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Wer ist eigentlich Paul?

Wer ist eigentlich Paul?

Titel: Wer ist eigentlich Paul? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Göttlicher
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Party. Man weiß ja, was das bedeutet. Wenn du einem Mann nicht besonders wichtig bist bzw. am Anfang einer sich anbahnenden Beziehung mit ihm stehst, dann lädt er dich an einem Montag-, Dienstag- oder Mittwochabend zum Essen ein. Donnerstag ist in Großstädten schon wieder viel zu sehr «Ausgehtag», da trifft man sich mit Freunden und geht in Clubs tanzen, die donnerstags die coolste Musik und die trendigsten Gäste haben. Freitag ist tabu und Samstag sowieso. Sonntag hingegen ist der Tag für Pärchen, dieschon Pärchen sind. So ist das. Und wenn ein Mann eine Frau auf eine private Party mitnimmt, heißt das, dass er sich a) gerne vor seinen Freunden mit ihr zeigt und b) es in Kauf nimmt, sie nicht mehr so einfach ignorieren und unter «Wie hieß die Blonde aus der Ersten Liga gleich nochmal?» ablegen zu können, wenn sie ihn nach einer Weile langweilen oder nerven sollte. Zumindest eine Freundschaft muss er ihr später vortäuschen, wenn er private Partys mit ihr besucht. So ist das.
     
    «Marie, bist du noch dran?», will der schöne Andi wissen. Mist, jetzt ist mir durch diese Gedanken wertvolle Ausredenfindezeit verloren gegangen. Blöderweise habe ich heute Abend wirklich nichts vor. Ich bin schlecht gelaunt und wollte meinen Vorweihnachtsfrust alleine mit einer Flasche Rotwein und «Deutschland sucht den Superstar» . (sehr frustverstärkungsgeeignet) kultivieren.
    «So ein Zufall, gerade hat mir Vroni abgesagt, weil sie Kopfweh hat!», trällere ich in den Hörer. Schon wieder eine Lüge. Na ja.
    «Prima, dann hole ich dich gegen halb neun ab, okay?», freut sich Andi.
     
    Ich bin verwirrt. Und resümiere: Ich habe Andis Essenseinladung nicht angenommen, ihn angelogen, ihn vor einem anderen Mann in eine peinliche Situation gebracht und danach nicht den Mumm gehabt, ihn anzurufen und mich zu entschuldigen. Ich habe mich gar nicht mehr bei ihm gemeldet. Das war am einfachsten. Kurz, ich habe ihn schlecht behandelt und kein Interesse an ihm bekundet. Im Gegenteil.
     
    Ich fasse weiter zusammen: Ich habe mich bei Paul in poetischen Worten für den wunderschönen Weihnachtsmarktabend bedankt, ihm noch ein paar nette SMS geschickt, ein Weihnachtsgeschenk für ihn liegt fertig verpackt neben mir. Ich habeihm gesagt, dass ich ihn vermissen werde über die Feiertage und dass ich ihm gerne persönlich ein frohes Fest wünschen würde. Kurz, ich habe ihn gut behandelt und ihm das Gefühl gegeben, dass mir was an ihm liegt.
     
    Was folgt daraus? Paul hat dieses Jahr keine Zeit mehr für mich, er fährt mit Freunden in die Berge und ist im Vorbereitungsstress. Ich werde ihn erst nächstes Jahr wiedersehen, und ich fürchte, ich werde an Silvester um 00   Uhr 01 vergeblich auf eine SMS mit einem sehnsuchtsvollen Neujahrskuss warten. Hoffentlich ist das Netz überlastet, dann kann ich es wenigstens darauf schieben.
    Andi hingegen geht aufs Ganze und lädt mich samstagabends ein, ihn auf eine Party zu begleiten. Er ist definitiv interessiert an mir. Obwohl ich ihn behandelt habe wie den letzten Dreck.
     
    Weil, Marie, weil! Wieso weil? Weil was?
Weil
du ihn schlecht behandelt hast, läuft er dir hinterher, sagt meine innere Stimme belehrend. Ja, ja, Jagdinstinkt, Beute, Eroberungstrieb, entgegne ich, das kenne ich doch, du hast wohl zu viele Frauenzeitschriften gelesen, das ist doch alter Käse, und daran sollte im 21.   Jahrhundert keine Frau mehr glauben! Die innere Stimme hebt nur die Augenbrauen (haben Stimmen Augenbrauen?) und schweigt spöttisch. Und sie hat natürlich Recht. Das Exempel war deutlich genug. Dumm nur, dass mir das erfolgreiche Schlechtbehandeln von Männern nur bei Exemplaren gelingt, die mich nicht wirklich interessieren. Wenn mir etwas an einem Mann liegt, mutiere ich zum prima Beispiel für den «Don’t»-Kasten eines jeden Frauenzeitschriften-Artikels zum Thema «So kriegen Sie ihn – 10   Wege, sich den Traummann zu angeln». Ich habe fast immer Zeit, wenn er mich sehen will (auch wenn ich dafür wochenlang verabredete «Mal wieder in Ruhe quatschen»-Abende mit lieben Freundinnen canceln muss oder Nachtschichten einlege, um meine Arbeit zu schaffen), ichschreibe definitiv zu viele SMS, ich beantworte Mails, Anrufe und Kurznachrichten vor Ablauf der 1 2-Stunden -Frist, ich sage ihm, wenn ich ihn vermisse oder scharf auf ihn bin.
     
    Ganz falsch. Weiß ich doch. Aber wenn einer sich nur für mich interessiert, weil er mich erobern muss und so zwischen Bürosessel, V W-Golf -Sitz und

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