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Wer ist eigentlich Paul?

Wer ist eigentlich Paul?

Titel: Wer ist eigentlich Paul? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Göttlicher
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umgebe ich mich auf Fotos lieber mit Männern als mit Frauen. Doch heute versuche ich zu schlucken, während der Fotograf den Auslöser betätigt. Alter Model-Trick gegen Doppelkinn, habe ich mal in der «BUNTEN» gelesen.
    Ich freue mich schon auf das Klassentreffen. Muss vorher unbedingt zum Friseur. Gleich mal bei Tony & Guy anrufen. Das Telefon klingelt.
    «Hm, ja?»
    «Schnuppel? Ich wollte nur wissen, ob meine Mail angekommen ist!»
    Ich muss lachen. Scannen und Mails mit Anhang verschicken, darin ist meine Mutter inzwischen ein Profi. Doch das Misstrauen ist geblieben   …
     
    PS: Gestern habe ich Paul wieder gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Novembernachmittag so schön sein kann. Schöner alsein Song von Coldplay, schöner als Skifahren bei Sonnenschein und drei Grad minus, schöner als Ausschlafen an einem nebligen Sonntagmorgen, schöner als ein Big Mac nach drei Wochen Rohkostdiät. Schöner sogar als die Abendstimmung auf der Isle of Skye und das Grillenzirpen auf Karpathos. Huch, jetzt wird es kitschig. Aber, Paul, lieber Paul, du weißt schon, wie ich’s meine.

MITTWOCH, 4.   DEZEMBER 2002 – CAPTAIN SUBTEXT
    Schade, dass diese Glückseligkeit nach Treffen mit Paul nie lange anhält. Jedes Mal werde ich süchtiger nach mehr. Und gestern war ich schon wieder am Rande der Verzweiflung. Ich musste mit jemandem reden.
     
    Ich geb’s zu – «Captain Subtext» ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Könnte aber von mir sein, dieses Phänomen und sein Name. Bedauerlicherweise stammt er aus dem Mund von Jeff aus der Serie «Coupling».
     
    Doch Captain Subtext ist auch außerhalb britischer Sitcoms weit verbreitet und treibt hier in München sein Unwesen. Gestern Abend zum Beispiel. Ich war mit meinem Freund Martin unterwegs. Martin ist mein bester Ratgeber, was Männerprobleme angeht. Er ist hetero, sieht gut aus (hat also Kontakt zu Frauen), kennt mich seit 15   Jahren und war lange Zeit verliebt in mich. Bis er sich im Sommer in diese brünette Schl   …, äh, in Viola verguckte. Ich glaube ja nicht, dass sie die Richtige für ihn ist. Ich glaube, sie nutzt ihn nur aus, braucht einen Mann zum Vorzeigen und fürs Bett, ist aber nicht wirklich an Martins Seele interessiert. Und er fällt drauf rein, weil sie Kleidergröße 36 trägt, trotzdem eine respektable Oberweite hat und dazuauch noch ein hübsches Gesicht. Männer sind so simpel. Neulich habe ich Viola ganz aus Versehen mit «Hallo, Samantha!» begrüßt, als ich sie auf einer Party traf. Es dauerte ungefähr drei Minuten, bis sie die Frechheit begriff und sich verfärbte. Doch zu diesem Zeitpunkt befand ich mich schon in sicherer Entfernung.
     
    Aber zurück zum Thema. Ich sitze also mit Martin im Haidhauser Augustiner. Herbert «Das Leben ist nicht fair» Grönemeyer röhrt (nix gegen seine Musik, aber haben die hier früher nicht anderen Sound gespielt?), die Luft ist blau von Zigarettenrauch, und wir fangen an, uns zu unterhalten.
     
    «Und, wie läuft’s mit Sam   … Viola?», frage ich und lächle ihn an.
    Captain Subtext: Ich will gar nicht wissen, was du mit der alles treibst, erspar mir die Details, sag «Och, geht so» und frag mich, was es Neues von Paul gibt. Ich muss mir nämlich was von der Seele reden und brauche deinen männlichen Rat.
    «Och, geht so», sagt Martin. «Nein, eigentlich läuft es super!» Er strahlt, und ich merke, wie meine Gesichtsmuskeln sich verkrampfen.
    «Sie ist wirklich total süß, ganz anders, als alle denken. Nicht der toughe männermordende Vamp. Im Grunde ist sie total sensibel, verletzlich und sehr gefühlvoll   …»
    «Hm-mh, manchmal sind Menschen ganz anders, als man dem ersten Eindruck nach denkt», werfe ich ein, seufze theatralisch und puste einen Rauchkringel unter die Lampe.
    Captain Subtext: Ich rede von Paul, also frag mich endlich nach ihm!
    Martin kapiert. Na also. Beinahe hätte ich ihm mit dem Zaunpfahl eins überbraten müssen.
    «Und bei dir, gibt’s was Neues von Paul?»
    «Mja, könnte man so sagen   …»
    Captain Subtext: Komm, frag noch ein bisschen nach, ich will nicht den Eindruck machen, dass ich es nötig habe, darüber zu sprechen.
    «Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Wart ihr nur wieder zusammen im Bett, oder habt ihr endlich mal über eure Zukunft gesprochen? Ich sag’s dir, Marie, der will nur mit dir in die Kiste! Sei doch nicht so verdammt naiv!»
    «Sag mal, hast du eigentlich dein Auto schon verkauft? Ich wüsste da jemanden  

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