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Wer ist eigentlich Paul?

Wer ist eigentlich Paul?

Titel: Wer ist eigentlich Paul? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Göttlicher
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aber das lag nur daran, dass ich schon lange nicht mehr von einem halbwegs akzeptablen Mann zum Essen eingeladen worden war   …
     
    Stunden später war ich ziemlich betrunken, rotwangig und lag in den Armen von Vroni. «Dieses Arschloch!», fauchte ich zum hundertsten Mal. Paul hatte mich versetzt! Am Nachmittag war er grußlos aus dem Büro gestürzt. Um seinen Schlabberpulli und die Cordhose gegen ein stylishes Outfit zu tauschen, dachte ich. Kurze Zeit später dann die telefonische Absage. «Die Gründe erzähle ich dir lieber persönlich.» Ich will sie gar nicht wissen, dachte ich. Sicher sind sie groß, schlank und brünett. Genüsslich malte ich mir aus, wie ich Paul am nächsten Tag eiskalt ignorieren und künftige Annäherungsversuche kühl und souverän abblocken würde.
    «Hey, alles klar bei dir?», tippte ich 12   Stunden später in eine E-Mail . So viel zum Thema Konsequenz und Geradlinigkeit. Aber er sah sooooo fertig und bemitleidenswert aus, ich konnte ihm einfach nicht böse sein! Verzeihen zeigt Größe, dachte ich und gab ihm noch eine Chance.
     
    Beim nächsten Date kaufte ich keine Klamotten. War auch gut so, denn natürlich klappte es wieder nicht. Ich blieb wahnsinnig cool, ersparte diesmal Vroni mein frustriertes Selbstmitleid und ging stattdessen zwei Stunden lang joggen. Klar, dass Paulseine zweite Chance verwirkt hatte und es niemals eine dritte geben würde. Ich habe ja schließlich auch meinen Stolz.
     
    Zwei Monate später war ich gerade mit Picknickdecke und frischen Brezn, in weißer Bluse und neuen Jeans unterwegs in den Englischen Garten, als mein Handy piepte und mein drittes Date mit Paul zunichte machte. Er habe einen dringenden Auftrag, der heute noch fertig werden müsse. Statt einfach zu schweigen und ihn aus meinem Leben zu streichen (damals wäre das noch leichter gewesen!), schickte ich ihm eine SMS, die in 160   Zeichen die gesamte Pampigkeit enthielt, die ich aufzubieten habe.
     
    Ich hörte nichts mehr von Paul. Ließ bestimmt 100 0-mal «Weep» von Reamon im C D-Player laufen, bekam jedes Mal ein rotes Gesicht vor Wut und Scham, wenn ich daran dachte, wie er mich versetzt hatte, und war ansonsten heilfroh, dass es Frühling war, ich mit meinen Freundinnen an den Gardasee flüchten, im Carrie-und-Samantha-Stil um falsche Louis-Vuitton-Handtaschen feilschen konnte und mir das Leben ohne Paul jede Menge Abwechslung bot.
     
    Am allerersten Tag, an dem ich kein einziges Mal an Paul dachte, es war Ende Mai, piepte mein Handy, und ich bekam eine SMS – so, als ob nie etwas gewesen wäre. Dafür bewundere ich die Männer! Wie sie das immer hinbekommen. Natürlich erlitt ich einen Rückfall. Ich war zwar so schlau, mich nicht mit ihm zu verabreden – als ich ihn jedoch zwei Wochen später beim Fußball-W M-Gucken in der Stadt traf, war es um mich geschehen. Nein, verliebt war ich nicht in Paul, aber er hatte meinen Ehrgeiz angestachelt. Außerdem sah er im Sommer noch um einiges besser aus als im Winter. Ich hatte fest vor, mir diesen Mann zu schnappen, und sei es nur für eine Nacht. Einer, der sogar in komischen Allzweck-Dreiviertelhosen, peinlichenBadeschlappen und im verwaschenen T-Shirt mit Zahl vorne drauf zum Anbeißen aussieht, verspricht unbekleidet den Himmel auf Erden. Ich würde Paul kriegen, ihn verführen und in den Wahnsinn treiben. Und mich dabei auf keinen Fall in ihn verlieben.
     
    Ich sah Paul noch ein paar Mal beim Fußballgucken. Er mich allerdings nicht. Es war seltsam – ich kam kurz vor Spielbeginn in die überfüllte Muffathalle, Hunderte von Menschen, hauptsächlich Männer, drängten sich auf Bierbänken, an Stehtischen und in den Gängen. Ein total unübersichtlicher Haufen durcheinander wuselnder Leute. Mir genügte ein Blick, und ich hatte Paul entdeckt. Eine Frau sah ich nie an seiner Seite. Und registrierte mit einer Mischung aus Befremden und Angst, wie erleichtert ich darüber war.
     
    Eine Woche nach dem verlorenen Finale piepte mein Handy. «Die WM ist vorbei und das Leben so leer   …», schrieb Paul. Was sollte das nun wieder heißen? Fülle mein Leben? Mir ist gerade ein bisschen langweilig, weil ich nicht mehr Slowenien gegen Paraguay gucken kann? Oder war es eine reine Feststellung? Ich wurde nicht recht schlau aus ihm. Und je mysteriöser seine SMS wurden, desto mehr wollte ich ihn. Gut gespielt, Paul. Schließlich verabredeten wir uns für den 1.   August im Biergarten. Der Rest ist bekannt   …
     
    Paul kriegen,

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