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Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Titel: Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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richtig weh zuzuschauen. Noch schmerzhafter war die Vorstellung, wie verzweifelt man sein musste, um sich auf so eine Art misshandeln zu lassen.
    Die Tränen der Frau befeuerten Temples Verachtung erst recht. » Flenn ruhig. Das ist genau das, was du schon dein ganzes Leben lang tust. Bei Problemen loszuflennen, statt sie anzupacken. Na los! Runter von der Insel! Es gibt Tausende von Menschen, die darauf warten, deinen Platz einzunehmen. «
    » Nein! « , schrie die Frau. » Ich kann das. Ich schaffe das. «
    » Dann streng dich an! «
    Temple drückte wieder auf Pause, gerade als die Frau anfing, wild auf einen Sandsack einzudreschen. Lucy bezweifelte, dass Selbsthass die beste Methode war, um sich zu motivieren, aber Temple sah das anders.
    » Irene ist, vier Monate nachdem wir diese Folge aufgezeichnet haben, ihren ersten Halbmarathon gelaufen « , erklärte sie stolz. » Als ich mit ihr fertig war, hatte sie über hundert Pfund abgenommen. «
    Lucy fragte sich, wie viel von diesen hundert Pfund Irene wieder zugenommen hatte ohne eine brüllende Temple im Nacken.
    » Gott, sie sah einfach fantastisch aus. « Temple schaltete den Fernseher aus, stand auf und straffte sich. » Die Kritiker machen mich immer runter. Ich werde ständig mit Trainern wie Jillian Michaels verglichen, bloß dass sie ein Herz haben soll und ich nicht. Ich habe ein Herz. Ein großes. Aber man hilft den Leuten nicht damit, dass man sie verhätschelt, und ich bin bereit, meine Erfolge jederzeit mit ihren zu messen. « Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Treppe. » Ich werde jetzt ein bisschen Oberkörpertraining machen. Wenn ich mir Ihre Arme so ansehe … Sie sollten mitmachen. «
    Das Gesicht der schluchzenden Frau blitzte in Lucys Kopf auf. » Das ist gerade ein unpassender Zeitpunkt. «
    Temples Oberlippe kräuselte sich. » Für Sie gibt es nie einen passenden Zeitpunkt, oder, Lucy? Man findet immer einen Grund, um sich gehen zu lassen. «
    » Ich lasse mich nicht gehen. « Vielleicht lag es an Temples einschüchterndem Blick oder an dem zweiten Chili-Hotdog, aber Lucy klang nicht überzeugend. » Ich mache Sport « , fügte sie hinzu, mit festerer Stimme. » Zwar nicht gern, aber ich mache Sport. «
    Temple verschränkte die Arme vor der Brust wie ein Gefängnisaufseher. » Was denn für Sport? «
    » Liegestütze. Sit-ups. Ich gehe viel zu Fuß. Manchmal gehe ich joggen. «
    » Manchmal ist nicht genug. «
    » Im Winter trainiere ich im Fitnessstudio. «
    Dreimal die Woche, wenn sie Glück hatte. Eher zweimal. Aber es verging kaum eine Woche, in der sie sich nicht mindestens einmal dort blicken ließ.
    Temple deutete mit einer abfälligen Geste auf Lucys Körper, als wäre er verdorbenes Fleisch. » Sind Sie wirklich zufrieden mit dem Ergebnis? «
    Lucy überlegte kurz. » Eigentlich schon. «
    » Sie belügen sich selbst. «
    » Das glaube ich nicht. Wünsche ich mir einen strafferen Körper? Welche Frau wünscht sich das nicht? Aber ich arbeite daran. Ein bisschen hier, ein bisschen da. Bin ich davon besessen? Nicht wirklich. «
    » Jede Frau in diesem Land ist von ihrem Körper besessen. Man kann in unserer Gesellschaft nicht leben, ohne davon besessen zu sein. «
    Lucy kam in den Sinn, dass sie in so vielerlei anderer Hinsicht verkorkst war – bezogen darauf, was sie ihrer Familie schuldig war, was sie sich selbst schuldig war und wie sie beides ins Gleichgewicht bringen konnte –, dass sie gar keine Zeit hatte, sich ernsthaft Gedanken über ihre Figur zu machen.
    » Ich halte nicht viel davon, mich beim Sport auszupowern. Ich schätze, ich habe meine eigene Trainingsphilosophie. Die Gut-genug-Methode. «
    Temple machte ein Gesicht, als würden Kakerlaken über Lucy krabbeln, und obwohl Lucy wusste, dass Erklären keinen Sinn hatte, versuchte sie es trotzdem.
    » Ich glaube, Bewegung ist wichtig, aber ich trainiere nicht für einen Triathlon, sondern nur für meine Fitness allgemein. Und wenn Sport zur Quälerei ausartet, vergeht mir völlig die Lust. «
    » Dann müssen Sie sich zwingen. «
    » Ich bin ganz glücklich mit meiner Willensschwäche. «
    Lucy überlegte, ob sie hinzufügen sollte, dass Temple sich vielleicht etwas weniger elend fühlen würde, wenn sie mal die Gut-genug-Methode ausprobieren würde. Die Gewichtszunahme der bösen Königin konnte kein Zufall sein, und die Sozialarbeiterin in Lucy fragte sich, was passiert war, dass Temple ihre Selbstbeherrschung verloren hatte.
    Aber Temple konnte Lucys entspannte

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