie der Großvater, »come il nonno«, hat die Nonna den ganzen Abend lang gejubelt. Das Gleiche hat sie auch zu meinem Weinkonsum angemerkt. Leicht beschwipst von Merlot, Cabernet und Syrah aus Salvos Keller schwang ich das Tanzbein mit Luisa. Aber auch mit sämtlichen Tanten, Cousinen und weiblichen Angestellten des Hauses. »Come il nonno«, hat die Nonna gesagt und gelacht. »Pass gut auf ihn auf«, gab sie Luisa mit auf den Weg nach Deutschland. Luisa versprach es.
    Sicher meinte die Nonna, ihre Enkeltochter solle für mein leibliches Wohl sorgen. Das genaue Gegenteil ist aber seit unserer Rückkehr der Fall: Luisa hat mich auf Diät gesetzt. Abends keine Kohlenhydrate mehr. »Ich möchte keinen Fettsack heiraten«, hat sie zwar nicht wörtlich gesagt, aber gemeint.
    Es war ein wunderbarer Sonntagnachmittag am See, richtig heiß, wir lagen unter einem Baum im Schatten, ein angenehmer Wind blies übers Wasser. Ein paar Stunden zuvor hatte Verena ein Mädchen zur Welt gebracht. Statt nun auch über Kinder zu reden, trampelte Luisa auf meinen Gefühlen herum. »Mark, du musst echt was machen.«
    »Was meinst du?«
    »Dein Bauch.«
    »Was ist mit meinem Bauch?« Ich dachte an eincremen.
    »Du hast ganz schön zugelegt.«
    »Lüge!«, beendete ich das Thema, drehte Luisa meinen Rücken zu und zog später ein T-Shirt an. Am Abend kochte ich dann Spaghetti Carbonara. Zweitausend Kalorien. Minimum. Dazu gab’s einen ausgezeichneten Chianti.
    Am nächsten Morgen beschloss ich, nachdem ich eine Weile nackt vor dem Spiegel zugebracht hatte, dass Luisa zwar nicht recht hat, aber ein paar Kilo weniger langsam echt nicht schaden würden. Ich konnte mich aber schlecht unters eigene Messer legen, wobei man beim Fettabsaugen ja nichts wegschneidet, sondern absaugt, was in den darauf folgenden Tagen, die man in einem Stützstrumpf zubringt, höllisch weh tut und nicht wirklich gut aussieht. Stichwort: Hämatome. Nein, auf diese Art wollte ich nicht schlank werden. Ich rief bei meinem Papa an und erkundigte mich, weil ich es in der Zwischenzeit wieder vergessen hatte, nach seinem Schlankmachergeheimnis. Zwei Tage später hatte ich ein Probetraining.
    Seitdem gehe ich jeden Dienstag und Donnerstag in die Schüttelbude, wie

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