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Wer ist eigentlich Paul?

Wer ist eigentlich Paul?

Titel: Wer ist eigentlich Paul? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Göttlicher
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Rothaarige unter einem Vorwand für eine Viertelstunde aus Tamaras Sichtkreis zu entführen, ließ es dann aber bleiben. Man muss es ja nicht übertreiben.
     
    Ansonsten gibt es von dieser Party nicht mehr viel zu berichten. Als Andi mich gegen drei Uhr morgens vor meiner Wohnung absetzte, signalisierte er akuten Kaffeedurst und wollte mir tatsächlich einreden, im Treppenhaus lauerten mannigfaltige Gefahren auf mich. Ich wies ihn darauf hin, dass er in der Feuerwehreinfahrtstand. Ich würde schon mal raufgehen, wenn er einen Parkplatz fände, könne er ja noch nachkommen. Nach zwanzig Minuten tat Andi leicht gereizt per Handy kund, er habe jetzt die Schnauze voll, Neuhausen sei parkplatztechnisch indiskutabel, und er werde seinen BMW jetzt zu Hause in Harlaching vor seiner Haustüre abstellen. Selbst der schöne Andi findet eben manchmal keine Parklücke. Glück gehabt, Marie, dachte ich mir und ignorierte die innere Stimme, die wissen wollte, warum ich ihm nicht einfach gesagt hatte, dass ich allein bleiben wollte.
    So ging’s doch auch. Und zwar viel eleganter.

FREITAG, 27.   DEZEMBER 2002 – JAHRESRÜCKBLICK 2002
    Noch gut drei Tage hat das Jahr. Zeit für einen sentimentalen, unsachlichen, einseitigen persönlichen Jahresrückblick.
     
    Klar, welche Überschrift 2002 später in meinen Memoiren tragen wird: Paul. Er ist das Beste und zugleich Schlimmste, was mir in diesem Jahr widerfahren ist.
     
    Doch unsere Geschichte beginnt schon im Herbst 2001.   Ich arbeitete an einem gut bezahlten Projekt in einer Firma. Eines Tages kam meine Assistentin Biggi, ein 2 0-jähriges Prachtweib mit blonder Lockenmähne, einem hübschen Puppengesicht, Körbchen- oder besser Korbgröße 95   D und einem gut dazu passenden Arsch in mein Zimmer geschwebt und seufzte theatralisch: «Also der Typ drei Büros weiter   … Eine Sahneschnitte, dat sach ich dir   …» Was?, dachte ich, da sitzt eine Sahneschnitte von Mann, und ich hab ihn nicht bemerkt? Als besagter Typ das nächste Mal auf dem Weg zum Klo an meiner Bürotür vorbeilief, guckte ich ihn mir an. Na ja, nicht schlecht, dachte ich. Daswar’s. Biggi hingegen war schwer verliebt. Jedes Mal, wenn Paul bei uns vorbeiging (und das tat er dauernd), himmelte sie ihn kuhäugig an, ließ ihren Busen wallen, lachte glockenhell, schmiss die blonden Locken nach hinten und erzählte mir dann, was sie mit ihm vorhatte. Flirten, verführen, hörig machen, heiraten. Oder so ähnlich.
     
    Eines Abends musste ich einen Artikel fertig schreiben und saß gegen neun Uhr noch im Büro, als Paul plötzlich in der Tür stand. Lass mich bloß in Ruhe, ich muss das hier fertig kriegen und will nach Hause, dachte ich und sagte: «Komm rein, willst du eine Zigarette?»
    Er wollte. Und kam rein. Das Ergebnis war, dass ich erst weit nach Mitternacht nach Hause kam. Die Zigarette am Abend wiederholte sich. Eigentlich unterhielt ich mich nur mit Paul, weil Biggis Nasenflügel immer so schön bebten, wenn ich ihr am nächsten Morgen davon erzählte.
    Einige Zeit später lud Paul mich zum Essen ein. Für einen Montagabend übrigens. Es wurde ein anstrengendes Wochenende. Samstag ging ich mit meinen Freundinnen shoppen und kaufte Sachen, die Männern gefallen. Durchsichtige Oberteile, schmale Röcke, hohe Stiefel, alles schlicht, aber sexy. Und teuer. Sonntag ging ich zum Skifahren, nervte Marlene von morgens um sieben bis abends um acht mit dem Thema Paul und brauchte insgesamt fünf Weißbier, um mich zu entspannen. Und das alles nur, um Biggi zu ärgern.
     
    Am Montag erschien ich dann dezent aufgebrezelt und etwas angespannt im Büro. Wo wir wohl hingehen würden? Kneipe an der Ecke oder Szene-Lokal? Sushi oder Schweinebraten? Und hinterher, «Da ist deine U-Bahn », Cocktail in einer Bar oder gar «Magst noch auf ’nen Kaffee   …?» Ich unterhielt mich mit Biggi über Pauls Style. Ich fand, dass er erfrischend natürlich aussah.
    «Also, ich glaube nicht, dass der morgens so aussieht, bevor er im Bad war!», mutmaßte Biggi, und ich ergötzte mich an ihrem empörten Gesicht, als ich grinsend erwiderte: «Na, das werde ich dir dann ja morgen sagen können!» Wieso bin ich gemein? War ja nur ein Scherz. Nicht, dass hier etwas falsch verstanden wird: Ich hatte keineswegs vor, am ersten Abend mit Paul ins Bett zu springen. Ich interessierte mich ja noch nicht mal richtig für ihn. Gut, ich hatte mehrere hundert (damals noch) Mark für mein Outfit ausgegeben und war unglaublich nervös,

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